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Sie fliegt zum Mars!

Seit sie drei Jahre alt ist, träumt Alyssa Carson von einer Expedition zum Mars. Jetzt, mit 19 Jahren, ist sie kurz davor tatsächlich als jüngste Astronautin ins All zu starten.

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Sie fliegt zum Mars!
© iStock

Als kleines Mädchen sah die junge Frau aus Louisiana einen Cartoon über eine Expedition zu dem 56 Millionen Kilometer entfernten Planeten: "Da war es um mich geschehen. Das wollte ich auch. Unbedingt.“ Dass diese kindliche Fantasie tatsächlich Realität werden könnte, dachte damals wohl niemand. "Mein Papa hat jedoch immer an mich geglaubt und mich bei allem unterstützt", sagt die Tochter eines alleinerziehenden Vaters. Statt durch Kinderbücher blätterte sie fortan lieber durch Fotobände des Universums.

Ab ihrem 12. Lebensjahr verbrachte sie ihre Ferienzeit in internationalen Space Camps der NASA – in den USA, Kanada und der Türkei. Jugendliche aus aller Welt probieren hier Raumfahrt-Szenarios, wie eine Mondlandung aus und lernen über die Wissenschaft und Technologien hinter dem Astronauten-Job. "Je mehr ich über den Weltraum gelernt habe, desto interessanter wurde er für mich", sagte Alyssa in einem Interview mit der VOGUE.

Gleich nach Beendigung der High School schaffte das Mädchen als jüngster Mensch, die Aufnahme in der Advanced Possum Academy, einem Programm für angehende Astronauten. Den Abschluss schaffte sie mühelos. Derzeit wird sie an der Internationalen Weltraumuniversität zur Astronautin ausgebildet. Ihre Vision möchte sie mit anderen teilen. So ist es der Weltraum-Enthusiastin wichtig, Jugendliche mit ihrer Begeisterung anzustecken: in TV-Shows, auf Weltraumkongressen und Hochschulkonferenzen oder als Botschafterin des Projektes Mars One vermittelt sie ihr Wissen. Zusätzlich gründete sie mit ihrem Papa Bert Carson die Blueberry Stiftung, benannt nach ihrem Astronautennamen "Blueberry". Mit Hilfe eines Stipendiums erhalten Kinder dadurch die Möglichkeit, ihren Traumberuf zu realisieren.

Bleibt bei all dem Engagement überhaupt noch Zeit für ein normales Teenager-Leben? „Aber ja. Die Leute stellen sich das extremer vor, als es ist. Natürlich nimmt alles viel Raum in meinem Leben ein, aber es gibt dennoch Platz für andere Dinge. Die Trainings mit der NASA dauern jeweils etwa zwei Wochen. Wenn ich für eines eingeplant werde, reise ich für diese Zeit an den jeweiligen Ort. Aber früher war ich auch bei den Pfadfindern, habe Fußball gespielt und Ballett getanzt. Heute backe ich sehr gerne und ich liebe Back-Shows.“

Starttermin der Mars-Mission.

Wie lange es noch dauern wird, bis Alyssa tatsächlich den Boden unter den Füßen verlieren wird und in Richtung Mars abhebt, steht noch nicht fest. Sie ist jedenfalls im "Stand by"-Modus. Sollte etwa das Raumfahrtunternehmen "SpaceX“ eine Mission verwirklichen, wäre Alyssa der erste Teenager im Weltraum. Sollte sie abgesagt werden, ist sie fix für einen späteren Mars-Aufenthalt eingeplant. Da wäre sie 32. Die Reise zum roten Planeten würde in jedem Fall etwa drei Jahre dauern.

Gar keine Angst? "Nein, höchstens Respekt. Viele der Gefahren, wie Strahlung oder Weltraummüll oder der fehlende Sauerstoff machen mir keine Angst mehr. Ich habe mittlerweile so viel gelernt und bin ständig mit Leuten zusammen, die schon seit Jahren in der Raumfahrt arbeiten. Für die ist das alles vollkommen normal. Ich fühle mich immer in guten Händen!, sagt sie im Gespräch mit VOGUE und fügt hinzu: "Außerdem macht man ständig Trainings, die einem die Angst nehmen – etwa Mikroschwerkraftflüge, Überlebensübungen im Wasser, Dekompressionstrainings und so weiter."

Mars als Ausweichquartier?

Aber brauchen wir tatsächlich einen zweiten Planeten, um die Menschheit am Leben zu erhalten? "Dass wir die Erde wirklich komplett zerstören werden, glaube ich nicht. Meine Sorgen drehen sich eher um die Sonne. Ohne sie und ihr Brennen geht auf der Erde nichts – und ihr kann irgendwann der Brennstoff ausgehen. Wenn das passiert, wird das ganze Sonnensystem mit ihr gehen, wir werden unsere Wärmequelle verlieren und alles wird einfrieren. Wenn das geschieht und der Mensch noch auf der Erde ist, wäre das eine große Gefahr. Der Mars rettet uns dann nicht automatisch, er ist ja im gleichen Sonnensystem. Aber dorthin zu gehen, ist der erste Schritt, den Menschen zu zeigen, dass wir Kolonien auf anderen Planeten haben können. Wenn wir nicht anfangen, uns vorzubereiten, werden wir irgendwann zu spät sein."

Visionen muss man leben.

Alyssa beweist jedenfalls, dass kein Traum zu verrückt ist, um in die Tat umgesetzt zu werden: "Meiner war der abgedrehteste, den man sich nur vorstellen kann: Sich mit drei Jahren vorzunehmen, einmal auf den Mars zu fliegen. Damals war das noch fast nicht vorstellbar. Man darf sich einfach von nichts und niemandem abhalten lassen." Eines weiß sie jedoch heute schon: Wenn ein Traum erfüllt ist, wacht man auch irgendwann auf: "Ich glaube nicht, dass ich, wenn ich mein Ziel erreicht habe, noch ein zweites Mal ins All fliegen werde. Mir ist bewusst, was es für einen Tribut an meinem Körper fordert, die Muskeln werden schwächer, es kann bis zum Verlust der Knochendichte kommen. Für mich soll es bei einer Mission bleiben. Und die zählt."