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Anti-Müller-Hormon: Welchen Zweck es erfüllt & was es über die Fruchtbarkeit einer Frau aussagt

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Anti-Müller-Hormon

©Elke Mayr
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In der Fertilitätsdiagnostik wird die Konzentration des Anti-Müller-Hormons bestimmt, um bei Frauen mit Kinderwunsch einschätzen, wie hoch die Chancen sind, schwanger zu werden. Was es mit dem Anti-Müller-Hormon außerdem auf sich hat. Ein Überblick.

Anti-Müller-Hormon und unerfüllter Kinderwunsch werden oft in einem Atemzug genannt. Warum? Weil anhand des AMH-Wertes abgeschätzt werden kann, wie viele befruchtungsfähige Eizellen in den Eierstöcken (Ovarien) noch vorhanden sind und wie hoch somit die Chancen für eine Schwangerschaft sind.

Was ist das Anti-Müller-Hormon?

Das Anti-Müller-Hormon (AMH) ist ein sogenanntes Proteohormon, das während der Embryonalentwicklung eine wichtige Rolle bei der Geschlechtsdifferenzierung spielt. Bei männlichen Embryonen bewirkt das AMH die Rückbildung der Müller-Gänge (embryonale Genitalanlage) und führt zur Entwicklung der männlichen Geschlechtsteile. Wenn das Anti-Müller-Hormon fehlt, bilden sich die Müller-Gänge zu den weiblichen Geschlechtsorganen.

Während der Pubertät eines Mädchens wird das AMH in den Eierstöcken gebildet und ist dafür verantwortlich, dass die am "besten" entwickelte Eizelle während des Zyklus den "Sprung" in den Eileiter schafft.

Eine große Bedeutung kommt der Messung des Anti-Müller-Hormon-Wertes in der Fertilitätsdiagnostik zu. Mediziner:innen nutzen es, um im Rahmen von Kinderwunschbehandlungen das Eierstockalter vorauszusagen und den Therapieerfolg abzuschätzen. In der Krankheitsdiagnostik sind überhöhte AMH-Konzentrationen hinweisend auf ein Polyzystisches Ovar-Syndrom (häufige Hormonstörung der Frau im gebärfähigen Alter, kurz: PCOS) oder einen Granulosazelltumor (seltener Tumor des Eierstocks).

Was sagt der AMH-Wert aus?

In der angewandten Medizin werden Konzentrationsbestimmungen des AMH für diagnostische Zwecke genutzt. Die Konzentration des Anti-Müller-Hormons im Körper lässt sich über einen Bluttest bestimmen. Doppelt bis dreifach erhöhte Werte finden sich beispielsweise bei PCOS – einer hormonellen Störung, die mit Unfruchtbarkeit verbunden sein kann. Erhöhte Werte kommen zudem bei Tumoren des Eierstocks vor, da die entarteten Zellen das Hormon vermehrt ausschütten.

Der Zusammenhang zwischen Anti-Müller-Hormon & Fruchtbarkeit

In der Fertilitätsdiagnostik bestimmen Ärzte die Konzentration des Anti-Müller-Hormons, um bei Frauen mit Kinderwunsch das Alter des Eierstocks beziehungsweise die noch vorhandenen Eizellreserven abzuschätzen. Bei Werten über 1 µg/l (Mikrogramm/Liter) gehen Ärzte von einer ausreichenden Fruchtbarkeit für eine Schwangerschaft aus.

Aber auch bei niedrigeren Anti-Müller-Hormon-Werten kann es noch zu einer Schwangerschaft kommen. Andere Faktoren, wie das Alter der Frau spielen eine Rolle und haben mitunter eine höhere Aussagekraft als der gemessene Hormonwert. Zum Beispiel sinkt ab einem Alter von 35 Jahren die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreich verlaufende Schwangerschaft drastisch.

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© Elke Mayr

Darum ist der AMH-Wert wichtig bei Schwangerschaften mit Hormonbehandlungen

Soll einer Schwangerschaft mit Hormonbehandlungen nachgeholfen werden, nutzen Therapeuten:innen die Bestimmung des Anti-Müller-Hormons, um die Stimulation der Eierstöcke zu individualisieren. Das Ansprechen auf die Therapie lässt sich im Voraus abschätzen und die benötigten Hormonmengen für eine erfolgreiche Behandlung anpassen.

Probleme bei Kinderwunschbehandlungen bestehen nicht selten für Raucherinnen oder Patientinnen mit einem Vitamin D-Mangel. AMH-Konzentrationen sind bei Raucherinnen im Vergleich zu Nichtraucherinnen geringer. Vitamin D spielt bei der Genexpression (Vorgang, bei dem die genetische Information umgesetzt und für die Zelle nutzbar gemacht wird) des AMH eine Rolle. Die Messung des Vitamin D-Spiegels und eine eventuelle Vitamin D-Aufnahme beziehen Ärzte bei einer Fruchtbarkeitsbehandlung daher mit ein.

Welche Aussagekraft hat der Anti-Müller-Hormonspiegel?

Das Anti-Müller-Hormon ist ein entscheidendes Hormon für die Geschlechtsdifferenzierung. Mutationen der Gene oder Abweichungen in der Genexpression führen zu Fehlbildungen, die mit Unfruchtbarkeit einhergehen können. Bei Kinderwunschbehandlungen ziehen Ärzte den AMH-Spiegel heran, um Prognosen für den Behandlungserfolg zu stellen.

Isoliert betrachtet besitzen die Werte eine eher geringe Aussagekraft. Erst im Zusammenhang mit anderen Faktoren, wie dem Alter und dem allgemeinen Gesundheitszustand der Patienten:innen sowie zusätzlichen prognostischen Messungen entsteht ein verlässliches Gesamtbild.

Weitere Informationen zum Anti-Müller-Hormon findest du beispielsweise auf der Website von Woman & Health, Privatklinik und Ordinationszentrum für frauenspezifische Medizin.

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