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Was kostet deine Welt? Eine Apothekerin über ihren Kontostand

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Was kostet deine Welt? Eine Apothekerin über ihren Kontostand
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Arbeiten, zahlen, leben: Wie viel verdient eine Apothekerin? Und wie viel bleibt am Ende des Monats übrig? Wir haben im Rahmen unserer Serie nachgefragt.

"Über Geld spricht man nicht" - das gilt besonders in Österreich. Das eigene Gehalt halten die meisten von uns geheim. Dabei sind wir tagtäglich mit unseren Finanzen konfrontiert. Wo ist der 100er im Geldbörsl schon wieder geblieben? Wie soll ich die Reparatur des Autos bloß bezahlen? Wie schaffen es andere Leute, etwas auf die Seite zu legen? Und wie viel verdienen eigentlich die KollegInnen, die mit mir im Büro sitzen? Nicht zuletzt diese unnötige Verschwiegenheit ins Sachen Einkommen trägt dazu bei, dass Frauen immer noch nicht gleich viel verdienen wie ihre männlichen Kollegen. Wir sagen: Schluss damit, über Geld spricht man! Deshalb fragen wir im Rahmen dieser Serie Frauen mit den unterschiedlichsten Berufen: Was kostet deine Welt? Wie viel verdienst du? Was bleibt am Monatsende übrig? Im aktuellen Teil der Serie haben wir eine Apothekerin zum Interview gebeten.

Unsere Interview-Partnerin ist 42 Jahre alt und möchte anonym bleiben. Nach dem Magisterstudium der Pharmazie, einem Doktoratsstudium sowie einer einjährigen Berufsausbildung zur Apothekerin, ist sie nun im Gesundheitsbereich beratend tätig.

Sie verdient für ihren 20-Stunden-Teilzeitjob 2.350 brutto (inkl. Kinderzulage und abzügl. von Mitgliedsbeiträgen) im Monat, netto bleiben ihr 1.650 netto – ohne Zuzahlung von geleisteten Überstunden oder Nachtdiensten.

Was passiert in deinem Job?
Ich bin Apothekerin und gebe die von Arzt oder Ärztin verschriebenen Medikamente aus. Dabei berate ich "über Wirkungen und Nebenwirkungen", löse Probleme und versuche, bestmöglich auf die Wünsche der KundInnen einzugehen. Zudem stelle ich im Labor Medikamente, Salben etc. selbst her und betreue PatientInnen aus dem Suchtgiftprogramm.
Apotheken werden auch immer mehr Anlaufstellen, wo sich Menschen über global kursierende Gesundheitstrends informieren. Viele suchen nach spezifischen Produkten, die ich ihnen in die Apotheke bestelle. Damit können KundInnen ihre Heil- und Nahrungsergänzungsmittel oder Kosmetikprodukte individuell auf ihre Bedürfnisse abstimmen.

Wie hoch sind deine Fixausgaben?
Mein Mann und ich teilen uns die Fixausgaben für Miete, Auto, Versicherungen, Lebensmittel, Kind, Kinderbetreuung und Internet. Dafür zahlen wir monatlich 1000 € in unser Familienkonto ein, womit die laufenden Fixkosten gut abgedeckt sind. Alle anderen Ausgaben variieren naturgemäß stark und können zwischen 50 und 600 Euro liegen. Es geht sich aber immer aus, ich muss meinen Kontostand nur vor größeren Ausgaben wie die Finanzierung eines Urlaubs überprüfen. Wahrscheinlich, weil ich eher ein sparsamer Mensch bin.

Hast du eine private Pensionsvorsorge? Wenn ja, warum und wie viel gibst du dafür monatlich aus?
Ja, seit ich Mitte Zwanzig bin. Aber nicht viel – nur 50 € im Monat.

Sparst du Geld und wenn ja - wie legst du es an?
Ich spare immer etwas an; man weiß ja nie. Seit ein paar Jahren lasse ich mich jährlich von meiner Bank bei Anlagen beraten und investiere breit gestreut in unterschiedliche Anlageformen. Das ist meine Form der Altersvorsorge. Mit etwas Glück bleibt genug über, dass ich in 20 Jahren weiterhin lecker und gemütlich mit Freundinnen essen gehen kann.

Wie viel bleibt am Monatsende übrig?
Am Monatsende bleiben 50-300 übrig. Das 13. oder 14. Gehalt spare ich dann gerne an.

Bist du zufrieden mit deinem Gehalt?
Sehr.

Weißt du, was deine KollegInnen verdienen?
Unsere Gehälter sind kollektivvertraglich geregelt, also verdienen wir alle ungefähr dasselbe. Unterschiede gibt es natürlich bei sogenannten freiwilligen Aufzahlungen, die der Arbeitgeber selbst entscheidet und die dann schon variieren können. Ganz nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage, wobei auch die Region oder das Bundesland zum Teil eine Rolle spielen.

Wofür gibst du gerne Geld aus?
Essen, schöne, bequeme und qualitativ hochwertige Kleidung, Bücher, Pflanzen, Kosmetik und Massagen (Wellness). Und für mein Kind gebe ich auch immer gerne Geld aus.

Wofür würdest du gern mehr Geld haben?
Um einen Garten oder Balkon zu haben.

Sprichst du mit deinem Freundeskreis über deine Finanzen?
Ja schon. Vor allem, bevor ich teurere Sachen einkaufe brauche ich manchmal guten Zuspruch, dass es okay ist, mal mehr für sich auszugeben.

Gibt es sonstige Einnahmen? Und wie teilst du die Ausgaben mit deinem Partner?
Wir teilen alle Ausgaben 50/50. Die Kinderbeihilfe wäre eine sonstige Einnahme, das war's dann.

Was ist dein größter Luxus?
Langfristig Zeit. Denn ich habe mir nach vielen arbeitsreichen Jahren den Luxus eines Teilzeitjobs geleistet. Kurzfristig eine größere Wohnung, die mein Mann und ich im Sommer angemietet haben.

Würdest du von dir selbst behaupten, dass du gut mit Geld umgehen kannst?
Ja. Ich musste schon sehr früh lernen, mit meinem Geld auszukommen und habe dafür vielleicht auch ein Händchen.

Kannst du dir die Dinge leisten, die du gerne haben möchtest oder musst du oft auf etwas verzichten?
Ich kann mir alles leisten, was ich haben will. Allerdings bin ich ein sparsamer Mensch und versuche laufend, nicht aus purem Impuls Dinge einzukaufen. Das hat mir meine Familie auch mitgegeben, denn meine Eltern und Großeltern mussten ziemlich sparen und auf vieles verzichten, um ihr Leben bestreiten zu können. Meine Großmutter ging beispielsweise eine Zweckehe ein, um die Wohnung für sich und ihr Kind zahlen zu können. Ihr eigenes Gehalt, gemeinsam mit den Ausgaben für Kinderbetreuung, war zu gering. Da wurde schon jeder Groschen dreimal umgedreht. Ich muss das zum Glück nicht mehr, wofür ich sehr dankbar bin.

Würdest du lieber mehr verdienen oder eher weniger arbeiten und dafür auch weniger haben?
Ich arbeite schon weniger, um mehr Zeit für mich, meine FreundInnen und Familie zu haben. Diesen Luxus lasse ich mir auch gerne was kosten.

Und wie wichtig ist dir Arbeit generell? Welchen Stellenwert nimmt sie in deinem Leben ein?
Ich arbeite gern, weil es Abwechslung in meinen Alltag bringt und ich Herausforderungen mag. Zudem komme ich mit Leuten zusammen, die ich sonst nicht kennenlernen würde. Schlussendlich liefert mein Job auch die finanzielle Grundlage für mein Leben.

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