Während hier wohl Einige beim Lesen dieser Zeilen voller Unverständnis den Kopf schütteln, weil sie für sich beschlossen haben, kein Make-up zu tragen, sind andere gespannt darauf zu erfahren, wie es wohl ist, ungeschminkt das Haus zu verlassen. Ob wir uns selbst mit Lippenstift und Co. verschönern oder nicht, bleibt vor allem Eines: ein Akt der Selbstbestimmung. Weder das eine noch das andere sollte in irgendeiner Weise bewertet werden. Während Royals nur dezentes Make-up tragen und viele Politikerinnen auf roten Lippenstift verzichten, gehört es wiederum fast schon zum guten Ton, bei einem Event wenigstens Mascara zu tragen. Ungeschminkt zu heiraten oder auf eine Theaterbühne zu treten? Fast unvorstellbar. Das Tragen von Make-up ist kulturell also tief verankert, so viel steht fest. Unsere Redakteurin wagte einen (unfreiwilligen) Selbstversuch und schminkt sich seit 5 Monaten so gut wie gar nicht mehr...
Übrigens: Vor einem Jahr hatten wir Moderatorin Mirjam Weichselbraun ungeschminkt auf dem WOMAN-Cover. Und auch unsere Redakteurinnen und einige Leserinnen zeigten sich unter dem Hashtag #womanungeschminkt ganz ohne Make-up!
Die Entscheidung zum No-Make-up-Day
... nahm ihren Anfang zu Beginn der Corona-Krise. Im Homeoffice genoss ich die erste Zeit mal ganz ohne Make-up. Ein normaler Tag würde bei mir nämlich mit Skincare, Kaffee und ritualisiertem Make-up-Auftragen beginnen, das einem Beauty-Tutorial gleicht. Aus Erfahrung weiß ich: No-Make-up-Days tun unserer Haut unfassbar gut (mehr lest ihr hier). Und auch die Wimpern beginnen wieder länger und dichter zu wachsen, wenn man ihnen mal eine Auszeit gönnt (hier habe ich genauer darüber berichtet). Meine Pause zog sich dann aber doch noch über den Lockdown hinaus.
Der Grund: Periorale Dermatitis, auch "Stewardessen-Krankheit" genannt. Kurzum: Eine Entzündung der Haut, die vermutlich durch zu viel Skincare und Make-up ausgelöst wird (es musste irgendwann so kommen). In meinem Fall waren zu viele Hautpflegeprodukte (u.a. mit Retinol) der Auslöser. Schließlich hatte ich im Lockdown besonders viel Zeit für Masken, Peelings und Treatments. Einzig wirksames Mittel gegen den Ausschlag: Nulltherapie, sprich – kein Make-up, keine Pflegeprodukte. An die Haut durften erstmal nur Wasser und eine Heilsalbe aus der Apotheke. Das Ganze zog sich dann aber ein bisschen in die Länge: Sonnenschutz und Mundschutz-Maske sei Dank.
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Kein Make-up tragen: So ging es mir dabei
Zurück in der Öffentlichkeit: Die ersten Tage erwischte ich mich selbst dabei, wie ich immer wieder versuchte, einige Stellen mit Concealer abzudecken. Der Blick in den Spiegel in der Arbeit war einfach zu ungewohnt. Jahrelang habe ich mein ungeschminktes Antlitz nur im privaten Bereich gesehen. Angeblich dauert es 60 Tage, bis man sich an Dinge gewöhnt. Und so verhielt es sich auch mit meinem Spiegelbild. Das Skincare-Detox hatte natürlich auch einige Schattenseiten: Während sich die Haut über weniger Foundation und Puder freut, sind Unreinheiten und trockene Stellen die Folge von zu wenig Hautpflege.
Die Haut erholt sich und gewöhnt sich um
Mit der Zeit hat es meine Haut tatsächlich geschafft, sich selbst ein wenig zu helfen. Aber ein mildes Mizellenwasser, das ich nach wenigen Wochen wieder verwenden durfte und ein feuchtigkeitsspendendes Serum waren definitiv meine Rettung. Von reiner und strahlender Haut bin ich aber noch Lichtjahre entfernt. Macht ihr mit eurer gewohnten Hautpflege weiter und verzichtet erstmal nur auf Make-up, könnt ihr mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit damit rechnen, dass eure Haut es euch danken wird. Aber nicht falsch verstehen: Foundation, Concealer, Bronzer und Co. sind grundsätzlich nicht schädlich für die Haut. Der Schlüssel liegt darin, das richtige Produkt für sich zu finden.
Ungeschminkt in die Arbeit: "Geht's dir gut? Bist du erkältet?"
Meinem Umfeld fiel die Umstellung eigentlich so gut wie gar nicht auf. Zu Beginn fragten mich noch einige Kolleginnen in der Arbeit, ob ich weniger geschlafen hätte oder erkältet bin. Nach einiger Zeit gewöhnten auch sie sich an mein ungeschminktes Gesicht. Augenbrauen zog ich übrigens nach wie vor nach.
Hautprobleme können auf die Stimmung schlagen – und es ist okay
Entzündungen, Pickel, Ausschläge und Co. sind für viele der Grund, weshalb sie sich zweimal überlegen, ob sie sich heute der Sonne aussetzen oder nicht. Und es ist okay – auch mir ging es so. Auch wenn das ein bisschen oberflächlich klingt, aber fühlt man sich gerade nicht wohl, ist es in Ordnung, wenn man deshalb gerade nicht gut gelaunt durch die Gegend springt. Ohne Schönheitsideale zu glorifizieren – es geht um das eigene Wohlfühlen. Wenn dazu Make-up und Skincare etwas beitragen können, umso besser. Als ich nach einiger Zeit wieder Make-up auflegte, merkte ich stärker als zuvor, wie viele "Makel" überschminkt werden. Ich bin am Ende meines "Projekts" zu dem Schluss gekommen, die tägliche Schmink-Routine zu hinterfragen und zu manchen Unregelmäßigkeiten zu stehen. Denn die Macht der Gewohnheit ist nicht zu unterschätzen und spielte auch eine große Rolle dabei, wie ich mich ohne Make-up fühle.
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