Er ist Chefredakteur und Herausgeber des Faux Fox Magazine, Moderedakteur und Kolumnist bei Volume, sowie der Designer des Labels Schirach+Rosenthal. Wir wunderten uns, wie viel Kreativität in nur einer Person stecken kann und mussten sofort ein Interview mit dem äußerst interessanten Benjamin Quirico führen.
WOMAN: Erzähle uns etwas über deine Person, deine Vorlieben, Hobbys etc.?
Quirico: Ich liebe Katzen, Kuchen und Kitsch. Und ich lese viel. Und arbeite noch mehr. Wobei ich das unglaubliche Glück und Privileg habe, meinen Lebensunterhalt durch Sachen verdienen zu dürfen, die ich von Herzen gerne mache. Und ich hasse Fotos von meinem Gesicht.
WOMAN: Du bist Chefredakteur, Moderedakteur, Kolumnist und zusätzlich Designer - wofür schlägt dein Herz am meisten?
Quirico: Ich sehe mich persönlich in erster Linie als Texter, als Publizist, denn als Modedesigner. Mein gesamtes Leben baut auf der Sprache auf, auf Geschichten und Abenteuern, die durch Worte Gestalt annehmen. Aus diesem Grund ist wohl das Faux Fox Magazine quasi mein "Herzenskind" unter all den Projekten, die zur Zeit laufen. Bei Volume wiederum kann ich durch die Kolumne, die ich mit meiner Berliner Freundin und Journalistenkollegin Sophia Hoffmann schreibe, eine etwas andere Seite von mir aufzeigen. Und mein Label Schirach+Rosenthal ist für mich Ausgleich und ein Ventil zum "kreativen Dampfablassen". Im Grunde will ich mich aber nicht zwischen den einzelnen Projekten entscheiden müssen.

WOMAN: Wer steckt genau hinter Schirach+Rosenthal und wie kam es zu dem Namen?
Quirico: Schirach+Rosenthal ist mein Label, das ich seit 2012 in Kooperation mit Künstlern und Designern aus meinem persönlichen Umfeld betreibe. Bei der ersten Kollektion "Mama told me not to to this" wurde ich noch von meinem guten Freund, dem Designer Robert Christian Wimmeroth, unterstützt. Seit der zweiten Kollektion namens "Americana" begleitet mich die Künstlerin Maria Kateva alias Kadaverism durch die Entstehungsprozesse. Mir ist wichtig, dass die einzelnen Kollektionsteile eine Geschichte erzählen, die aus verschiedenen Ansätzen und Blickwinkeln individuell betrachtet werden können. Der Name entstand aus ebendiesem Ansatz und der Grundlage, dass sich Gegensätze anziehen und dadurch Horizonte erweitert werden und Neues geschaffen werden kann.
WOMAN: Wie würdest du den Stil deiner Mode beschreiben?
Quirico: Die Kollektionen von S+R bauen, wie so vieles in meinem Leben, auf Geschichten auf, die erzählt werden wollen. Darum gibt es auch keinen so einfach definierbaren Stil. Eher eine Art "roten Faden", der sich durch die Klamotten zieht und von Betrachter zu Betrachter anders interpretiert werden kann. Wir legen Wert darauf, den Träger oder die Trägerin so wenig wie möglich einzuschränken und persönlichen Interpretationsfreiraum sowohl beim Tragen, als auch beim Styling zu lassen.

WOMAN: Und wie deinen eigenen Freizeitlook?
Quirico: Mein Freizeitlook unterscheidet sich nicht großartig von meinem Kleidungsstil während ich arbeite oder ausgehe. Im Grunde bin ich ziemlich langweilig, Hauptsache weit und schwarz. Manchmal trage ich Crocs zuhause. Ernsthaft.
WOMAN: Wann wird die neueste Kollektion "Wir setzen uns mit Tränen nieder" präsentiert und wo?
Quirico: Eine erste Vorschau der neuen Kollektion wird es beim diesjährigen "FM4 Frequency Festival" geben, die wir unter anderem neben den Wiener Labels Prinzessin auf der Erbse und Amateur zeigen werden. Die richtige große Präsentation wird dann natürlich unsere Show zusammen mit unseren Freunden von Mark & Julia, mit denen wir auch den Showroom führen, bei der "MQ Vienna Fashion Week" im September, präsentiert vom Faux Fox Magazine.

WOMAN: In welchen Ländern wurde deine Mode schon präsentiert und auf welchen Shows?
Quirico: Zu kaufen gibt es die Kollektionen in Wien im Faux Fox -Showroom (Kaiserstraße 34, 1070 Wien). Präsentiert wurden die Klamotten bisher nur in Österreich und Ungarn. Wir waren auf den "Modepalast"-Messen in Linz und Wien vertreten und hatten einen Pressevertreter bei den "Central European Fashion Days" in Budapest vor Ort. Für nächstes Jahr ist das Ziel dann erstmals ein Showroom in Berlin. Erst letzte Woche wurden aber Teile der aktuellen Kollektion für ein slowakisches Modemagazin fotografiert.
WOMAN: Mit welchem Alter hast du die Leidenschaft für Mode entdeckt beziehungsweise was war der Auslöser?
Quirico: Interessiert an Mode war ich eigentlich schon immer. Einen richtigen Auslöser, also ein Schlüsselerlebnis in dem Sinn gab es aber eigentlich nie. Im Gegensatz zu vielen meiner Designerkollegen stehe ich der Mode mit etwas weniger Ernst entgegen und traue mich sogar zu sagen, dass ich Mode eher unter einem gewissen Unterhaltungsaspekt betrachte und weniger als "Ausdruck von Individualität und Persönlichkeit", was wohl die Standardantwort ist, oder?

WOMAN: Wer hat dich am meisten inspiriert?
Quirico: Literarisch Thomas Mann, Max Goldt und Philipp Tingler. Modisch gibt es keine Vorbilder. Unsere zweite Kollektion, "Americana", gilt als Tribut an die amerikanischen Regisseure John Waters und Harmony Korine und deren Darstellung des US-Prekariats, während wir für die neueste Kollektion, "Wir setzen uns mit Tränen nieder", von der Stimmung aus Bachs Matthäuspassion und osteuropäischen Retro-Trends inspiriert wurden. So seltsam das wohl klingen mag.
WOMAN: Wie sehen deine weiteren Ziele aus?
Quirico: In erster Linie möchte ich die Reichweite von Faux Fox ausweiten und auch inhaltlich werden einige Änderungen vorkommen. Was die Mode betrifft, sehen wir einfach, wohin uns das Leben und der Zufall so treibt.
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