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Bildungskarenz: So bildet frau sich im Job weiter

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Aktualisiert
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12 min
Eine Frau sitzt lachend vor ihrem Laptop und beantragt Bildungskarenz

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Wer sich während der Karriere weiterbilden möchte, hat in Österreich die Möglichkeit auf Bildungskarenz. Welche Voraussetzungen es gibt, wie die Antragstellung funktioniert und Tipps einer Expertin.

Bildungskarenz beim AMS: Was heißt das überhaupt?

Viele Menschen kommen im Laufe ihrer Karriere drauf, dass sie eigentlich schon immer studieren wollten, diese eine Ausbildung leider nie gemacht haben oder möchten sich generell weiterbilden bzw. umorientieren.

Ist natürlich nicht immer so leicht, den Job hinzuschmeißen und mit Mitte 40 mal eben wieder studieren zu gehen. Es gibt ja leider auch noch sowas wie finanzielle Verpflichtungen. Und schon in jungen Jahren ist Weiterbildung in Kombination mit Lohnarbeit natürlich ein Thema.

Der Schlüssel zum Glück – oder zumindest eine gute Hilfestellung – heißt in Österreich Bildungskarenz. Hierbei handelt es sich um eine Freistellung von der Arbeit für einen bestimmten ZeitraumGeld bekommt man in dieser Zeit trotzdem.

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Mut zur Veränderung: Was ist der beste Zeitpunkt für eine Bildungskarenz?

Die "perfekten" Umstände im Leben, um es "endlich" durchzuziehen, gibt es wahrscheinlich nicht. "Ein guter Zeitpunkt ist für mich immer einer, wo man durch eine andere Veränderung bereits in eine neue Richtung gedrängt wird", sagt Gabriela Vonwald, Leiterin des Bildungsinstituts Vonwald. "Die Geburt eines Kindes, Jobverlust, Umstrukturierungen am Arbeitsplatz, die man so nicht mittragen will. Aber auch: Die Kinder sind aus dem Haus, wie fülle ich die plötzliche Leere ...? Eine Weiterbildung kann ein guter Anfang sein."

Wer bezahlt die Bildungskarenz?

Obwohl für die Antragstellung eine Zustimmung auf beiden Seiten – nämlich Arbeitnehmer:in und Arbeitgeber – gegeben sein muss, wird die Entlohnung zur Zeit der Bildungskarenz nicht vom Arbeitgeber, sondern vom AMS, dem österreichischen Arbeitsmarktservice, bezahlt.

Da das AMS ein öffentlich-rechtliches Arbeitsamt unter Aufsicht des Bundesministeriums ist, stammt das Geld also im Endeffekt vom Staat, dem es natürlich ein Anliegen ist, dass sich die Menschen in Österreich weiterbilden.

Voraussetzungen für die Bildungskarenz

Eine weitere Voraussetzung - neben dem beidseitigen Einverständnis von Arbeitgeber und Arbeitnehmer:in – ist eine durchgehende Beschäftigung beim selben Unternehmen für mindestens 6 Monate direkt vor der Karenzierung. Das heißt auch, dass beim Einreichen der Bildungskarenz ein aufrechtes Arbeitsverhältnis bestehen muss. Weiterbildungsmaßnahmen müssen im Ausmaß von mindestens 20 Wochenstunden erfolgen.

Wer nur geringfügig arbeitet, hat keinen Anspruch auf Bildungskarenz. Ein Verdienst oberhalb der Geringfügigkeitsgrenze ist Grundvoraussetzung.

Welche Kurse kann man machen?

Der erste Schritt ist immer, sich mal schlau zu machen und zu überlegen, welche Weiterbildungsmaßnahme man überhaupt in Anspruch nehmen möchte. Ist es ein Studium? Ein WIFI-Kurs? Etc.? Was sind die entsprechenden Aufnahmekriterien? Habe ich einen Plan B? Wer ein Studium beginnen möchte, sollte sich außerdem darüber im Klaren sein, dass ein ganzer Bachelor oder Master länger dauert als eine Bildungskarenz.

Grundsätzlich kann man alles machen, was man möchte – die Hauptsache ist, dass man sich mindestens 20 Wochenstunden damit beschäftigt und die Weiterbildung nachweisen kann. Allerdings ist ein konkreter Bezug zum beruflichen Alltag unbedingte Voraussetzung. Aus- und Weiterbildungen, die im Hobbybereich angesiedelt sind, können nicht im Zuge einer Bildungskarenz absolviert werden.

Welche Fortbildungen bei einer Bildungskarenz akzeptiert werden und welche Kurse nicht beansprucht werden können, muss laut AMS zwischen Arbeitgeber und Arbeiternehmer:in vereinbart werden.

Fremdsprachenschulungen, fachspezifische Weiterbildungen, EDV/IT-Fortbildungen sowie Fachhochschul- oder Studienabschlüsse sind Beispiele für eine mögliche Bildungskarenz. Auch Weiterbildungen im Ausland sind möglich – dies muss ebenfalls mit dem Arbeitgeber abgeklärt werden.

An den meisten Unis gibt es außerdem die Möglichkeit, sich nicht gleich für ein ganzes Studium, sondern sogenannte Lehrgänge einzutragen. Diese dauern nicht so lange und – für manche Leute auch wichtig – man braucht keine Matura als Voraussetzung.

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Wie beantragt man Bildungskarenz?

Der erste Schritt ist immer, mit der oder dem Vorgesetzten zu sprechen und zu fragen, ob das Unternehmen die Bildungskarenz überhaupt genehmigt. Wenn ja, stellt die Firma eine Bildungskarenz-Vereinbarung aus, die von beiden Parteien unterschrieben werden muss.

Hat man diese Vereinbarung, kann man sie beim AMS einreichen. Das kann man bei einer AMS-Geschäftsstelle sowie online tun. Am einfachsten ist es, sich bei FinanzOnline einzuloggen. Unter "Links" findet man den Button "eAMS-Konto", worauf man direkt zugreifen kann.

Wichtig: Man kann das Formular erst 3 Wochen vor dem tatsächlichen Antritt der Bildungskarenz vollständig ausfüllen. Davor kann man aber schon damit anfangen, die Zwischenschritte speichern und sich auf der Website des AMS sogar eine Erinnerung einstellen, damit man eine E-Mail bekommt, sobald der Antrag fertigstellbar ist.

Bildungskarenz nach Elternkarenz: Geht das?

Für Eltern mit Kindern unter 7 Jahren (und Saisonarbeitskräfte) gibt es Sonderregelungen. Wer möchte, kann eine Bildungskarenz auch direkt nach einer Elternkarenz anhängen, sofern der Arbeitgeber zustimmt. Tritt man die Bildungskarenz innerhalb von 6 Monaten nach Beendigung der Mutterschafts- oder Elternkarenz an, entfällt die Notwendigkeit einer Anstellung von 6 Monaten bei einem Arbeitgeber.

Eltern mit Betreuungspflichten für Kinder unter 7 Jahren müssen nicht 20, sondern 16 Wochenstunden einer Weiterbildung nachweisen.

Handelt es sich bei der Bildungskarenz direkt nach der Elternkarenz um eine gute oder schlechte Lösung?

"Empfehlenswert ist es, weil man dadurch die Zeit, die man beim Kind verbringt, verlängern kann. Wenn eine Frau aber einen anspruchsvollen Beruf hat und Karriere machen will, ist es vielleicht manchmal sinnvoller, zurück in den Beruf zu gehen und die Bildungskarenz später einzusetzen", so die Bildungsexpertin.

Wie weise ich die "Bildung" nach?

Um schlussendlich Bildungskarenz ausbezahlt zu bekommen, muss man natürlich nachweisen, dass man sich auch wirklich weiterbildet. Die Nachweise müssen schriftlich erfolgen. Je nachdem, was man macht, muss man zum Beispiel eine genaue Anzahl der ECTS-Punkte bei einem Studium nachweisen, erfolgreich abgeschlossene Prüfungen oder eine Bestätigung über die Vorbereitung auf eine Abschlussarbeit.

Wenn der erforderliche Nachweis nicht erbracht wird bzw. erbracht werden kann, kann das AMS die Bildungskarenz-Zahlungen einstellen oder zurückfordern. Spätestens nach 6 Monaten muss der erste Nachweis eingereicht werden, um weiterhin Geld zu bekommen.

Wie lange dauert die Bildungskarenz?

Eine Bildungskarenz dauert mindestens 2 Monate und maximal ein Jahr. Man kann die Bildungskarenz innerhalb von 4 Jahren auch auf einzelne Blöcke aufteilen.

Kann man nur einmal Bildungskarenz beantragen?

Eine erneute Bildungskarenz ist frühestens nach Ablauf von 4 Jahren ab dem Beginn der letzten Karenzierung möglich.

Wie hoch ist das Weiterbildungsgeld?

Die Höhe des Weiterbildungsgeldes entspricht laut dem AMS der Höhe des fiktiven Arbeitslosengeldes. Während der Bildungskarenz besteht kein Anspruch auf Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld.

Darf ich während der Bildungskarenz arbeiten bzw. Geld verdienen?

Ja, wer möchte auch beim selben Arbeitgeber. Jedoch darf der Verdienst die Geringfügigkeitsgrenze 500,91 Euro (2023) und ab 2014 518,44 Euro nicht überschreiten.

Kann ich während der Bildungskarenz gekündigt werden?

Anders als bei einer Elternkarenz besteht besteht während einer Bildungskarenz kein Kündigungsschutz. In der Regel machen sich Arbeitnehmer:in und Arbeitgeber schon im Vorfeld aus, ob das Dienstverhältnis nach der Karenzierung noch weiter bestehen soll bzw. ob dies zumindest in beidseitigem Interesse ist.

Wie suche ich das Gespräch mit meiner bzw. meinem Vorgesetzten?

"Man sollte eine Win-Win-Situation schaffen und nicht nur an die eigenen Vorteile denken", so Vonwald. "Was könnte mein Arbeitgeber davon haben, dass ich mich weiterbilde, oder auch, dass ich eine Auszeit nehme, um dann dem Unternehmen wieder mit all meiner Energie zur Verfügung zu stehen? Je sinnvoller die Inhalte der Ausbildung zu meiner bisherigen Tätigkeit passen und diese aufwerten, umso eher wird mein Arbeitgeber zustimmen. Beispielsweise beinhaltet unser Kurs zum Mentaltrainer auch den Umgang mit Stress und Burnoutprophylaxe, ein Thema, das in jeder Firma akut ist."

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Mit welchen Problemen sehen sich die Frauen beim Thema Weiterbildung am häufigsten konfrontiert?

"Lernen ist aus Schulzeiten oft negativ besetzt, man hat Angst, dass man es nicht schafft", erzählt Vonwald. "Außerdem fürchten manche, dass sie sich nicht so ausdrücken können, wie es vielleicht verlangt wird oder dass man auf zu viele Fremdworte stößt. Ein weiterer großer Punkt: Wie bringe ich Kinder und Lernen unter einen Hut?"

Neben vielen Hürden gibt es aber auch viel Positives, was Gabriela Vonwald rund um die Frauen in ihrem Bildungsinstitut auffällt: "Sie machen die Ausbildung mit Herz und vor allem: Sie wollen auch anderen Menschen helfen. Frauen sind oft kommunikativer, lassen sich begleiten, fragen um Rat. Sie zweifeln aber auch schneller an sich – was sie nicht sollten! Ich bin ohnehin der Meinung, dass Mütter die besten Manager sind."

Tipps für den Wiedereinstieg im Job

Nach einer längeren Job-Pause ist es natürlich nicht immer leicht, sich in der neuen Situation sofort wieder zurechtzufinden. Aber auch das geht. "Ein Tipp von mir: Geduldig und liebevoll mit sich selbst sein und sich nicht mit irgendwelchen Powerfrauen aus den Medien vergleichen", sagt Bildungsexpertin Vonwald.

"Man sollte sich auf das besinnen, was man gut kann, statt sich zu sehr darauf zu fokussieren, was man vielleicht nicht so gut kann." Das gilt übrigens immer, nicht nur für die Zeit nach der Bildungskarenz. Jede:r hat Stärken und Schwächen, das ist völlig normal und nichts, was uns zu sehr stressen sollte. Hier findest du noch mehr Tipps für den Wiedereinstieg.

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