Bei Botox denken die meisten sofort an ein Mittel, das gegen Falten hilft. Doch Botox, genauer gesagt das Arzneimittel mit dem Wirkstoff Botulinumtoxin, kann noch viel mehr als nur Falten glätten. Es wurde sogar zuerst im medizinischen Bereich eingesetzt, ehe man durch Zufall erkannte, dass es auch im kosmetischen Bereich kleine Wunder bewirkt. Seit einigen Jahren ist Botox auch zur Behandlung gegen Migräne in Österreich zugelassen. Einer, der sich damit auskennt, ist Dr. Najib Chichakli, Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie in Wien. Er erklärt, was Botox überhaupt ist, wie man es gegen Migräne einsetzen kann und welche Nebenwirkungen es gibt.
WOMAN: Was ist Botox eigentlich?
Dr. Chichakli: Botox ist der Handelsname der Firma Allergan für Botulinumtoxin (Botox). Es handelt sich dabei um einen natürlichen Eiweißstoff, der von speziellen Bakterien z.B. Clostridium botulinum gebildet wird. Als Medikament wurde Botulinumtoxin unter dem Namen Botox bekannt. 1980 wurde Botox erstmals in der Neurologie und Augenheilkunde zur Therapie von Strabismus (Schielen) eingesetzt. Anschließend kam es erfolgreich bei einer weiteren Vielzahl von Erkrankungen, wie Augenlidkrampf, „Schluckkramp“, Schiefhals oder Spastiken zum Einsatz.
WOMAN: Botox kennen die meisten trotzdem nur als Mittel gegen Falten. Wie wird es denn noch eingesetzt?
Dr. Chichakli: Nach der Zulassung von Botox für die Behandlung von Muskelerkrankungen hat man später durch Zufall den glättenden Effekt von Botox an der mimischen Muskulatur entdeckt. 1992 beschrieb Dr. A. Carruthers die Wirkung von Botox auf die mimischen Falten. Seither wurde das Toxin im kosmetischen Bereich (off-label) eingesetzt. 2002 wurde Botox in den USA für die Behandlung der Glabellafalte (Zornesfalte) zugelassen. Die Behandlung mit Botox wird immer vielfältiger und breiter. Heute wird Botox auch bei Dranginkontinenz in der Urologie und bei Analfissuren in der Chirurgie eingesetzt.
In den vergangenen Jahren haben sich weitere ganz neue, äußerst wirksame Anwendungsgebiete für dieses Arzneimittel aufgetan. Botox kann zum Beispiel auch bei übermäßigem Schwitzen (Hyperhidrose) eingesetzt werden. Speziell auf den Hand- und Fußflächen und unter den Achseln kann eine Schweißüberproduktion als sehr störend empfunden werden und eine psychische Belastung darstellen.
Botox kann auch die übermäßige Talgproduktion reduzieren und somit Aknebeschwerden lindern.
In den vergangenen Jahren wurde außerdem vielfach eine positive Wirkung von Botoxinjektionen bei Migräne- und Spannungsschmerzpatienten beobachtet.

WOMAN: Wie kann Botox bei Migräne helfen?
Dr. Chichakli: Migräne ist eine sehr komplexe Krankheit mit vielen verschiedenen Symptomen, Schweregraden und Ausprägungen. Bis jetzt ist die Ursache nicht ganz genau geklärt worden. Man vermutet eine neurovaskuläre Erkrankung im Gehirn. Hierbei spielt die genetische Komponente, wie auch viele weitere Faktoren wie Stress, Schlafmangel, Hormone und Ernährung eine Rolle. All diese Faktoren können die Krankheit negativ beeinflussen. Kopfschmerzen sind sehr häufig und können unterschiedlichste Ursachen haben. Wichtig ist eine gründliche, meist interdisziplinäre Abklärung, z. B. durch Internisten, HNO-Ärzte, Neurologen, Orthopäden und Augenärzte.
Wenn ernsthafte Ursachen ausgeschlossen werden, können Kopfschmerzen heutzutage gut mit Botox behandelt werden. Eine Therapie mit Botox kann die Anzahl und Intensität der Migräneattacken reduzieren bzw. die Migräneattacken möglichst schnell beenden.
WOMAN: Wie erfolgt die Behandlung?
Dr. Chichakli: Es werden bestimmte Triggerpunkte (Austrittsstellen von Nerven) an der Stirne, den Schläfen, dem Hinterkopf und dem Nacken behandelt. Dr. Bahman Guyuron, ein plastischer Chirurg aus Clevland, hat die Verbesserung der Migräne-Symptome nach kosmetischen Botox-Behandlungen im Gesicht seiner Patienten beobachtet. Man vermutet, dass bei Migräne bestimmte Nerven im Gesicht und am Kopf durch die umliegende Muskulatur komprimiert werden. Wenn man diese Muskeln durch Botox entspannt oder durch eine Operation reduziert kommt es zu einer deutlichen Linderung der Migräne-Symptomatik.
WOMAN: Wie viele Behandlungen braucht es, damit die Migräne verschwindet?
Dr. Chichakli: Botox kann die Symptome deutlich lindern, leider wird die Migräne aber nicht ganz verschwinden. Bei einer regelmäßigen Behandlung mit Botox, alle 4-6 Monate, kommt es allerdings zu einer deutlichen Verbesserung der Beschwerden. Die Häufigkeit, Dauer und Intensität der Anfälle und ihre Begleiterscheinungen, wie Übelkeit und Schwindel, werden deutlich reduziert. Man benötigt demnach viel weniger Medikamente gegen Migräne und somit erzielt man weniger Nebenwirkungen und eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität.
WOMAN: Wie lange hält die Wirkung von Botox an?
Dr. Chichakli: Bei regelmäßiger Behandlung 3-6 Monate. Die Abstände können mit der Zeit länger werden.
WOMAN: Ist Botox schädlich?
Dr. Chichakli: Botox ist eines der meist untersuchten Medikamente in der Medizin. Es konnten bei der empfohlenen Dosis bis jetzt keine systemischen Schäden nachgewiesen werden.
WOMAN: Kann es zu Nebenwirkungen kommen?
Dr. Chichakli: Die meisten Nebenwirkungen werden durch den Anwender und nicht durch das Medikament verursacht. Demnach kann es zu lokalen Veränderungen, wie vorübergehenden Schwellungen, Hämatomen oder Kopfschmerzen kommen. Deshalb empfehle ich diese Therapie nur von zertifizierten Fachärzten durchzuführen zu lassen.
WOMAN: Was kostet eine Botox-Behandlung gegen Migräne?
Dr. Chichakli: Jeder Patient bringt unterschiedliche Voraussetzungen mit. Wenn man Interesse an einer Behandlung hat, lade ich meine Patienten vorab zu einem persönlichen Gespräch in meine Ordination ein. Im persönlichen Kontakt kann ich eine genaue Diagnose stellen und Sie professionell beraten. Wenn alle Regionen (Stirn, Glabella, Kopf und Nacken) behandelt werden müssen, dann in der Regel zwischen 800- 900 Euro.

Weiter Infos findest du unter www.drchichakli.com
Ordination:
Dr. med. univ. Najib Chichakli
Johannesgasse 12/5, 1010 Wien
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