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"Ich bin 28 und habe Brustkrebs"

Als Natalija letztes Jahr einen Knoten in ihrer Brust fühlte, dachte sie nur: Bitte kein Krebs. Doch es war Krebs. Mit WOMAN spricht sie über den Schockmoment, die Chemotherapie und wie die Krankheit ihr Leben verändert hat.

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Brustkrebs mit 28 - Interview mit Natalija Dumitrov Report

Natalija fühlt sich schön und stark - auch ohne Haare!

© Daniel Bruckner

Und plötzlich sagt dir der Arzt: "Sie haben Krebs." Und wenige Wochen später fallen dir die Haare aus. Ein Horrorszenario, das der damals 28-jährigen Natalija Dumitrov aus Kärnten genau so passiert ist. Niemals hätte sie gedacht, dass es ausgerechnet sie treffen würde. Schließlich hatte bisher niemand in ihrer Familie Brustkrebs und sie war noch so jung. Heute, ein Jahr später, spricht die junge Frau zum ersten Mal öffentlich über ihre Krankheit und zeigt mit starken Bildern, dass sie noch immer die Gleiche ist.

»Heute schätze mein Leben viel mehr und rege mich nicht mehr über Kleinigkeiten auf.«

WOMAN: Du bist letztes Jahr an Brustkrebs erkrankt. Wie hast du die Krankheit bemerkt?
Natalija: Ich habe schon im Jänner 2015 einen Knoten getastet. Rund um den Knoten hat sich sogar schon Orangenhaut gebildet. Daraufhin hat mich mein Arzt zur Mammographie geschickt. Leider hat die Radiologin nicht sofort reagiert, sie meinte das sei nur Mastopathie (eine gutartige Brusterkrankung). Da noch niemand in meiner Familie Brustkrebs hatte und ich erst 28 war, befand sie es als nicht notwendig mich zum MRT zu schicken. Sie meinte, ich solle einfach in ein paar Monaten noch einmal zur Kontrolle kommen.

Brustkrebs mit 28 - Interview mit Natalija Dumitrov Report

»Ich fing an zu weinen und sagte: "Bitte nur kein Krebs!" «

WOMAN: Warst du erleichtert?
Natalija: Ich war einerseits erleichtert, anderseits hatte ich aber weiterhin ein komisches Gefühl. Es vergingen 5 Monate und der Knoten wurde größer. Mein Arzt gab mir sofort eine Überweisung zum MRT. Zwei Tage später bekam ich den Anruf vom Radiologen, dass ich persönlich vorbei kommen soll, um den Befund abzuholen. Schon als ich zur Tür rein bin, habe ich anhand seines Gesichtsausdrucks gesehen, was mich erwartet. Ich fing an zu weinen und sagte: "Bitte nur kein Krebs!" Der Radiologe schickte mich ins Krankenhaus um eine Biopsie zu machen, aber eigentlich war er sich sicher, dass es Brustkrebs ist.

WOMAN: Wie groß war der Tumor zu diesem Zeitpunkt schon?
Natalija: Im Jänner bei der Mammografie war der Tumor 1 cm groß - bei der Biopsie schon 5,5 cm.

WOMAN: Wie ging es weiter?
Natalija: Ich bin ins Krankenhaus gefahren, wo mir eine Gewebeprobe entnommen wurde. Zwei Tage später wurde ich per Telefon ins Krankenhaus zur Besprechung gebeten. Als mir der Arzt sagte, dass es Krebs ist, fragte ihn, ob ich sterben muss. Er meinte zu mir: "Hey Natalija, du stirbst auf gar keinen Fall!" Danach folge eine OP, in der mir 10 cm Gewebe entfernt wurden. Dann folgten: Chemo, Bestrahlung und Hormontherapie.

WOMAN: Wie bist du damit umgegangen, dass du deine Haare verloren hast?
Natalija: Bereits 10 Tage nach der ersten Chemotherapie begannen meine Haare auszufallen. Das Waschbecken war voll mit Haarbüscheln. Die ersten Tage waren sehr schlimm, ich fühlte mich nicht mehr als Frau. Aber mein Freund, meine Familie und meine besten Freunde waren für mich da. Ich habe meine Perücke gehasst, deshalb trug ich meistens nur eine Mütze. Besonders schlimm war es, als ich keine Wimpern und Augenbrauen mehr hatte. Zusätzlich ist der ganze Körper aufgeschwemmt und schmerzt.

Brustkrebs mit 28 - Interview mit Natalija Dumitrov Report

WOMAN: Wie haben Menschen in deinem Umfeld auf deine Krankheit reagiert?
Natalija: Meine Eltern hat es sehr mitgenommen. Ich bin ihr einziges Kind, es war also sehr schwer für sie. Meine Freunde und meine Familie konnte es nicht glauben. Sie waren aber immer für mich da und haben mir gut zugesprochen. "Du bist eine Kämpferin Natalija, du schaffst das!"

WOMAN: Warum hast du dich während deiner Therapie fotografieren lassen?
Natalija: Mein Fotograf Daniel Bruckner hat mich auch vor dem Krebs fotografiert. Er wollte mir zeigen, dass ich immer noch die gleiche Frau bin. Und er wollte, dass ich meine Emotionen auf den Fotos zeige. Auf dem Foto, auf dem ich schreie, sieht man meinen ganzen Zorn über die Krankheit.

WOMAN: Hast du vor der Diagnose regelmäßig Vorsorge-Maßnahmen getroffen?
Natalija: Ich hab meine Brust regelmäßig abgetastet.

WOMAN: Wie geht es dir heute?
Natalija: Gott sei dank habe ich alles überstanden und mir geht es recht gut und meine Haare wachsen wieder. Ich bin aufgrund der Hormontherapie aber in einem künstlichen Wechsel inklusive Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen.

Brustkrebs mit 28 - Interview mit Natalija Dumitrov Report

WOMAN: Wie groß ist die Angst, dass der Krebs wieder kommt?
Natalija: Die Angst ist sehr groß. Aber ich glaube fest daran, dass ich den Krebs besiegt habe!

WOMAN: Wie hat sich dein Leben seit der Krankheit verändert?
Natalija: Heute schätze mein Leben viel mehr und rege mich nicht mehr über Kleinigkeiten auf. Ich bin dankbarer und weiß, dass Gesundheit und Familie das Wichtigste im Leben sind.

WOMAN: Welchen Tipp hast du für Frauen?
Natalija: Bitte tastet regelmäßig eure Brüste ab. Egal, wie jung ihr seid. Je früher man den Krebs erkennt, desto besser sind die Heilungschancen. Und denkt immer daran: Es kann wirklich jeden treffen!

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