Stress, zu viel Arbeit, wenig Freizeit: Das sind die Hauptgründe, warum immer mehr Menschen in ein Burnout rasseln, dass man ganz simpel als Erschöpfungssyndrom beschreiben könnte. Betroffene klagen nicht nur über körperliche, sondern auch seelische Leiden. Sie fühlen sich ausgelaugt, erschöpft, müde und überfordert. Eine Zeit lang galt Burnout als eine Art "Modekrankheit", die nur Personen in offensichtlich stressigen Jobs betraf. Doch laut Schätzungen leiden in Österreich mehr als 500.000 Menschen am Burnout-Syndrom, was nicht gerade für eine "Nischen-Krankheit" spricht. Von der WHO wird es mittlerweile sogar als "Faktor für Gesundheitsschäden" angesehen.
Hier findest du ein Interview mit Autorin Petra M. Klikovits. Sie erklärt wie man einem Burnout vorbeugt, wie man es erkennt und was man dagegen tun kann oder viel mehr MUSS : Wie erkenne ich ein Burnout?
Die Symptome eines Burnout nach Matthias Burisch
Matthias Burisch, ein deutscher Psychologe, erklärt in seinem Buch "Das Burnout-Syndrom" die einzelnen Stufen. Die Reihenfolge von den sieben beziehungsweise zwölf Phasen ist nicht zwingend und es muss auch nicht unbedingt jedes Merkmal zutreffen. Die Stufen des Burnouts sind aber gute Indikatoren, ein Gefühl für seinen Zustand zu bekommen. Das Burnout-Syndrom zu diagnostizieren ist nämlich nicht immer einfach. Oft suchen Betroffene aufgrund von eigentlich nebensächlichen Beschwerden, wie zum Beispiel Verdauungsbeschwerden und ständigen Rückenschmerzen Hilfe, ohne die Überbelastung selbst zu erkennen.
Ungefährer Verlauf eines Burnouts
Zuerst zeigen die Menschen einen verstärkten Einsatz (Phase 1-2), danach beginnen sie, eigene Bedürfnisse (und Bedürfnisse der Angehörigen z.B. nach mehr gemeinsamer Zeit) zurückzuschrauben, was zu immer mehr Konflikten führt, die sie zu verdrängen versuchen (Phase 3-6). Betroffene beginnen daraufhin, sich zurückzuziehen, weil sie ihre Energie für sich brauchen und auch, weil sie sich unverstanden fühlen. Das geht so weit, dass sie sich von ihren Gefühlen und Empfindungen abkapseln, um funktionieren zu können (Phase 7-9). Was bleibt, ist ein Gefühl der Leere, Depressionen bis hin zum völligen Zusammenbruch(Phase 10-12).
Nachfolgend das sogenannte 7-Phasen-Modell von Burisch, das die Symptomatik und den klassischen Verlauf beziehungsweise die Entwicklung eines Burnouts erklärt:
Warnsymptome in der Anfangsphase
Überhöhter Energieeinsatz:
Hyperaktivität, Gefühl der Unentbehrlichkeit, Gefühl nie Zeit zu haben, Verleugnung eigener Bedürfnisse, Verdrängung von Misserfolgen und Enttäuschungen
Erschöpfung:
nicht Abschalten können, Energiemangel, Unausgeschlafenheit, erhöhte Unfallgefahr
Reduziertes Engagement
für PatientInnen:
Verlust positiver Gefühle, größere Distanz und Meidung des Kontakts mit anderen, Aufmerksamkeitsstörungen in der Interaktion, Schuldzuweisung für Probleme, Dehumanisierung
für andere allgemein:
Unfähigkeit zu geben, Kälte, Verlust von Empathie, Verständnislosigkeit, Schwierigkeit anderen zuzuhören, Zynismus
für die Arbeit:
Verlust von Idealismus, Desillusionierung, negative Einstellung zur Arbeit, Widerstand täglich zur Arbeit zu gehen, Widerwillen und Überdruss, verspäteter Arbeitsbeginn, vorverlegter Arbeitsschluss, Fehlzeiten, Fluchtphantasien
Erhöhte Ansprüche:
Konzentration auf die eigenen Ansprüche, Gefühl mangelnder Anerkennung, Gefühl ausgebeutet zu werden, Eifersucht, Familienprobleme
Emotionale Reaktionen; Schuldzuweisung
Depression:
Schuldgefühle, reduzierte Selbstachtung, Gedankenverlorenheit, Selbstmitleid, Humorlosigkeit, unbestimmte Angst und Nervosität, abrupte Stimmungsschwankungen, verringerte emotionale Belastbarkeit, Bitterkeit, Neigung zum Weinen, Abstumpfung, Gefühl der Leere, Schwächegefühl, Ruhelosigkeit, Apathie
Aggression:
Schuldzuweisung an andere oder das System, Vorwürfe an andere, Verleugnung der Eigenbeteiligung, Ungeduld, Launenhaftigkeit, Intoleranz, Kompromissunfähigkeit, Nörgelei, Negativismus, Reizbarkeit, Ärger, Misstrauen, häufige Konflikte mit anderen
Abbau der Leistung
der kognitiven Leistungsfähigkeit:
Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, Unfähigkeit zu komplexen Aufgaben, Ungenauigkeit, Desorganisation, Entscheidungsunfähigkeit, Unfähigkeit zu klaren Anweisungen
der Motivation:
verringerte Initiative und Produktivität, Dienst nach Vorschrift
der Kreativität:
verringerte Phantasie und Flexibilität
Entdifferenzierung:
rigides Schwarz-Weiß-Denken, Widerstand gegen Veränderungen aller Art
Verflachung des Lebens
des emotionalen Lebens:
Verflachung gefühlsmäßiger Reaktionen, Gleichgültigkeit
des sozialen Lebens:
weniger persönliche Anteilnahme an anderen, Meidung informeller Kontakte, Meidung von Gesprächen über die eigene Arbeit, Eigenbröteleien, mit sich selber beschäftigt sein, Einsamkeit
des geistigen Lebens:
Aufgeben von Hobbys, Desinteresse, Langeweile
Psychosomatische Reaktionen
Schwächung der Immunreaktion, Schlafstörungen, Albträume, sexuelle Probleme, gerötetes Gesicht, Herzklopfen, Atembeschwerden, Engegefühl in der Brust, erhöhter Blutdruck, Muskelverspannungen, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, nervöse Ticks, Verdauungsstörungen, Übelkeit, Magen-Darm-Geschwüre, veränderte Essgewohnheiten, mehr Alkohol, Kaffee, Tabak, andere Drogen oder Spielsucht als Ausgleich
Verzweiflung
Negative Einstellung zum Leben, Hoffnungslosigkeit, Gefühl der Sinnlosigkeit, Suizidabsichten, existenzielle Verzweiflung
Wenn du unter den folgenden Symptomen leidest, solltest du unbedingt so schnell wie möglich ärztliche Hilfe aufsuchen und dich deiner Familie oder FreundInnenn anvertrauen!
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