Als Conny Oswald ihren Freundinnen und Freunden mitteilte, dass sie in die Mongolei fliegen würde, um dort beim Sunrise to Sunset Marathon 100 km über Berg und Tal zu laufen, fiel nicht selten das Wort "verrückt". Doch die 32-jährige Steirerin (Leibnitz), die aktuell in China lebt und arbeitet, hat es durchgezogen und ist als schnellste Frau des Ultramarathons durchs Ziel gelaufen. Im Interview mit WOMAN.at erzählt sie, wie sie es geschafft hat 16 Stunden zu laufen und gibt LaufanfängerInnen Tipps, um endlich durchzustarten.

Conny, du lebst derzeit in China. Gehst du dort oft laufen?
Conny Oswald:
Prinzipiell so oft wie möglich, wobei die Dauer von der verfügbaren Zeit bzw. meinem jeweiligen Wohlbefinden abhängt. In Shanghai spielt leider auch die Luftqualität eine entsprechende Rolle, wohingegen ich in Österreich beinahe täglich laufen gehe. Unter der Woche sind es meist kürzere Läufe vor oder nach der Arbeit (ca. eine Stunde) und am Wochenende stehen dann etwas längere Läufe (20 km oder auch mehr) am Programm.
Bist du schon öfters einen Marathon gelaufen?
Conny Oswald:
Ja, Marathons bin ich schon einige mitgelaufen aber dies war mein allererster Ultramarathon. Das Härteste, was ich bisher mitgemacht habe, war der Hangzhou Mountain Marathon in China mit ca. 2400 Höhenmetern.

Wie haben deine Freunde/Familie reagiert als du alleine in die Mongolei gefahren bist, um dort 100 km zu laufen?
Conny Oswald:
Also das Wort “verrückt” ist hier schon einige Male gefallen (lacht). Prinzipiell waren die Leute allerdings begeistert, als ich ihnen von meinem Vorhaben erzählt habe. Meine Familie hat mich voll und ganz unterstützt, wobei sie sich natürlich auch ein wenig Sorgen gemacht haben – das gehört wohl dazu.
Insgesamt warst du 16 Stunden und 4 Minuten unterwegs. Das ist unvorstellbar! Wie waren vor Ort die Bedingungen?
Conny Oswald:
Es war einfach unbeschreiblich toll. Alles im Camp war top organisiert, gleiches gilt für den Lauf selbst. Das Wetter hätte eigentlich kaum besser sein können: bewölkt, mit leichtem Regen zu Beginn, was für optimale Temperaturen sorgte. Die Landschaft in der Mongolei ist wirklich ein Traum. Das Camp war am Hovsgol See gelegen und der Marathon fand dann in der Umgebung des Camps statt. Somit galt es auch, den einen oder anderen Hügel zu erklimmen. Mongolische ReiterInnen fungierten als Streckenposten und Begleiter.
So sieht die Marathonstrecke in der Mongolei aus:
Was war das Schönste an dem Marathon?
Conny Oswald:
Am meisten beeindruckt war ich von den Leuten – mein Respekt gilt jedem/jeder einzelnen TeilnehmerIn dieses Laufs, wozu auch zahlreiche Mongolen/Innen zählen. Die Leute waren alle so unbeschreiblich nett und ich habe viele wunderbare neue Bekanntschaften geschlossen.
Gab es Momente, in denen du ans Aufgeben dachtest?
Conny Oswald:
Nachdem wir nach Absolvieren der ersten 42 km nochmals beim Camp vorbei kamen und pausierten, war es natürlich etwas mühsam, sich von dort wieder zu den restlichen 58 km aufzuraffen. Zum Glück hat dies ohne größere Probleme geklappt. Die freiwilligen HelferInnen bei den Aid Stationen haben uns hier auch sehr unterstützt und zusätzlich motiviert – gleiches gilt für die MitläuferInnen. Man hat sich hier gegenseitig weitergeholfen, was unbeschreiblich toll ist.

100 Kilometer sind eine wahnsinnige Distanz. Wie hast du es geschafft dich zu motivieren immer weiter zu laufen?
Conny Oswald:
Mir macht das Laufen einfach unheimlichen Spaß – ich kann dabei abschalten und die Welt um mich herum vergessen. Bei so einer Distanz spielt sich natürlich auch sehr viel im Kopf ab und mir hat es beispielsweise geholfen, dass ich die 100 km in „kleinere“ Ziele unterteilt habe. Das heißt, ich habe mir selbst gesagt, dass die 10 bis 15 km bis zur nächsten Aid Station eine Distanz wären, die ich jeden Tag morgens ohne Probleme meistere – somit konnte ich mich selbst von Station zu Station vorantreiben.
Hast du Preisgeld gewonnen?
Conny Oswald:
Beim Mongolian Sunrise to Sunset Marathon handelt es sich um einen Non-Profit Lauf. Alle Erlöse kommen dem Nationalpark, dessen Erhalt und dem nachhaltigen Betrieb zugute. In diesem Sinne darf ich mich auch bei der ecoLeap foundation
und allen (ehrenamtlichen) Organisatoren/Innen für ihren großartigen Einsatz bedanken! Genaueres dazu kann man auf der Website nachlesen: www.ms2s.org

Wie ging es dir nach dem Lauf körperlich?
Conny Oswald:
Mein Magen war ein paar Tage lange etwas angeschlagen und ich hatte natürlich am nächsten Tag einen ordentlichen Muskelkater in den Oberschenkeln, aber es ging mir prinzipiell besser als erwartet. Vor allem das Bergab-Laufen habe ich jedoch ein paar Tage lang in den Beinen gespürt – Stiegen waren hier eher weniger meine Freunde während dieser Zeit (lacht).

Hat dich der Sieg nun zu neuen Zielen motiviert?
Conny Oswald:
Auf alle Fälle! Mit einigen Leuten, welche ich in der Mongolei kennenlernen durfte, habe ich schon gemeinsame Marathon-Dates vereinbart. Trail Running ist definitiv etwas, das ich weiter betreiben möchte. Viele der Teilnehmer reisen ja weltweit umher, um an Marathons & Co. teilzunehmen – da bin ich sicher auch zukünftig wieder bei dem einen oder anderen Wettbewerb dabei.
Was rätst du Laufanfängern, um am Ball zu bleiben?
Conny Oswald:
Langsam anfangen und es nicht übertreiben. Ich kann mich noch sehr gut an meine Laufanfänge erinnern – gemeinsam mit meiner Mutter war ich Meisterin der „Mini-Distanzen“. Diese haben wir allerdings kontinuierlich über Tage, Wochen und Monate ausgebaut und das hat mir sicher auch geholfen, mir die notwendige Konstanz anzueignen. Wichtig ist auch, nicht zu vergessen, dass nicht nur die körperliche, auch mentale Stärke eine große Rolle spielt.
Mit einem Lauf-Buddy macht es ebenfalls mehr Spaß!
Wer sich nun motiviert fühlt und ebenfalls mal einen Marathon durch die atemberaubende Landschaft der Mongolei laufen möchte: am 7. August 2019 startet der nächste "Sunrise to Sunset" Ultramarathon! Infos gibt es unter: www.ms2s.org
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