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"Wir arbeiten am Limit": LehrerInnen berichten vom Corona-Alltag in den Schulen

Die Corona-Zahlen steigen, doch der Schulbetrieb soll "normal" weiterlaufen. LehrerInnen berichten, wie sich das auf den Schulalltag auswirkt.

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Der Schulanfang ist normalerweise – und vor allem für die Familien von TaferlklasslerInnen – eine Zeit des Neubeginns. Aufregend und anstrengend zwar, aber auch schön und motivierend. Doch die Corona-Zahlen steigen pünktlich zu Herbstzeit und Schulbeginn wieder. Besonders Eltern und Lehrpersonal sind deswegen überfordert und verunsichert.

Nun hat die Schule in ganz Österreich wieder begonnen. Laut Bildungsministerium steht die "Schulampel" (nicht zu verwechseln mit der Corona-Ampel!) noch immer auf "Gelb". Und das bedeutet folgende Richtlinien:

  • Überall (außer am Sitzplatz) muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden
  • Turnen findet vorwiegend im Freien oder sonst in Kleingruppen in Hallen statt
  • Gesungen wird ebenfalls nur im Freien
  • Falls Bildungseinrichtungen geschlossen werden müssen, soll auf Distance Learning umgestellt werden (Unter- und Oberstufe)
  • Händewaschen und Abstandhalten werden sowieso vorausgesetzt!

So die Theorie. In der Praxis sieht der Schulalltag aber ganz anders aus. Medien berichten landesweit von Verdachtsfällen im Lehrkörper, trotz derer der Schulbetrieb aufrecht erhalten wird – auch, wenn die meisten LehrerInnen in Quarantäne sind. Freistunden und Supplierungen, in denen kein Unterrichtsstoff gemacht wird, stehen deshalb an der Tagesordnung. Währenddessen fragen sich die Eltern, ob es besser ist, Vorsicht walten zu lassen oder das Kind einfach den Bestimmungen nach in die Schule zu schicken.

Dementsprechend viele Anrufe erhielt auch eine Schule in Graz täglich von den Eltern der Unter- und Oberstufenkinder, berichtet eine Deutschlehrerin im Gespräch mit WOMAN. Kinder würden ja schneller krank werden oder Schnupfen bekommen, was die Situation nur verkompliziert. Doch mittlerweile gibt es einen Leitfaden. Demnach sollen Kinder zuhause bleiben wenn sie über 37,5 Grad Fieber haben, ihren Geschmacks- und Geruchssinn verloren haben und husten. Diese konkrete Aufzählung habe den Eltern sehr geholfen und so die Leitungen der Schule entlastet, so die Lehrerin.

»Ich will Corona überleben!«

Doch nicht nur die Kinder, sondern auch der Lehrkörper kann natürlich an Covid erkranken und ist deshalb mit ähnlichen Fragen konfrontiert. "Früher ging ich schon mit einem Schnupfen oder Husten arbeiten, wenn ich mich nicht krank gefühlt habe. Aber jetzt müssen wir laut Schulleitung auf jeden Fall zuhause bleiben.", so die Deutschlehrerin. Noch seien ja genug LehrerInnen im Dienst, aber schon jetzt könne man mit vermehrten Supplierungen rechnen. "Manche unserer älteren KollegInnen sind schon länger zuhause, da entweder sie der Risikogruppe angehören oder ihre PartnerInnen. Wir schauen natürlich darauf, dass es immer noch genug Fachsupplierungen gibt, aber wenn sich die Situation verschlechtert und die Grippesaison kommt, dann wird sich das nicht mehr ausgehen.", mutmaßt die Grazerin.

Und auch in anderen Schulen des Landes sehen die Lehrkörper schwarz, was die Vertretungen anbelangt. "Die große Herausforderung zu Beginn dieses Schuljahres stellt für mich als Schulleiter die Personalsituation dar. Eine Kollegin gehört zur Covid-19-Risikogruppe und fällt somit aus. Die Stelle wird erst kommende Woche ausgeschrieben. Zwei Kolleginnen sind krank und warten auf das Testergebnis. Wir halten durch Supplierungen den Betrieb aufrecht, aber arbeiten am Limit.", schreibt etwa ein Schulleiter einer Volksschule in Oberösterreich auf unsere Anfrage.

»Für uns ist das auch alles neu.«

Eine Volksschullehrerin aus Oberösterreich warnt jedoch vor einer allzu vorsichtigen Grundhaltung: "Eine Kollegin wollte sich vorsichtshalber testen lassen – schließlich wurde ein "normaler" Infekt festgestellt. Ich würde mir einen normalen Umgang mit der Situation wünschen!" Der Wunsch nach Normalität ist in dieser Zeit eben nicht nur eine leere Phrase, sondern ein echtes Bedürfnis, so die Lehrerin aus Graz. Man würde alles dafür tun, den Schulalltag der Kinder so normal wie möglich zu gestalten. Besonders, weil die Situation alle sichtlich mitnimmt: "Ich habe die Kinder meiner ersten Klasse einen Steckbrief schreiben lassen. Und auf die Frage, was ihr allergrößter Wunsch wäre, schrieb ein Bub: 'Ich will Corona überleben'."

Auf die Frage, ob sich die Schulen bald in ihrem neuen Alltag zurechtfinden würden, knickt selbst die optimistische Grazerin etwas ein: "Für uns ist das auch alles neu. Und in den nächsten Monaten wird die Lage wahrscheinlich noch chaotischer als sie es jetzt schon ist."

Themen: Eltern,
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