Ressort
Du befindest dich hier:

Wenn Singlefrauen Kinder bekommen

Immer mehr Frauen entschließen sich dazu, einfach ohne Mann ein Kind zu bekommen. Wie das medizinisch und juristisch geht, erklärt Familienforscherin und Buchautorin Christina Mundlos.

von
Kommentare: 2

Dann mache ich es halt alleine - Singlefrauen bekommen ein Kind

Frauen müssen nicht mehr auf den Richtigen warten!

© istockphoto.com

Heutzutage ist es gar nicht so einfach, den perfekten Partner oder Zeitpunkt zu finden, um eine Familie zu gründen. Nach der Ausbildung, möchten viele Frauen in der Arbeitswelt Fuß fassen. Und dann, wenn man soweit ist ein Kind zu bekommen, ist der passende Partner vielleicht nicht da. Also entschließen sich immer mehr Frauen dazu, sich ihren Kinderwunsch einfach als Singlefrau zu erfüllen. Wie das geht, erklärt Christina Mundlos, Expertin für Geschlechter- und Familienforschung. In ihrem neuen Buch "Dann mache ich es halt alleine" klärt sie betroffene Frauen über alle medizinischen und rechtlichen Möglichkeiten auf. Wir haben mit der Gleichstellungsbeauftragten und zweifachen Mama gesprochen.

»Wenn sich keine Männer mehr auf dem Single-Markt finden, die Kinder möchten, dann greifen Frauen zu Plan B.«

WOMAN: Das Durchschnittsalter von Müttern bei der ersten Geburt liegt in Deutschland und Österreich bei 30 Jahren. Woran liegt es, dass immer mehr Frauen später Kinder bekommen?
Christina Mundlos: Frauen und Männer fühlen sich später erwachsen als dies noch vor 50 Jahren der Fall war. Man nennt das die verlängerte Adoleszenzphase. Feste, langfristige Bindungen werden seltener, zögerlicher und später eingegangen als früher. Beziehungen sind eben kein „Muss“ mehr. Doch gerade feste Beziehungen zwischen Mann und Frau wurden bislang in der Regel als Grundvoraussetzung für die Gründung einer Familie angesehen. Zudem zeigen die Statistiken, dass Frauen häufiger einen Kinderwunsch haben als Männer. Somit kann es eine Weile dauern bis sich Frauen und Männer bereit fühlen, eine feste Bindung einzugehen und ein Kind zu bekommen. Und einige Frauen gehen am Ende „leer aus“.

WOMAN:In Deutschland hat sich die Zahl der Mütter, die mit 45 oder später Mama wurden, seit 2000 verdreifacht. Hat das bereits irgendwelche gesellschaftlichen Auswirkungen?
Christina Mundlos:Das bedeutet erstmals nicht besonders viel, denn die Zahlen sind ja dennoch extrem gering.

WOMAN:Ab welchem Alter spricht man eigentlich heutzutage von einer Risikoschwangerschaft?
Christina Mundlos:Darunter fallen Schwangere ab einem Alter von 35. Die Kriterien, die zur Bezeichnung „Risikoschwangerschaft“ führen, sind aber mitunter absurd und sollten einen nicht in Panik versetzen. Dass inzwischen über 76% der Schwangeren als risikoschwanger gelten (1990 waren es noch 34%), zeigt bereits wie willkürlich und bedenkenlos mit diesem furchteinflößenden Begriff umgegangen wird.

WOMAN:In Ihrem neuen Buch „Dann mache ich es halt allein“ informieren Sie umfassend über die medizinischen Möglichkeiten für Frauen auch ohne Partner ein Kind zu bekommen. Gibt es denn so viele Frauen, die diese Möglichkeit in Erwägung ziehen?
Christina Mundlos:Es gibt keine konkreten Zahlen dazu. Aber wenn man Expertinnen und Ärztinnen befragt, zeichnet sich ab, dass die Nachfrage steigt.

WOMAN:Welche rechtlichen und medizinischen Möglichkeiten gibt es denn in Österreich, um alleine Mama zu werden?
Christina Mundlos:In Österreich ist künstliche Befruchtungen bei Single-Frauen oder für lesbische Paare nicht erlaubt. Sie müssten also nach München, Berlin, in die Niederlande, nach Belgien oder beispielsweise Dänemark fahren. Eine andere Möglichkeit wäre die Co-Elternschaft - aber dazu braucht man wieder eine Art Partner.

WOMAN:Gibt es eine Methode, von der Sie persönlich eher abraten würden?
Christina Mundlos:Grundsätzlich würde ich davon abraten, eine Beziehung mit einem Mann einzugehen oder fortzuführen, die einen unglücklich macht, nur um so eine Familie gründen zu können. Welche jeweilige medizinische Befruchtungs-Methode für welche Frau infrage kommt, ist eine sehr individuelle Entscheidung.

Dann mache ich es halt alleine - Christina Mundlos
Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Langenhagen und Expertin für Geschlechter- und Familienforschung Christina Mundlos

WOMAN:Irgendwie könnte man sich da denken: Arme Männer… jetzt sind wir so unabhängig, dass wir sie nicht mal mehr zum Kinder kriegen brauchen, oder?
Christina Mundlos:Die künstliche Befruchtung ist ja nicht die erste Wahl der Single-Frauen. Fast alle wünschen sich einen Partner für eine Familiengründung. Wenn sich aber keine Männer mehr auf dem Single-Markt finden, die das auch möchten, dann greifen diese Frauen zu Plan B. Letztlich lehnen diese Frauen nicht die Männer ab. Wenn überhaupt sind es eher die Männer, die seltener einen Kinderwunsch haben.

Im Buch „Dann mache ich es halt allein“ informiert Christina Mundlos umfassend über die medizinischen Möglichkeiten und die juristische Sachlage bei einer alleinigen Elternschaft (in Deutschland). Sie spricht aber auch moralische Fragen an, weist auf potenzielle Alltagsprobleme als alleinerziehende Mutter hin und bietet viele praktische Hinweise für Frauen, die diesen Schritt für sich erwägen.

Das Buch ist ab jetzt für 12,99 Euro im Handel erhältlich!

Dann mache ich es halt alleine - Christina Mundlos

Weiteres Interview mit Christina Mundlos: Wenn Mutter sein nicht glücklich macht

Kommentare

Autor

gesehen ist der Mensch so ausgestattet, dass Vermehrung die Regel ist, nicht die Ausnahme. Sonst hätte schon das Thema Sex keinen so hohen Stellenwert.

Autor

Warum müssen wir uns eigentlich alle unbedingt um jeden Preis vermehren? – dies ist die Frage, die das Thema aufwirft.
Es zwingt sie keiner dazu. Können sie machen, wie sie wollen. Sogar so kompliziert: http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/leihmutterschaft-in-der-ukraine-15340864.html
Und genauso sollten sie es anderen überlassen, ob sie sich vermehren wollen, oder nicht.
Biologisch

WOMAN Community

Deine Meinung ist wichtig! Registriere dich jetzt und beteilige dich an Diskussionen.

Jetzt registrieren!

Schon dabei? .