Das Ernährungsverhalten verbessern und von ungesunden Verhaltensmustern zu verabschieden ist nicht nur für erwachsene Menschen wichtig – speziell bei Kindern ist eine guter, ausgewogener Zugang zum Essen essenziell, um ihnen ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen.
Die Ernährungsstudie "Good Food Study" von der MedUni Wien und Kenwood unter der Leitung von Umweltmediziner Hans-Peter Hutter beschäftigt sich mit der Frage, ob bzw. wie man die Ernährung von Kindern und somit ihre Gesundheit verbessern kann. Der erste Schritt: Die nötige Aufklärungsarbeit bei Erwachsenen leisten.
Denn wie soll ein Kind einen guten Zugang zu Ernährung bekommen, wenn ErzieherInnen diesen oft selbst nicht haben?
Trotz aktueller, gesundheitsfördernder Ernährungstrends bevorzugen Österreicher laut Studien nach wie vor fett- und kalorienreiche Küche (24 Prozent immer, 57 Prozent häufig). Selten bzw. sogar mit abnehmender Tendenz werden leichte, vitaminreiche Gerichte gewählt.
Die Hauptgründe für ungesunde Ernährung sind fehlende Bildung und Bequemlichkeit. Obwohl die meisten Menschen wissen, dass Selbstgekochtes gesünder ist, konsumieren sie Fertiggerichte. Und auch, wenn selbst gekocht wird, haben viele Leute keine Ahnung, was eigentlich gesund ist.

Andrea Fičala, Ernährungswissenschaftlerin und Autorin, hat die Studie begleitet und mit ihren TeilnehmerInnen interaktive Workshops durchgeführt. Dort wurde unter anderem selbst gekocht und auf das Thema Nährstoffe eingegangen – "Was braucht unser Körper überhaupt?" Fičala bemerkte, dass auch unter Erwachsenen wahnsinnig viel Fehlinformation und Unsicherheit im Bezug auf gesunde Ernährung besteht.
Im Zuge der Präsentation der "Good Food Study" klärte uns Fičala über die Basics einer ausgewogenen, gesunden Ernährung auf:
Fleisch oder kein Fleisch?
Für einen gesunden Lebensstil muss man nicht auf Fleisch verzichten. Man sollte aber genau darauf achten, wo es herkommt. Produkte, die aus Massentierhaltung stammen, sind weder für die Gesundheit noch für die Umwelt förderlich.
"Spricht man davon, dass man den Fleischkonsum reduzieren sollte, kommt ganz oft der Aufschrei: 'Also Vegetarier werd' ich sicher nicht!'", erzählt Hutter. "Davon redet ja auch niemand. Aber die Menschen in Österreich essen drei Mal so viel Fleisch wie empfohlen wird."

Was die Proteine angeht, stimmt es nicht, dass der Körper tierisches Eiweiß unbedingt braucht, weiß Fičala. "Es ist für den Körper lediglich ein bisschen besser verwertbar als pflanzliches. Was aber nicht heißt, dass man seinen Eiweißbedarf nicht problemlos ohne Fleisch decken kann." Eier, Linsen, Kichererbsen oder Quinoa sind ideale, vegetarische Proteinquellen. (Erfahre hier noch mehr zum Thema.)
Softdrinks vermeiden
Verschiedenste Studien zum Thema Softdrinks zeigen, dass diese eine große Rolle im Leben vieler Menschen spielen: Jeder sechste trinkt sie fast täglich. Softdrinks enthalten so viel Zucker, dass schon eine 0,5-Liter-Flasche ausreicht, um auf das Maximum der empfohlenen Tagesmenge zu kommen. Bei Getränken mit Zuckeraustauschstoffen, wie sie zum Beispiel in "Zero"-Produkten enthalten sind, handelt es sich um eine ungünstige Alternative. "Diese sind nämlich, vor allem bei Kindern, schlecht für die Darmflora. Ein weiteres Riesenproblem bei Softdrinks ist Karies", so die Expertin.

Welche Kohlenhydrate braucht unser Körper (nicht)?
Dass alle Carbs schlecht sind, stimmt nicht. Es werden einfach viel zu viele falsche Kohlenhydrate konsumiert. "Geht man jetzt rein nach den Nährstoffen, die unser Körper benötigt, könnten wir komplett ohne weißen Zucker auskommen", so Fičala. Dieser ist in so gut wie allen Süßigkeiten enthalten. Andere schlechte Kohlenhydrate sind zum Beispiel auch Weißbrot oder Weißmehlgerichte wie Pizza.
Komplexe Carbs wie (Vollkorn)nudeln, Kartoffeln oder vollwertiges Getreide (Hafer, Dinkel, Roggen) brauchen wir hingegen. Ebenfalls wichtig ist Gemüse, da es viele Ballaststoffe enthält, die wiederum gut für die Verdauung sind. (Lies hier noch ausführlicher, welche Kohlenhydrate gut oder schlecht sind und worauf man bei einer gesunden Ernährung sowie im Sport achten muss.)
Gutes Brot vs. schlechtes Brot?
Bei den meisten Broten, die es im Supermarkt zu kaufen gibt, wurde der Teig sehr schnell industriell produziert. Das ermöglicht einem, große Mengen in kurzer Zeit herzustellen. Was leidet, ist die Qualität.
Brot mit langer Teigführung – also, wenn der Teig ausreichend Zeit zum Ruhen bekommt – ist für den Körper viel besser verträglich. Das Risiko auf Unverträglichkeiten sinkt. Außerdem sollte man aufpassen: Selbst "dunkle" Weckerl, die eigentlich als gesund gelten, haben, wenn man sich die Liste der Inhaltsstoffe anschaut, meistens einen hohen Weizenanteil. Besser ist es, Roggen- oder Dinkelbrote zu kaufen oder es selbst zu backen.

Wie wichtig ist Milch für den Knochenaufbau?
Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Kuhmilch für eine ausreichende Kalziumaufnahme – und somit für den Aufbau von Knochen und Zähnen – essenziell ist. "Das stimmt so nicht. Käse zum Beispiel enthält viel mehr Kalzium als Milch", so Fičala. "Viele Kinder mögen aber keinen Käse." Auch andere Milchprodukte wie Joghurt sind reich an dem Mineralstoff. Grünes Gemüse wie Grünkohl, Spinat oder Brokkoli und Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen oder Erbsen ebenfalls.
Darf man überhaupt noch naschen?
"Ja, darf man! Und soll man sogar!", betont Fičala. Sich hin und wieder etwas Süßes bzw. Ungesundes zu gönnen, gehört schließlich zum Leben dazu. Es geht darum, solche Dinge als Ausnahme und nicht als Hauptnahrungsmittel zu betrachten: Statt der nächsten Packung Schoko-Cookies lieber selbst einen Kuchen backen, diesen aber bewusst genießen. Es sind kleine Änderungen im Alltag, die aber einen großen Unterschied machen.