"Eigentlich sollte doch alles großartig sein. Ich habe einen Job, der mich interessiert, einen Partner, der mich unterstützt, ein schönes Zuhause. Eigentlich. Aber warum fühle ich mich dann manchmal so unglaublich einsam und leer?
Meine Freunde und Freundinnen könnte ich vielleicht öfter treffen. Aber das schaffe ich nicht mehr wirklich. Irgendwie bleibt keine Energie übrig am Ende des Tages. Dabei müsste ich doch nur mal wieder zum Telefon greifen und einfach anrufen. Aber selbst das ist zu viel.
Ich stehe in der Früh auf, gehe zur Arbeit, komme wieder nach Hause und falle vielleicht noch vor dem Bett vor den Fernseher. Da ist nur der Wunsch zu schlafen. Vollkommene Antriebslosigkeit.
Ich funktioniere. Nach außen. Für die Gesellschaft. Aber nicht für mich. Nicht nach innen. Da ist besagte Leere, Einsamkeit, Lustlosigkeit und die Unfähigkeit etwas für mich zu tun."
"Reiß dich doch einfach zusammen"?
Allesamt Symptome einer Depression. Denn eine Depression ist nicht immer nur Traurigkeit, sondern kann soviel mehr sein. Gelegentliche Traurigkeit ist ein unvermeidlicher Bestandteil unserer menschlichen Existenz. Sie besucht uns von Zeit zu Zeit (normalerweise nach einschneidenden Ereignissen im Leben) und ist ein ganz normales Gefühl.
Bei Depressionen ist das etwas anderes. Das Problem ist jedoch, dass viele dazu neigen, die beiden Wörter zu verwechseln. In Wirklichkeit beziehen sich diese auf zwei absolut unterschiedliche Erfahrungen. Eine Depression ist eine psychische Erkrankung mit lang anhaltenden Symptomen, die zu schwerwiegenden gesundheitlichen Komplikationen führen können. Während Traurigkeit einen bestimmten Grund hat, können depressive Menschen die meiste Zeit nicht einmal den Grund nennen, warum sie sich so fühlen, wie sie es tun. Und man kann sich auch nicht "einfach mal zusammenreißen" oder "Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten", weil psychische Erkrankungen so nicht funktionieren.
Was Menschen fälschlicherweise denken, was eine Depression ausmacht: Faulheit und Traurigkeit.
Eine weitere Schwierigkeit bei Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen ist, dass sie häufig so gut wie unsichtbar sind. Eine Person, die mit Depressionen zu kämpfen hat, sieht äußerlich völlig normal aus. Wenn wir jedoch den Menschen um uns herum genügend Aufmerksamkeit schenken, können wir oft feststellen, ob sie innerlich zu kämpfen haben.
Was Depression auch alles sein KANN:
- Gefühllosigkeit
- Hoffnungslosigkeit
- Verlust von Interessen
- Schuldgefühle
- Gefühl der Wertlosigkeit
- Wut
- Konzentrationsprobleme
- Unentschlossenheit
- Erschöpfung
- Selbstzweifel
- Ängste
- Schlafstörungen
- Antriebslosigkeit
- Appetitlosigkeit
- Heißhunger-Attacken
- unerklärliche Schmerzen
- Hilflosigkeit
- Gereiztheit
- kein Selbstwert
- Müdigkeit
- rücksichtsloses Verhalten
- Verlangsamung des Denkens
20 Warnsignale, an denen du erkennen kannst, ob jemand an einer Depression leidet
Eine Depression kann sehr viele Gesichter haben, aber hier findest du einige Anzeichen dafür, denen wir alle mehr Aufmerksamkeit schenken sollten:
- Die Person ist ruhiger als sonst.
- "Ich bin zu müde" ist eine oft verwendete Aussage.
- Die Person hat keinen Appetit oder hat stark abgenommen.
- Die Person vermeidet Augenkontakt.
- Die Person will oft alleine sein.
- Die Person lächelt zwar kurz, aber das Gesicht verwandelt sich kurz darauf wieder zu einem leeren Gesichtsausdruck.
- Die Person hat Probleme, Teil einer Konversation zu bleiben.
- Die Person distanziert sich emotional.
- Die Person wird gleichgültig gegenüber Dingen, die sie früher interessiert haben.
- Die Person ist oft launisch.
- Die Person macht keine Pläne für die Zukunft.
- Die Person hat Schwierigkeiten sich zu konzentrieren.
- Die Person redet oft über düstere Themen.
- Die Person gibt nur mehr kurzangebundene Antworten.
- Die Person ist wegen Kleinigkeiten gereizt.
- Die Person achtet weniger auf ihr Äußeres.
- Die Person achtet weniger auf ihre Wohnung.
- Die Person sagt öfter Treffen ab.
- Die Person isst sehr viel oder hat stark zugenommen.
- Die Person schläft sehr viel.
Wenn einige Punkte zutreffen, solltest du dennoch nicht einfach etwas annehmen. Es ist von außen betrachtet nie klar, wie es jemanden geht, also bitte immer nachfragen. Gegebenenfalls auch öfter und dann auch Hilfe anbieten.
Wird der Ursache nicht auf den Grund gegangen, können sich die Symptomatiken noch verschlimmern. Früh erkannt, kann eine depressive Erkrankung bei den meisten Menschen vollständig geheilt werden. Die klassische Methode der Bekämpfung ist die Gesprächstherapie. Und es gibt wirklich keinerlei Grund, Bedenken zu haben zur Therapie zu gehen. Man lässt sich ja schließlich auch medizinisch behandeln, wenn man körperliche Beschwerden hat, warum also nicht bei seelischen. Darüber hinaus werden mittlerweile Therapien oftmals als Coaching tituliert und begriffen.
Und man ist vor allem nicht allein. Die Depression ist die häufigste psychische Erkrankung. Fast jeder fünfte Mensch in Europa erkrankt zumindest einmal in seinem Leben an daran. Dabei erkranken Frauen bedauerlicherweise fast doppelt so häufig wie Männer. Höchste Zeit also, mal wieder auf sich selbst und andere zu achten.
Kommentare