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Bundespräsidentschaftskandidat Dominik Wlazny im frauenpolitischen Interview

Am 9. Oktober wählen die Österreicher:innen ihr neues Staatsoberhaupt. Sieben Männer bewerben sich um das Amt des Bundespräsidenten. WOMAN wollte von den Kandidaten wissen: Wie halten sie es mit der Gleichberechtigung? Wie singen sie die Bundeshymne? Und was tun gegen die großen Ungerechtigkeiten?

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Portrait des Bundespräsidentwahlkandidats Dominik Wlazny
© Elke Mayr

Während seiner Zeit als Turnusarzt entschied sich der jüngste Hofburg-Anwärter aller Zeiten (35) für die Musik. 2015 gründete er als Marco Pogo bekannte Frontman der Punkband Turbobier die Bierpartei. Seit Der Wien Wahl 2020 stellt sie elf Bezirksrät:innen. Wlazny ist Bezirksrat in seinem Heimatbezirk Simmering, braut Bier und betreibt ein Plattenlabel.

Ganz ehrlich, wäre es nicht mal Zeit für eine Bundespräsidentin?
Ja, definitiv. Ich finde es sehr schade, dass keine Frau auf dem Wahlzettel steht.

Wann wären Sie lieber eine Frau?
In der Altersstatistik – Frauen leben ja bekanntlich länger als Männer.

Was ist das weiblichste an Ihnen?
Meine Hosen, wahrscheinlich.

Singen Sie die Bundeshymne immer auch mit „großen Töchtern“?
Natürlich, wie sonst?

Gendern Sie?
Ja. Ich verstehe auch die Aufregung um das Thema nicht. Sprache verändert sich ständig weiter und das ist auch gut so.

Sind Sie Feminist?
Ja. FeministIn zu sein bedeutet ja nicht, dass man sich mehr Rechte für Frauen als für Männer wünscht, sondern die Gleichbehandlung der Geschlechter. Solange es keine Gleichberechtigung in allen Bereichen gibt, bin ich auch Feminist. Weil es notwendig ist.

Würden Sie einen Mann als Frauenminister angeloben?
Ja, warum denn nicht? Wenn er in diesem Moment der geeignetste Kandidat ist, würde ich auch einen Mann als Frauenminister angeloben. Ich fordere ja auch Eignungstests für MinisterInnen. Diesen wichtigen Job sollte nur der- oder diejenige in diesem Moment am geeignetsten ist, und zwar ungeachtet des Geschlechts, des Alters oder der Herkunft.

In den USA hat das Supreme Court das Grundrecht auf einen Schwangerschaftsabbruch gekippt. Sehen Sie bei der Fristenlösung in Österreich Änderungsbedarf?
Nein.

Frauen sind von Altersarmut besonders betroffen – was dagegen tun?
Zuerst einmal muss endlich die Gehaltsschere geschlossen werden. Es kann nicht sein, dass Frauen immer noch grundlos für die gleiche Arbeit weniger Lohn bekommen.
Ein weiteres Problem ist die Vergütung der Teilzeitarbeit, denen viele Frauen nachgehen müssen, weil sie ihre Familie betreuen. Die Zeit, die Frauen aufbringen müssen, um für ihre Familie zu sorgen, muss besser vergütet werden. In einem reichen Staat wie Österreich muss das möglich sein.

Fanden Sie die Me-too-Bewegung ausschließlich gut oder (auch) übertrieben?
Die Me-too-Bewegung hat viele Jahrzehnte des Missbrauchs aufgezeigt. Es hat auch gezeigt, dass keine Frau, egal aus welcher Schicht, vor sexuellen Übergriffen geschützt ist. Ich finde es sehr mutig, über diese Erlebnisse zu sprechen und anderen Opfern zu zeigen, dass sie mit ihrer Geschichte nicht allein sind. Zu sagen, dass man von einem traumatischen Erlebnis genervt ist, zeugt nicht nur von fehlender Empathie, sondern vor allem auch, dass das Thema immer noch nicht ernst genommen wird. Dadurch wird auch den Opfern das Gefühl gegeben, dass das ja alles nicht so schlimm ist, dass das immer schon so war und im schlimmsten Fall wird ihnen gar nicht geglaubt. Ich appelliere an alle Gewaltopfer: Seid laut! Erzählt eure Geschichte und zeigt die Täter an.

Nachfrage: Haben Sie sich bei diesem Thema in der Vergangenheit etwas vorzuwerfen?
Nein.