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E-Nummern auf dem Prüfstand

Sie sind in fast jedem Lebensmittel enthalten, doch ihr Ruf ist nicht der beste: E-Nummern. Was sie bedeuten und auf welche man achten sollte.


E-Nummern auf dem Prüfstand
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E330, E 625, E 102, E 104 ? Wer je ein verpacktes Lebensmittel genauer betrachtet hat, hat die "mysteriösen" Zahlen schon gesehen. Wer je etwas darüber gehört hat, erinnert sich höchstwahrscheinlich an nichts Gutes. Den besten Ruf genießen die sogenannten E-Nummern sicher nicht. Doch wie gut oder schlecht sind die Zusatzstoffe wirklich? Und wofür brauchen wir sie überhaupt?

Tatsache ist: Unser moderner Lebensstil verlangt nach schmackhaften Lebensmitteln , die frisch aussehen, günstig sind und besonders lange halten. Was ohne Chemie natürlich nicht funktioniert. Die Industrie verwendet speziell entwickelte Stoffe, um Geschmack, Konsistenz, Aussehen und Haltbarkeit der Lebensmittel zu optimieren. Gekennzeichnet werden diese Zusatzstoffe mit den E-Nummern, die von der EU zwar als unbedenklich deklariert werden, aber trotzdem teilweise im Verdacht stehen, der Gesundheit zu schaden.

Allergische Reaktionen, Knochenschäden, Krebs und Arterienverkalkung sind nur einige der Krankheiten, die sie auslösen sollen. Wissenschaftliche Beweise gibt es, abgesehen von Tierversuchen, allerdings keine. "Das E steht für Europa und ist ein Zeichen, dass der Stoff im Zuge des Zulassungsverfahrens der Europäischen Union geprüft und genehmigt wurde", erklärt Ernährungsexpertin Britta Macho. "Somit ist der Zusatzstoff offiziell gesundheitlich unbedenklich und technisch notwendig, um zum Beispiel gewisse Lebensmittel herzustellen oder zu behandeln. Der Zusatzstoff darf den Konsumenten allerdings nicht täuschen, das heißt, ein Produkt darf durch künstliche Farbzusatzstoffe nicht den Eindruck erwecken, es sei besonders frisch oder enthalte bestimmte Zutaten, die gar nicht drin sind."

Die Behauptung, dass Zusatzstoffe unbedenklich sind, wird allerdings so manchen Konsumenten auf die Palme bringen. Es gibt ganze Bücher darüber, bei welchen Zusatzstoffen Allergiker , Asthmatiker oder Migräneanfällige aufpassen müssen. Im Großen und Ganzen kommt es aber vor allem auf die Menge an Fertigprodukten an, die wir konsumieren. Wer täglich zu konservierten Schnellmenüs greift, ernährt sich bestimmt nicht am gesündesten.

Die E-Nummern-Faustregel

Je stärker verarbeitet ein Produkt ist, etwa Packerlsuppen oder tellerfertige Gerichte, desto höher ist der Anteil an Zusatzstoffen. Diese müssen laut Gesetz mit E-Nummern gekennzeichnet werden, um den Konsumenten zu informieren. Für Lebensmittel ohne Verpackung, wie von Bäcker, Feinkostladen oder Obststand, gibt es noch keine EU-weit gültige Regelung. Doch sind sogar bereits Brot, Wurst und Käse chemische Substanzen beigefügt.

Die gute Nachricht ist: Es gibt auch Produkte frei von Zusatzstoffen! Greifen Sie im Supermarkt vermehrt zu frischen und rohen Produkten. Wer selber kocht, nimmt eine vergleichsweise minimale Menge an Zusatzstoffen pro Mahlzeit zu sich. Frisches Obst und Gemüse sind besonders zu empfehlen, außer es handelt sich um gewachste Äpfel und oberflächenbehandelte Südfrüchte. Milch, Eier, Getreide, getrocknete Nudeln, Reis (Achtung bei Schnellkochreis!), Nüsse, Honig, Kaffee enthalten nie Zusatzstoffe, genauso wie Mineralwasser und einige andere Produkte. "Als Konsument muss man einfach bewusster einkaufen gehen, Hinweise und Vermerke auf Verpackungen genauer lesen und vermehrt frische Lebensmittel aus der Region kaufen. Bioprodukte sind eine gesunde Alternative zu den industriell gefertigten Produkten und längst nicht mehr so teuer", rät die Expertin.

Zusatzstoffe im Überblick

• Ordnungssystem
Der Großteil der chemischen Zutaten lässt sich in Gruppen zusammenfassen, wie zum Beispiel: Farbstoffe, Geschmacksverstärker, Konservierungsstoffe und Antioxidantien, Süßstoffe, Emulgatoren, Gelier- und Verdickungsmittel, Überzugsmittel und sonstige Zusatzstoffe.

• Farbstoffe
Es gibt nichts Köstlicheres als einen rosaroten, glänzenden Punschwürfel. Wäre der Würfel weiß, würde er nur halb so gut schmecken. Bereits die alten Ägypter und Römer färbten zur Verschönerung ihre Lebensmittel ein. Das Lebensmittelrecht unterscheidet zwischen verzehrbaren Farbstoffen und Farben, die nur für die Oberflächenfärbung, wie zum Beispiel für rote Käserinde, verwendet werden dürfen. Nach den neuesten Bestimmungen der EU dürfen folgende Lebensmittel gefärbt werden: Süßwaren, ausgenommen Lakritze sowie Waren, die mit Ei, Milch, Butter, Honig, Malz, Schokolade, Karamell oder Kaffee hergestellt wurden; kandierte Früchte (außer Orangeat und Zitronat); alle Fischerzeugnisse und sonstige Lebensmittel wie Kuchen, Puddings usw.

Nebenwirkungen der Farbzusatzstoffe: Allergische Reaktionen, besonders häufig ist dies bei Tartrazingelb, Chinolingelb und Azo-Farbstoffen (meist enthalten in Desserts und Likören) der Fall.

• Welche E-Nummern zu meiden sind

E 102, 104, 110, 122, 124, 129 sind möglichst zu vermeiden. Eine britische Studie belegte den Zusammenhang zwischen diesen Farbstoffen und Hyperaktivität bei Kindern. Für die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) jedoch lieferte die Studie keine ausreichenden Beweise. Dennoch müssen alle Produkte, die diese Substanzen enthalten, in Zukunft den Hinweis "Kann sich nachteilig auf die Aktivität und Konzentration von Kindern auswirken" sichtbar am Etikett tragen.

• Konservierungsstoffe und Antioxidantien

Um Lebensmittel länger haltbar zu machen, greift die Industrie zu Konservierungsmitteln. Das sind Verbindungen, die den Fäulnisprozess der Nahrungsmittel, durch Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, Hefe) verzögern. Antioxidantien sind Zusatzstoffe, die durch Anlagerung von Sauerstoff vor dem Verderb der Produkte schützen. Die Mehrzahl der zugelassenen Antioxidantien sind naturidentische Substanzen (zum Beispiel Vitamine) und somit gesundheitlich unbedenklich. Einige aber sind synthetisch hergestellt und können Ursache für allergische Reaktionen, Kopfschmerzen und Durchfall sein. Häufige Verwendung finden sie in Suppen, Bratensaucen, Kartoffel-Trockenerzeugnissen, Marzipanmasse, Erdnussmasse und Aromen. Die Konservierungsstoffe E 249-252 (Nitrate und Nitrite) sind dabei besonders umstritten. Zum Beispiel beim Braten oder Grillen, bei geräuchertem Fisch oder Surbraten werden krebserregende Stoffe freigesetzt, wie Tierversuche ergeben haben.

• Geschmacksverstärker

E 620-635, E 640: intensivieren das Aroma stark verarbeiteter Lebensmittel. Ein bekannter Geschmacksverstärker ist Natriumglutamat. Es hat einen speziellen Eigengeschmack und entspricht unserer fünften Geschmacksrichtung "Umami". Besonders häufig werden Geschmacksverstärker in Fertigprodukten, Schnellgerichten, Chips und Knabbergebäck verwendet. Bei erhöhten Harnsäurewerten und Gicht sollten Lebensmittel mit diesen Zusatzstoffen gemieden werden.

China-Restaurant-Syndrom ist die bekannteste Folgeerscheinung von Glutamatunverträglichkeit. Die Symptome reichen von Kopfschmerzen bis zu Migräne-Anfällen, Gliederschmerzen, Taubheit im Nackenbereich und Übelkeit. Geschmacksverstärker stehen auch im Verdacht, Fettleibigkeit und ein ständiges künstliches Hungergefühl hervorzurufen.

• Süßstoffe

Süßstoffe sind natürlich oder synthetisch hergestellte Verbindungen, die eine höhere Süßkraft, aber einen niedrigeren Energiewert haben als Haushaltszucker. Die gesundheitsschädliche Wirkung der Süßstoffe ist wissenschaftlich nicht erwiesen, trotzdem werden sie verdächtigt (vor allem Aspartam), das Krebsrisiko zu erhöhen.

• Bioprodukte

Bei Bioprodukten sind die Richtlinien der ökologischen Anbauverbände viel strenger als die der EU-Verordnung. Farbstoffe, Süßstoffe, Stabilisatoren und Geschmacksverstärker sind vollständig verboten. Alle Betriebe, die Bioprodukte erzeugen oder verarbeiten, werden mindestens einmal im Jahr von einer unabhängigen, staatlich autorisierten Prüfstelle besucht. "Bio" steht für hochwertige Nahrung, die weder Spritzmittel noch Antibiotika enthält. Vorsicht bei Produkten mit folgender Bezeichnung: "aus naturnahem Anbau", "aus umweltgerechter Landwirtschaft" und "aus kontrolliertem Anbau" - diese Lebensmittel haben mit "Bio" nichts zu tun! Viele Supermärkte produzieren bereits ihre eigene preiswerte Bio-Linie. Gesunde Ernährung muss somit auch nicht immer teuer sein.

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