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Female Leadership: Gleichberechtigung von Frau und Mann in Führungspositionen

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6 min
Female Leadership

©Elke Mayr
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Über den karrieretechnischen Aufstieg entscheidet leider immer noch oft das Geschlecht und nicht die Qualifikation. Was bedeutet jetzt aber genau Female Leadership und wie sieht die Lage in Österreich aus?

Was bedeutet Female Leadership?

Female Leadership ist nicht nur ein Begriff für Frauen in Führungspositionen, sondern hat sich auch für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in Top-Positionen etabliert. Aber weibliche Führungskräfte sind leider noch immer selten. Über den Aufstieg bestimmt in der Praxis oft das Geschlecht und nicht die Qualifikation. Obwohl 47 Prozent der Erwerbstätigen Frauen sind und sie zudem höhere Bildungsabschlüsse als Männer vorweisen können, erreicht ihr Anteil unter den Vorständen der börsennotierten Unternehmen nur sieben Prozent.

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Female Leadership in Österreich: Daten & Zahlen

Laut dem "Frauen.Management.Report.2022", der seit 2005 jährlich von der Arbeiterkammer Wien durchgeführt wird, wurden Anfang 2022 8,9 Prozent der Positionen im Management (Geschäftsführung, Vorstand) und 24,7 Prozent der Aufsichtsratsposten bei den 200 umsatzstärksten Unternehmen in Österreich von Frauen besetzt.

Das heißt, es gilt das Ähnlichkeitsprinzip, also rekrutieren Männer wieder Männer.

Christina WieserBetriebswirtin

Seit 2018 gilt in Österreich für die Privatwirtschaft das Gleichstellungsgesetz von Frauen und Männern im Aufsichtsrat (GFMA-G). Diese Einführung der verbindlichen Quote von mindesten 30 Prozent Frauen in den Aufsichtsratsgremien börsennotierter sowie großer Unternehmen (mehr als 1.000 Beschäftigte) hat bewirkt, dass der Frauenanteil aktuell bei 35,1 Prozent liegt. Bei nicht-quotenpflichtigen Börsenunternehmen sind es 18 Prozent. In staatsnahen Unternehmen macht der Frauenanteil in den Aufsichtsräten 47 Prozent aus.

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Grafik: Frauenanteil in Top-Positionen

© AK-Frauen.Management.Report.2022

Forderung: Frauenquote im Vorstand

Im Management (Geschäftsführung, Vorstand) sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert. Der Frauenanteil in börsennotierten Unternehmen (quotenpflichtig sowie nicht-quotenpflichtig) liegt beispielsweise bei rund acht Prozent. Österreich weist im Europa-Vergleich nur sieben Prozent Frauenanteil in Vorständen großer börsennotierter Unternehmen auf und führt damit mit Luxemburg (vier Prozent) das Schlusslicht an.

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Grafik: Österreich bei Chefinnen Europa-Schlusslicht

© AK-Frauen.Management.Report.2022

Als Gründe für die Unterrepräsentanz von Frauen in Top-Positionen nennt Christina Wieser, Betriebswirtin in der Arbeiterkammer Wien und langjährige Autorin des "Frauen.Management.Report", folgende: "Vorurteile, Diskriminierung, die Ausrichtung von Karriereplänen auf traditionelle Geschlechterrollen und dass mit steigender Hierarchiehöhe die objektiven Auswahlmethoden bei Rekrutierungsprozessen wegfallen. Das heißt, es gilt das Ähnlichkeitsprinzip, also rekrutieren Männer wieder Männer."

"Nach der Quote für den Aufsichtsrat, die weiter erhöht werden muss, braucht es jetzt die Quote für den Vorstand. Denn nur mit einer gesetzlichen Verpflichtung wird es auch mehr Chefinnen geben", fordert Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl.

Female Leadership: positive Effekte auf den Unternehmenserfolg

Die Studie "Frauen in Führungspositionen. Aktuelle Analysen zu Repräsentation und Rahmenbedingungen" vom Economica Institut für Wirtschaftsforschung im Auftrag des Bundeskanzleramts, Sektion für Frauen und Gleichstellung, die im September 2022 veröffentlicht wurde, zeigt zwei besonders wichtige Aspekte: Frauen in Führungspositionen tragen positiv zur wirtschaftlichen Unternehmensperformance bei und schaffen somit einen Wettbewerbsvorteil in Österreich.

Die Forschungsergebnisse bestätigen die positiven Effekte von Frauen in Führungspositionen auf den Unternehmenserfolg. Female Leadership wirkt sich positiv auf den finanziellen Erfolg von Unternehmen aus, aber auch auf die Chancengleichheit (Stichwort: Diversität) und damit Einkommenschancen sowie die Produktivität und Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen.

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Als mögliche Ursachen für diese positiven Effekte von Female Leadership nennt die Studie beispielsweise andere Motivationsfaktoren und Ziele. Für Frauen stehen die Mitarbeiter:innen und langfristiges Wachstum im Fokus, eine kurzfristige Profitabilität kann daher geringer ausfallen. Weitere Ursachen sind die höhere Innovationskraft sowie ein umsichtiger Führungsstil.

Wie erreicht man einen höheren Frauenanteil in Führungspositionen?

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie ein höherer Anteil von Frauen in Führungspositionen erreicht werden kann. Die Studie erwähnt zwei Ansätze: Bottum-up-Ansatz und Trickle-down-Ansatz. Für den Bottum-up-Ansatz benötigt es einen ausreichend weiten Kreis an qualifizierten Frauen, mit denen Führungspositionen besetzt werden können. In manchen Branchen, zum Beispiel in den MINT-Bereichen (Berufe aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik), gibt es ein Ungleichgewicht der Geschlechter – sowohl im Bildungsbereich als auch am Arbeitsmarkt. Wenn der Frauenanteil gesteigert wird, bringt das mehr Mädchen und Frauen in die in entsprechende Ausbildungen und in weiterer Folge auch in MINT-Berufe.

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Die Vorbildwirkung von Female Leadership auf andere Frauen, um sie ebenfalls für eine Führungsposition zu motivieren, beschreibt der Trickle-down-Ansatz. Dazu zählt auch ein auf die Förderung von Frauen ausgelegtes Handeln (zum Beispiel im Auswahlprozess) und allgemein die Abkehr von bestehenden, traditionell verankerten Praktiken, die Frauen unbewusst benachteiligen.

Es ist an der Zeit, dass Frauen führen, und nicht nur ausführen. Denn besonders weibliche Führungskräfte bringen spezielle Qualitäten mit in den Führungsalltag, von denen ein gesamter Führungskreis und die Mitarbeitenden nur profitieren können.

Kinga BartczakFemale Empowerment & Business Coach

Frauen in Österreich sind so gut ausgebildet wie nie zuvor, aber trotzdem sind sie in Entscheidungs- und Führungspositionen stark unterrepräsentiert. Female Leadership stellt einen Mehrwert sowie Wettbewerbsvorteil dar und das nicht nur für das einzelne Unternehmen, sondern auch für ganze Branchen sowie die österreichische Volkswirtschaft. Neben den finanziellen Aspekten bestärkt ein gesteigerter Frauenanteil in Führungspositionen Chancengleichheit sowie Zufriedenheit des Personals.

Wie kann Female Leadership gefördert werden?

Um Female Leadership zu fördern, braucht es einerseits Maßnahmen für erwachsene Frauen, wie Führungskräfteprogramme, andererseits auch Projekte für Mädchen und junge Frauen, um beispielsweise auf bestimmte Berufsgruppen (MINT) aufmerksam zu machen. Innerbetriebliche Frauenförderung (equalitA-Gütesiegel) und Geschlechtergerechtigkeit sind wichtige Punkte, wie auch das Netzwerken untereinander (zum Beispiel das Female Leaders Network).

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