Leider, es konnte keine weibliche Expertin für das Podium gefunden werden. Wie oft haben wir diesen Satz schon gehört, wenn moniert wurde, dass ausschließlich Männer zu Diskussionsrunden geladen wurde? Aber nicht nur bei öffentlichkeitswirksamen Auftritten begegnet uns dieses Phänomen - auch in anderen Zusammenhängen werden oft Männer engagiert, obwohl es eigentlich auch genug qualifizierte, weibliche Profis gäbe. Und das bringt manchmal auch unangenehme Erfahrungen mit sich. Etwa, dass einen der KFZ-Mechaniker behandelt wie ein kleines Dummerchen und glaubt, er könnte dir allerhand notwendige Reparaturen einreden - weil du ja als Frau sicher keine Ahnung von deinem Auto hast. Oder der Installateur, der sich ultimativer Rassist entpuppt - den will man eigentlich nicht in den eigenen vier Wänden haben, schon gar nicht, wenn man etwa eine dünklere Hautfarbe hat oder eine andere Sprache spricht.
Solch ungewollten, unangenehmen Begegnungen wollen die "Feminist Yellow Pages" nun entgegen wirken: Auf der Website findet man ein Verzeichnis von DienstleisterInnen aus dem Großraum Wien, die einen (queer)feministischen Anspruch haben und sich gegen Rassismus und Islamophobie, Sexismus und Misogynie, Homo- und Trans*phobie und sonstige Diskriminierungen stellen. Das heißt, dort kann man Menschen finden, bei denen klar ist, dass es nicht zu beleidigenden oder gar beängstigenden Äußerungen kommt. Aus den unterschiedlichsten Branchen: Von der IT, über Coaching & Training bis hin zu Sport, Reparaturen und Handwerk. Wer selbst Dienstleistungen anbietet und sich von der Seite angesprochen fühlt, ist auch herzlich eingeladen sich dort zu registrieren - Leute, die etwas gut können, das andere gut gebrauchen können, werden ständig gesucht. Auch Empfehlungen für "friendly places und people" werden angenommen.
Allein mit zwei fremden Männern
Ins Leben gerufen hat die Seite Sina Wurm: Sie wohnt seit Jahren in einer Wohngemeinschaft mit Freundinnen. Wann immer sie eine Dienstleistung brauchten, waren sie unsicher. Warum? "Erstens ist es bei handwerklichen Services fast unmöglich, online qualifizierte Frauen* zu finden. So kam es vor, dass eine von uns mit zwei fremden Männern allein in der Wohnung war, was unangenehm sein kann, vor allem wenn man kritisch beäugt wir, weil man z.B. nicht als heterosexuell gelesen wird oder bei den Dienstleistern "Verwirrung stiftet" durch gendernonkonformes Aussehen/Auftreten." Zweitens seien sie, weil sie Frauen sind, oft herablassend behandelt worden. "Zum Beispiel wollten uns zwei Installateure kürzlich weismachen, dass unsere Heizung nicht funktioniere. Dem war nicht so, und selbstverständlich wäre uns das aufgefallen, aber die beiden ließen nicht locker und behandelten uns wie ahnungslose Kinder."
"Gelbe Seiten" mit Anspruch
Nach vielen ähnlichen Erfahrungen kam ihr die Idee eine Plattform zu schaffen - eben wie früher die Gelben Seiten - nur für feministische DienstleisterInnen. "Da mir nicht nur Feminismus am Herzen liegt, sondern auch, damit verbunden, Anti-Rassismus und LGBTIANQ-Rechte, hat sich das Projekt ausgeweitet. Dienstleister_innen, die ihre Inserate auf den Yellow Pages schalten, erklären sich mit diesen Grundsätzen einverstanden." Jetzt hofft Sina Wurm darauf, dass Leute, die eine Dienstleistung brauchen (besonders auch BPoC, trans-, inter- und queere Personen), sich beim Engagieren ein wenig sicherer sein können, nicht bei jemand sexistischem, rassistischen oder homophoben zu landen. "Natürlich kann keine Garantie übernommen werden, aber einen Versuch ist es wert. Erst einmal für in und um Wien; wenn es gut läuft wird es vielleicht ausgeweitet."
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