"Lass uns über Geld sprechen!", ist die Devise der beiden 25-jährigen Start-up-Gründerinnen. Sie hatten genug vom Tabuthema rund um das eigene Einkommen und helfen seit letztem Dezember Frauen, sich im Finanz- und Investitions-Dschungel zurechtzufinden.
Mut fassen
Die Stuttgarterinnen wollen Frauen in ihrem Alter, die ähnliche Probleme wie sie haben – Angst vor dem Risiko und keine Vorstellung davon, wie Geldanlagen funktionieren – einen Ausweg bieten: "Wir haben gemerkt, dass die Lösungen, die es gibt, nicht schön aufbereitet, total langweilig und undurchsichtig sind. Es waren schwarz-weiße Seiten, deren Inhalt man nicht wirklich versteht."
"finance, baby!" ist ein Unternehmen, das im ersten Lockdown aus der Not heraus entstanden ist. Denise: "Ich hatte Angst, coronabedingt meinen Marketing-Job zu verlieren und dann ohne Rücklagen dazustehen. Und ich wusste ja nicht mal, dass man auch schon mit wenig Geld investieren kann. "
Selbst in die Hand nehmen
Die beiden haben das vergangene Jahr über mehr als 300 Frauen nach ihren Finanzproblemen befragt. Altersvorsorge und das Aufbringen von Kapital sind dabei häufige Gründe für Geldsorgen. In ihren Online-Kursen liefern die Unternehmerinnen Lösungen für genau diese Probleme.
Je nachdem ob man sich bereits einen Überblick über seine Finanzen verschafft hat, bieten die beiden die "Starter Class" für AnfängerInnen und die "Finance Class: Aktien & ETF's" für all jene, die bereit sind zu investieren, aber noch nicht genau wissen, in was.
Investieren ja, aber mit Bedacht
"Man sollte nur das anlegen, was man nicht sofort wieder braucht. Wenn ich ein geringes Einkommen habe, das mir gerade so reicht und ich keinen Puffer für ein paar Monate auf dem Konto habe, dann ist es sehr riskant", so Denise. Würden nämlich plötzliche Kosten anfallen, muss man seine Anteile verkaufen und verliert dadurch möglicherweise etwas von seinem Vermögen. Die beiden empfehlen deshalb, langfristig zu denken und nur das zu investieren, auf das man in den nächsten Jahren nicht zwingend zugreifen muss.
Do’s und Don’ts
Wer Geld anlegen möchte, muss sich dem Risiko bewusst sein, das damit einhergeht. Aus Angst gar nichts zu tun, empfehlen Denise und Tessa allerdings nicht: "Jede/r sollte für sich beobachten: Wie reagiere ich bei Schwankungen? Will ich meine Anteile dann schnell wieder verkaufen oder bleibe ich ruhig?" Zählt man zum zweiten Typ, kann man sich überlegen in Einzelaktien zu investieren – die sind aber nichts für schwache Nerven. Legt man viel Wert auf Sicherheit und ist eher risikoscheu, ist man mit ETF’s besser bedient, so die Expertinnen.
Besonders das Wort "Kryptowährung" löst bei den Meisten Unbehagen aus. Laut Denise liegt das vor allem an mangelnden, verständlichen Erklärungen: "Im hochgestochenen Finance-Deutsch versteht keiner etwas. So war es bei mir auch bei Bitcoins. Irgendwann hatte ich aber den "Aha"-Moment: Das ist eine alternative Währung, wie zum Beispiel auch Dollar eine andere Währung als der Euro ist." Um sich einen Überblick über ungeklärte Begriffe und Entwicklungen in der Finanzwelt zu schaffen, ist es deshalb besonders hilfreich, wenn man Verbindungen zu Vertrautem herstellen kann, findet Denise: "Ich dachte, Aktien sind einfach Linien, die hoch und runter gehen. Wenn man aber versteht: Das sind Unternehmen und die Linien zeigen, wie sie sich entwickeln – dann hat das mehr Bezug zum eigenen Alltag."
Die ultimative Anleitung für erfolgreiches Investieren gibt es nicht. In den Onlinekursen zeigen die beiden daher Beispielaktien her und fordern auf, zu reflektieren: "Was ist mir wichtig? Lege ich Wert auf Nachhaltigkeit? Welche Unternehmen sind in meinem Alltag präsent?" Wenn man die Antworten auf diese Fragen gefunden hat, ist man der richtigen Geldanlage schon nähergekommen: "Die meisten denken, es gibt nur eine universelle Lösung. Aber dass Investment etwas Individuelles ist, ist super wichtig zu begreifen."
Die Mission
Momentan legen die beiden den Fokus auf ArbeitnehmerInnen und StudentInnen von Mitte 20 bis Mitte 30. Sie möchten ihr Angebot aber unbedingt noch erweitern: "Wir würden gerne eine Academy aufbauen und ein Begegnungsort, online und offline, für die Community sein. Und wir hätten echt Bock auf eine große Konferenz mit Speakerinnen."