Ich erinnere mich nur ungern an die Zeit des Lockdowns im März. Weil schon an Tag zwei war mir klar: Ich verliere die Kontrolle über mein Leben. Ich habe mich unfrisiert und ohne BH vor den Laptop zum Arbeiten gesetzt und hab Erdnussbutter aus dem Glas gelöffelt (in herausfordernden Zeiten kann man nicht auch noch auf seine Ernährung achten). Wer bitte denkt an Low Carb, wenn alles um einen herum den Bach runtergeht? Eben!
Mehr Motivation durch eine Fitnessuhr?
Irgendwann aber wurde mir bewusst, dass es vermutlich auch ein Leben nach der Selbstquarantäne geben wird. Das war der Moment, in dem ich mir eine Fitnessuhr zulegte, in der Hoffnung, sie würde mich aus dem Zustand des körperlichen und geistigen Mich-gehen-Lassens wieder rausreißen. Die schlechte Nachricht: Niemand reißt dich irgendwo raus, das musst du schon selbst machen. Die gute Nachricht: Für fast alle Situationen gibt es Motivationshilfen – in Sachen Sport und Bewegung kann das eine Smartwatch sein. In meinem Fall war’s die Polar Unite. Sie hat mich mit dem Versprechen überzeugt, dass sie mir dabei helfen würde, „die Balance aus Alltag, Training und Erholung“ zu finden. Mittlerweile sind seit dem ersten Anlegen der Uhr einige Wochen vergangen und die Liste der Erkenntnisse, die ich seitdem gewonnen habe, umfasst fünf Punkte:

1. Gehen bringt’s! Mit der Fitnessuhr die Schritte zählen
Ich liebe es spazieren zu gehen. Da kann man so schön die Umgebung beobachten. Und wenn man mit jemandem zusammen unterwegs ist, bringt’s die Gespräche oft auf eine andere Ebene als wenn man einander gegenübersitzt. So wie es eben auch einen Unterschied macht, zu welcher Tageszeit man sich unterhält. Vielleicht bilde ich mir das auch ein, jedenfalls: Ich gehe gerne spazieren. Warum ist ja eigentlich egal. Jetzt mach ich’s umso lieber, weil ich weiß, dass es sich positiv auf die Bewegungs- und Energiebilanz auswirkt. Außerdem macht’s den Kopf frei, reduziert Stress, schont die Gelenke, kurbelt den Stoffwechsel an und, und, und. Aber auch die Schritte, die man im Alltag zurücklegt, sind nicht zu unterschätzen. Wer öfter die Treppe statt dem Lift nimmt, die Kollegin an ihrem Schreibtisch besucht anstatt sie anzurufen, usw. sammelt einige Zusatzsteps, die die Uhr dokumentiert. Man kann dafür drei unterschiedliche Aktivitätsziele einstellen. Wenn einem noch ein paar Prozent auf die Hundert fehlen, gibt’s Tipps, wie man die noch reinholen kann. Das wiederum spornt an, sich auch dann noch ein paar Meter zu bewegen, wenn man eigentlich lieber faul wäre.
2. Auch Putzen ist Fitness – sagt zumindest die Fitnessuhr
Das Bett frisch überziehen, bügeln, aufwischen – macht man, weil man’s machen muss, oder? Mittlerweile erledige ich die Aufgaben gar nicht mal mehr so ungern, seit ich weiß, dass Saubermachen und Ordnung schaffen einem moderaten Training gleichkommen. Mit guter Musik geht’s noch eine Spur beschwingter dahin. Hier noch schnell meine Top-3-Gute-Laune-Putz-Songs: Escape (The Pina Colada Song) von Rupert Holmes, Ghostbusters von Ray Parker Jay und Footlose von Kenny Loggins.

3. Auspowern vs. Runterkommen
Laute Power-Musik, viel Schweiß und schweres Atmen: So trainiere ich am liebsten. Ich feiere HIIT-Workouts, Schnurspringen, funktionales Training. Da bin ich dann so mit dem Überleben beschäftigt, dass die Sorgen des Alltags in meinem Kopf keinen Platz haben. Gerade genieße ich’s sehr, wieder in der Gruppe zu trainieren, weil das zusätzlich anspornt. Wenn sich’s zeitlich aber nicht ausgeht, irgendwohin zu fahren, mach ich’s draußen im Hof und lasse mich von meiner 80-jährigen Nachbarin pushen, die alle paar Minuten von ihrem Fenster Motivationsrufe loslässt, die ich leider nicht höre, weil ich die Kopfhörer draufhabe. An ihrem euphorischen Klatschen und ihrem freundlichen Gesichtsausdruck aber erkenne ich, dass sie mich anfeuert und nicht zur Schnecke macht. In Wien kann man sich ja nie so wirklich sicher sein … Außerdem fängt sie mich immer wieder im Stiegenhaus ab, um zu plaudern. So habe ich auch erfahren, dass sie früher mal Sportlerin war. „Trainieren’s weiterhin so brav. Das ist wichtig“, hat sie gesagt. Und: „Tschuldigen’s, dass ich Ihnen so aufs Dekolleté starre, aber daran erkennt man auch den Altersunterschied zwischen uns beiden.“ Und: „Pausen und sanfte Workouts braucht der Körper aber genauso.“ Letzteres, muss ich zugeben, vernachlässige ich oft ein bisschen.
Wenn man übertrieben hat...
Die Uhr hat aber eine Funktion, die sich „Serene“ nennt – das ist eine angeleitete Atemübung, die mich immer wieder dran erinnert (wenn’s nicht gerade meine Nachbarin macht …), mir einen Moment Zeit zu nehmen, um zur Ruhe zu kommen und zu entspannen. Danach lege ich oft noch eine Stretching-Einheit nach. Also, wenn ich nicht gerade irgendwo unterwegs bin. Das ist nämlich das Praktische: Man kann das Intervall der Übung individuell einstellen. Standardmäßig dauert sie drei Minuten. Die optimale Zeit, um sich auch mal bei der Arbeit dafür kurz aufs Klo zurückziehen zu können, ohne dass jemand starke Verdauungsprobleme bei einem vermutet.
4. Kein Selbstbetrug und mehr Überblick
Sport ist nicht gleich Sport. Nehmen wir als Beispiel einen Kurs bei F45, der 45 (daher der Name) Minuten dauert – in der Zeit kann man mit den funktionalen Übungen, die man dort absolviert, bis zu 750 Kalorien verbrennen. Betonung liegt auf „kann“. Wenn man’s halbherzig macht, sind’s dementsprechend weniger. Was ja auch absolut okay ist, weil wir alle solche und solche Tage haben. Einmal können wir vor lauter Energie Bäume ausreißen und dann schaffen wir’s nicht mal, ein Grashalm zu streicheln. An solchen Tagen bin ich stolz auf mich, wenn ich’s überhaupt mal von meinen normalen Klamotten in mein Sport-Outfit schaffe. Mein altes Ich ohne Fitness-Uhr hätte trotzdem bei jedem Training mit 750 Kalorien gerechnet – und sich am Ende des Tages gewundert, warum meine „Ah, da geht sich nach dem Sport eine Pizza Margerita aus und ich nehme trotzdem ab“-Rechnung nicht gestimmt hat. Geht jetzt nicht mehr, weil meine Smartwatch mir schwarz auf weiß zeigt, wenn ich die Übungen mit weniger Engagement ausgeführt habe. Ich esse trotzdem die Ganze … ;-)

5. Fortschritte erkennen
Es ist spannend zu sehen, wie schnell der Körper bei regelmäßigen Training eigentlich Kraft und Ausdauer aufbaut. Die Uhr misst auch die Herzfrequenz und wieder sieht man deutlich, welche Trainings einen bald nicht mehr ganz so herausfordern wie anfangs noch. Man spürt es eh selbst auch, aber es tut manchmal trotzdem gut, wenn man seinen Leistungsaufbau dokumentiert sieht.
Fazit:
Die Uhr und ich sind mittlerweile wirklich gute Freunde geworden. Sie hat definitiv mehr Bewegung in mein Leben gebracht, motiviert mich, wenn ich mal einen Hänger habe und gibt mir insgesamt ein besseres Gefühl, weil ich dank ihr aktiver und fitter geworden bin. Aber: Keiner Beziehung tut es auf Dauer gut, wenn man miteinander verschmilzt. Deshalb: Für nichts und niemanden, auch nicht für das coolste Gadget dieser Welt, darf man darauf vergessen, auf sich und seine innere Stimme zu hören, weil die am besten weiß, was wir gerade brauchen und was uns guttut. In diesem Sinne hole ich meine Nachbarin gleich zum Spazierengehen ab und freu mich schon auf das Strahlen in ihren Augen, wenn sie mir aus ihrer Zeit als Leichtathletin erzählt.
Kommentare