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Diese Fragen hören sonst nur Frauen!

Hören Sie die biologische Uhr schon ticken? Und haben Sie Probleme damit, von anderen ernst genommen zu werden? Mit diesen Themen müssen sich Frauen oft auseinandersetzen - männliche Kollegen hingegen nicht. Zum Frauentag haben wir bekannte Männer damit konfrontiert. Und überraschende Antworten erhalten… Wie zum Beispiel jene von Bundeskanzler Sebastian Kurz, Unternehmer Ali Mahlodji sowie den Schauspielern Hans Sigl und Manuel Rubey.

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Diese Fragen hören sonst nur Frauen!
© Getty Images

Dass Frauen noch immer zwei Mal überlegen, bevor sie 'zu viel' Selbstvertrauen zeigen, Schwierigkeiten damit haben, von Kollegen ernst genommen zu werden und sich Gedanken über ein theoretisches 'Ablaufdatum' machen müssen -das sind Probleme, die Männer eigentlich nicht haben", überlegt Drew Sarich, 43. "Als Mann habe ich eine relativ luxuriöse Existenz." Der Musicalstar hat sich zusammen mit 15 anderen Männern aus Politik, Wirtschaft und Kultur jenen Fragen gestellt, mit denen ihre Kolleginnen oft konfrontiert werden. "In der Darstellung erfolgreicher Frauen geht es oft darum, dass sie es 'geschafft' haben. So als wäre das per se bereits ein Wunder. Sie werden viel öfter an ihrem Erfolg, dem Familienmanagement sowie an Körperlichkeiten gemessen. Sprich: Welche Position hat sie? Wie viele Kinder und wie schafft sie das? Wie sieht sie aus?", analysiert Gender-Expertin Marita Haas (maritahaas.at) die unterschiedliche Berichterstattung. "Männer hingegen werden stärker inhaltlich in ihrem Berufsfeld und vielleicht noch in einem besonderen Hobby präsentiert."

Da haben sich in den vergangenen zehn bis 20 Jahren zwar viele Dinge verändert, Luft nach oben ist aber immer noch genug. Unternehmensberaterin Haas coacht dahingehend Firmen und bietet Diversitätstrainings an. Denn das Bild der individuellen Karrierefrau, der alle Optionen und Wege offenstehen, ist illusorisch. Haas weiß aus der Praxis gut, dass weibliche Arbeitskräfte eben nicht unbegrenzte Möglichkeiten haben: "Wir glauben, dass in unserer Gesellschaft ,freie Entscheidungen' möglich sind, und übersehen dabei die strukturelle Diskriminierung: etwa wer in welcher Art und Weise gefördert wird, um überhaupt in bestimmte Positionen zu gelangen." Genderstereotype Fragestellung verfestigt den Eindruck, welcher Platz Männern und Frauen "zusteht". Prinzipiell sei nichts daran auszusetzen, nach persönlichen Lebenskonzepten und beruflichen Ängsten zu fragen, falsch sei nur, dies "ausschließlich bei Frauen zu thematisieren". Deshalb wollen wir es jetzt von den Männern wissen: Wie gehen sie mit dem Älterwerden um? Und wie schaffen sie das mit Job und Privatleben?

Wer übrigens die Antworten aller 16 Interviewpartner wissen will, holt sich am besten schnell die aktuelle Ausgabe von WOMAN im Handel!

SEBASTIAN KURZ, 32, BUNDESKANZLER

Haben Sie Probleme damit, von Frauen ernst genommen zu werden?
In meinem Team arbeiten viele Frauen, und auch in der Bundesregierung habe ich im ÖVP-Team erstmals einen Frauenanteil von 50 Prozent sichergestellt. Ich glaube, die Frage sollte anders lauten: Wann haben Männer endlich kein Problem mehr, Frauen ernst zu nehmen?

Hören Sie Ihre biologische Uhr schon ticken?
Bei mir hört derzeit nur meine Büroleiterin, Lisa Wieser, meine Uhr ticken. Nämlich dann, wenn ich wieder mal bei einem Termin überziehe und der nächste Gast warten muss.

Wie gehen Sie mit dem Älterwerden um?
Das ist kein Einzelschicksal, und ich glaube, es ist vor allem eine Erscheinung, der man viel Positives abgewinnen kann. Man sammelt von Jahr zu Jahr mehr an Lebenserfahrung, und ich hoffe, man wird auch etwas gelassener und geduldiger.

Werden Sie oft unterschätzt?
Mindestens schon drei Mal. Als ich Staatssekretär wurde und einer enormen Welle der Kritik ausgesetzt war. Dann als ich ins Außenministerium wechselte. Und beim Fortgehen. (lacht)

Wie schaffen Sie das mit Job & Privatleben?
Es ist eine Herausforderung und funktioniert nur mit einem familiären Umfeld, das einem Halt gibt. Meine Freundin führt ein sehr selbstständiges und unabhängiges Leben. Umso intensiver nützen wir die wenige Zeit, die wir gemeinsam haben.

Wie viel Wert legen Sie auf Ihr Äußeres?
Ich denke, da liege ich im Durchschnitt. Jeder versucht darauf zu achten, in der Öffentlichkeit ordentlich aufzutreten.

ALI MAHLODJI, 38, KEYNOTE-SPEAKER

Sie sind ein sehr starker Mann. Haben Frauen Angst vor Ihnen?
Wäre dem so, dann wäre ich nach außen hin stark, aber nach innen sehr schwach. Wer Angst auslöst, möchte einschüchtern.

Wie gehen Sie mit dem Älterwerden um?
Ich kann es nicht ändern, aber ich habe das Glück, dass ich viel mit Menschen aus verschiedenen Generationen und Kulturen zu tun habe. Diese Mischung lässt mir keine Chance, mental älter zu werden, weil ich ständig herausgefordert werde, neu zu denken.

Wie schaffen Sie das mit Job & Privatleben?
Familie ist mir wichtig, mein Kalender hat das oft nicht widergespiegelt. Der Vorteil der Selbstständigkeit ist, dass man seine Prioritäten schnell verschieben kann. Ich werde jetzt Vater und will im ersten Jahr mindestens sechs Monate wirklich zu Hause sein.

Wie viel Wert legen Sie auf Ihr Äußeres?
Dinge, die nach außen hin ein Makel waren, habe ich gelernt zu akzeptieren. Niemand wird erleben, dass ich länger als zehn Minuten vor dem Spiegel stehe. Ich muss mir selbst gefallen. Nichts ist so attraktiv, wie mit sich selbst im Reinen zu sein.

HANS SIGL, 49, SCHAUSPIELER

Sie sind ein sehr starker Mann. Haben Frauen Angst vor Ihnen?
Zum einen wäre zu klären, was "ein starker Mann" ist? Ich denke, stark zu sein, heißt Haltung und eine Meinung zu haben. Warum sollten Frauen davor "Angst" haben? Diese Frage beruht auf einem tradierten Rollenbild, und insofern bin ich da Feminist.

Hören Sie Ihre biologische Uhr schon ticken?
Vielleicht tickt sie etwas lauter, je älter man wird. Die Lust, sich seinem Geist und seinem Körper zu widmen, nimmt zu, je älter man wird.

Wie schaffen Sie das mit Job & Privatleben?
Mit einer klaren Struktur und Prioritäten. Es gibt Phasen, in denen viel gearbeitet wird, und dann "Quality time".

Werfen Ihnen Ihre Kinder vor, dass Sie zu wenig Zeit mit ihnen verbringen?
Nein. Sie wussten immer, dass es Arbeits-und Entspannungsphasen gab und gibt. Ich habe in meinem Beruf das Glück, oft länger als nur ein Wochenende zu Hause zu sein.

MANUEL RUBEY, 39, SCHAUSPIELER

Sie sind ein sehr starker Mann. Haben Frauen Angst vor Ihnen?
Ich hoffe nicht. Natürlich verstehe ich, dass es schrecklich ist, so eine Frage gestellt zu bekommen. Zu meiner Ehrenrettung muss ich aber sagen: Ich habe das noch nie eine Frau gefragt!

Wie gehen Sie mit dem Älterwerden um?
Es ist seit meiner Pubertät ein großes Thema.

Hören Sie die biologische Uhr schon ticken?
Ja!

Haben Sie Probleme damit, von Frauen ernst genommen zu werden?
Glücklicherweise nicht. Manchmal von meinen Töchtern Ronja und Louise.

Werden Sie oft unterschätzt?
Sehr oft. Jedes Mal, wenn sich ein Regisseur oder eine Regisseurin für jemand anderen entscheidet.

Wie schaffen Sie das mit Job & Privatleben?
Das ist tatsächlich nicht immer leicht. Aber zum Glück helfen wir alle zusammen.

Werfen Ihre Kinder Ihnen vor, dass Sie zu wenig Zeit mit ihnen verbringen?
Mitunter.

Wie viel Wert legen Sie auf Ihr Äußeres?
Ich schau schon, dass ich gschnäuzt und kampelt bin.