Ressort
Du befindest dich hier:

Neujahrsvorsätze: So haben es diese 8 Frauen durchgezogen

Acht Frauen berichten von ihren Neujahrsvorsätzen und wie sie es geschafft haben, durchzuhalten. Geschichten von Konsequenz, Mut zum Experimentieren und Lebenslust.

von ,

Neujahrsvorsätze: So haben es diese 8 Frauen durchgezogen
© iStock

Obwohl wir Menschen der Neuzeit häufig glauben, alles erfunden zu haben, geht die Tradition der Neujahrsvorsätze wahrscheinlich auf die alten Römer zurück. Schon damals feierten sie den Start ins neue Jahr mit Geschenken – Honig & Früchte. Außerdem beteten sie zum Gott der Neuanfänge, Janus, der mit seinen zwei Gesichtern in die Zukunft und Vergangenheit zugleich blickt.

Nicht ganz unsere heutige Herangehensweise, aber der Spirit ist derselbe: Beim Jahreswechsel stehen wir mit einem Fuß im Vergangenen und mit dem anderen im Zukünftigen. Alle Optionen sind offen und wir sind bereit, den Schritt vorwärts zu wagen. Unmögliches erscheint plötzlich möglich und lang gehegte Träume zum Greifen nah. Wir fassen den Vorsatz: Jetzt werde ich wirklich etwas ändern!

Doch in vielen Fällen siegt über kurz oder lang der Schweinehund und wir verlieren den Plan aus den Augen. Handfeste Tipps, wie wir zu konsequenteren Menschen werden, haben wir von Psychotherapeutin Barbara Haid bekommen. Ebenso hilfreich kann es aber sein, von anderen zu lernen, die es tatsächlich geschafft haben, ihren Neujahrsvorsatz langfristig durchzuhalten. Wir haben mit acht Frauen gesprochen, die ihre Ernährung umgestellt, mit dem Rauchen aufgehört, nichts mehr geshoppt und sich für das Glücklichsein entschieden haben.

Neujahrvorsaetze

Andrea, Wien, 53: "Nach dem Tod meines Partners war ich ganz unten. Dann beschloss ich, glücklich zu sein."

"2016 zog ich aus beruflichen Gründen von Wien nach Niederösterreich. Ich kaufte mir sogar eine Altbauwohnung, die ich sanieren ließ. Alles lief so gut und ich bereute meinen Umzug kein bisschen. Im Juli lernte ich dann noch meinen damaligen Freund kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick! Wir hatten die selben Hobbys, vor allem das Reiten, und verstanden uns perfekt. Als ich am 5. November den Anruf erhielt, dass er bei einem Reitunfall tödlich verunglückt war, machte ich gerade Urlaub mit meiner Mama und Schwester. Für mich brach die heile Welt mit einem Mal zusammen. Anfang Dezember verstarb mein Vater und Ende Dezember verlor ich auch noch meinen Job. Ich stand nun vor den Trümmern meiner Existenz. Ich fragte mich, ob ich für ein glückliches Leben “kämpfen” oder doch aufgeben wollte. In diesem Moment traf ich die Entscheidung: Ich gab mir ein Jahr Zeit, um mit meinem Schmerz und der Trauer fertig zu werden.

Erstaunlicherweise ging es zuerst mit der beruflichen Sache bergauf. Neben meiner Teilzeitanstellung hatte ich nämlich schon länger freiberuflich gearbeitet und im Februar 2017 kamen immer mehr Aufträge rein, die mich auf Trab hielten. Gleichzeitig lernte ich den Wert einer guten Freundschaft schätzen. Denn was ich in jener Zeit besonders brauchte: das Gefühl, nicht allein zu sein. Einige meiner FreundInnen kamen aus Wien vorbei, um einfach mal einen Tag mit mir zu verbringen. Andere wiederum zogen sich gänzlich zurück. Vielleicht, weil sie nicht wussten, wie sie mit so einer Situation umgehen sollten.

Ich habe zwar immer noch keinen tollen Mann an meiner Seite, aber mit einem Jobangebot, das ich 2018 erhielt, rückte alles in ein noch positiveres Licht. Was ich aus jener Zeit gelernt habe, ist, dass man sich Zeit zum Trauern geben muss. Denn dann wird der Schmerz langsam besser. Und wichtig ist auch, den Optimismus nicht zu verlieren. Es klingt zwar abgedroschen, aber ich habe damals wirklich im Hier und Jetzt gelebt. Ich habe jeden Tag so genommen, wie er war. Wenn ich etwas schaffte, dann war ich stolz und dankbar. Aber an den kommenden Tag – die Zukunft – habe ich keinen Gedanken verschwendet. Heute hat sich diese Einstellung zwar etwas relativiert, aber die schwierige Situation hat mein Leben bereichert. Ich bin nicht mehr der Mensch, der ich damals war. Aber ich weiß, dass mich so schnell nichts umhauen kann."

Marie, 29, Steiermark: "Für meinen Traumjob ging ich noch einmal studieren."

"Eine lange Zeit lang lief mein Leben voll nach Plan. Nach der Schule fing ich gleichzeitig mit meiner besten Freundin mit dem Psychologie-Studium an. Ich fand das Studium total interessant und ich habe es auch in Mindestzeit beendet. Nebenher arbeitete ich bald 20 Stunden in meinem zukünftigen Berufsfeld. Stolze Eltern, stolze Marie – alles wunderbar. Beim Abschluss haben die Probleme begonnen. Ich hab ewig gebraucht – drei Jahre – um meine Masterarbeit fertig zu stellen. Nach meinem Abschluss arbeitete ich dann noch ein Jahr im Berufsfeld. Aber: Ich war durch und durch unzufrieden. Ich fragte mich, ob es das für mich beruflich nun gewesen sei, denn die Arbeit machte mir einfach keinen Spaß. Egal, ob ich mit dem besten Team und einem guten Gehalt lebte – es war einfach nicht genug. Ich wollte etwas anderes für mein Leben!

Nach einigem Nachdenken, wusste ich schließlich genau, was ich wollte: Zahlen, Fakten, Forschen, die Wissenschaft, das Labor. Im Kopf hatte ich die Entscheidung schnell getroffen. Dabei half mir das Hörbuch 'Ich könnte alles tun, wenn ich nur wüsste, was ich will' von Barbara Sher sehr! Doch die Umsetzung war nicht so einfach. Außerdem musste ich mir eingestehen, dass mein ganzes Studium umsonst gewesen war. Trotzdem: Den fixen Vorsatz fasste ich schon im Dezember 2019. Doch der endgültige Beschluss fiel im ersten Lockdown, als ich Zeit mit meinem Freund und meinen Eltern verbrachte. Als ich meinen Lieben den wahnsinnigen Plan eröffnete, das Studium am Kolleg für Chemie mit dem Erbe meines Onkels zu bezahlen, waren alle begeistert. Ich war so froh, da ich mit der Unterstützung nicht wirklich gerechnet hatte. Seit September 2020 stehe ich im Labor und lerne alles, was mich schon immer interessiert hat.

Dieser Neujahrsvorsatz hat mich gelehrt, dass man keine Angst vorm Leben haben soll. Jetzt, im Nachhinein, kommt es mir so leicht vor, mein eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen. Und deshalb sage ich: Wenn du es wirklich willst, dann wirst du immer jemanden finden, der dir hilft, deinen Plan umzusetzen. In Momenten, wo ich kalte Füße bekam, habe ich mit meinen Freundinnen gesprochen – die holten mich dann immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück! Und auch, wenn du dir nicht sicher bist, ob du die richtige Entscheidung getroffen hast, ist es besser, es zu probieren! Mein Geheimtipp: Stell dir vor, was du dir selbst als alte Frau raten würdest, wenn du diesen neuen Lebensweg schon erlebt hast."

Neujahrvorsaetze

Asma, Wien, 40: "Ich bin seit sechs Jahren rauchfrei!"

"Ich hatte bereits neun Jahre vorher, aufgrund einer Salmonellenvergiftung, mit dem Rauchen aufgehört, als ich im April 2014 auf die Schnapsidee kam, mal wieder eine Zigarette zu probieren. ‘Was soll denn eine einzige Zigarette schon bewirken?’, dachte ich mir. Doch aus einer Zigarette wurden zwei, dann drei und ehe ich es realisieren konnte, war ich plötzlich wieder nikotinsüchtig – ich hatte ein Stück meiner Freiheit verloren. Denn egal, wo ich war und was ich tat, die Zigarette war mein ständiger Begleiter. In der Arbeit wurden die Pausen immer häufiger und jeder Versuch aufzuhören, scheiterte.

Im Herbst 2014 machte mich eine Nachbarin das Buch "Endlich Nichtraucher" von Allen Carr aufmerksam, dass ihr bei der Raucherentwöhnung half. Nachdem ich das Buch gekauft hatte, lag es wochenlang ungelesen und unberührt in einer Ecke. Ich hatte Angst, dass der Versuch wieder scheitern würde und ich für immer der Nikotinsucht verfallen würde. Im Dezember nahm ich das Buch endlich in die Hand, las jeden Tag nur ein paar Seiten, da ich bewusst langsam an die Sache herangehen wollte.

Kurz nach Weihnachten hatte ich das Buch fertig und meine letzte Zigarette drückte ich am 30. Dezember 2014 aus. Ich nahm mir vor, das neue Jahr rauchfrei zu beginnen. Mir war bewusst, dass die ersten Tage die schwierigsten sein werden. Vor allem, da ich auf Ersatzmittel wie Nikotinpflaster, Kaugummis, Karotten oder Schokolade verzichtet habe. Dass mein Freund ein Nichtraucher und sehr empfindlich gegenüber Rauchgeruch war, half meiner Motivation zusätzlich auf die Sprünge. Im Frühjahr 2015 wurde ich dann auch noch schwanger – gibt es einen besseren Grund, um das Rauchen dauerhaft sein zu lassen?"

Manuela, Burgenland, 27: "Aus meinem kurzweiligen Ernährungs-Experiment wurde ein ganzes Jahr!"

"Vor vier Jahren habe ich von einen Tag auf den anderen meine Ernährung umgestellt: Ich wollte acht Wochen lang keinen raffinierten Zucker mehr konsumieren. Am Anfang war es echt hart. Auch, weil ich gleichzeitig angefangen habe, Sport zu machen. Zuerst war ich nur joggen, dann meldete ich mich beim Fitnessstudio an. Zwei bis dreimal pro Woche bin ich hingegangen. Später – während dem Lockdown – entdeckte ich zusätzlich noch meine Liebe zu Yoga.

Die acht Wochen hielt ich durch – und nicht nur das: Seitdem 'sündige' ich nur noch am Wochenende und an besonderen Tagen wie einem Geburtstag oder Weihnachten. Zum Glück habe ich einen Partner, der meine 'Experimente' immer mit mir mitmacht, denn nach dem Zucker-Fasten, habe ich mir ebenfalls für acht Wochen vorgenommen, vegetarisch zu essen. Und aus diesen acht Wochen wurde dann sogar ein ganzes Jahr!

Was mich zum Durchhalten motiviert? Ich sehe diese Umstellungen immer als 'Experiment' an und gebe meinem Körper genug Zeit, sich daran zu gewöhnen. Wenn man das Ganze spielerisch betrachtet, ist der Druck einfach viel geringer. Und wenn man trotzdem scheitert, ist das auch okay. Wichtig ist, dass man es versucht hat!"

Anna, Wien, 29: "Mehr Bewegung dank Schrittzähler."

"Jahrelang habe ich mir immer wieder aufs Neue geschworen, endlich regelmäßig Sport zu machen - und dabei wieder und wieder den Anfängerfehler schlechthin gemacht und meine Ziele viel zu hoch gesteckt: Halbmarathon, das crazy 28-Tage-Fitnessprogramm irgendeiner Influencerin …

Vor zwei Jahren kam mir dann aber *die* Erleuchtung. Welche Bewegung mir nämlich wirklich Spaß macht? Wandern. Und Gehen. Ich habe mir also zum Ziel gesetzt, täglich 10.000 Schritte zu gehen. Und ziehe es seither auch wirklich täglich durch. Wie? Ich suche mir immer wieder neue Gehstrecken, treffe meine FreundInnen oft zum Coffee-to-Go im Park und gehe nie ohne Kopfhörer aus dem Haus. Mit Podcasts im Ohr nutzt man die gegangene Zeit nämlich gleich doppelt effektiv."

Maria, 28, Oberösterreich: "Yoga hat für mich eine neue Bedeutung bekommen."

"Mein Neujahrsvorsatz für 2020 war, mehr Yoga in meinen Alltag zu integrieren. Ich sah Yoga als geeignetes Cool-Down nach einem Workout und außerdem wollte ich gelenkiger werden. Ich machte mich also auf die Suche nach geeigneten Youtube-Channels und bevorzugte Videos mit Titeln wie 'Deep stretch routine' oder 'Yoga für mehr Beweglichkeit'. Mit einem Video trainierte ich ungefähr drei, vier Wochen, bevor ich das Nächste anging. Aber den richtigen Sinn von Yoga verstand ich erst, als ich mich – rechtzeitig zum Lockdown 2.0 – mitten in der 'Yoga Challenge' von YouTuberin Mady Morrison befand.

Im Grunde war es ein benutzerfreundlicher Plan für vier Wochen, aber für mich fühlte es sich an wie ein Retreat für zuhause! Ich fieberte jeden Tag ein bisschen mehr dem Augenblick entgegen, an dem ich endlich meine Yogamatte ausrollen konnte. Durch die unterschiedlichen Schwerpunkte der Videos versuchte ich mich auch an meinen ersten Vinyasa-Flow. Ich kann das Gefühl danach nur schwer beschreiben – es ist einfach ein Moment der absoluten Entspannung – vor allem für den Geist.

Seitdem geht es nicht mehr darum, super-beweglich zu sein. Es geht darum, der Seele und zeitgleich dem Körper etwas Gutes zu tun. Vor allem in dieser verrückten Zeit ist Yoga so wichtig für mich geworden, denn es hilft mir, das Positive in meinem Umfeld wahrzunehmen. Deshalb kann ich jedem nur von Herzen raten, es einmal auszuprobieren. Es braucht nicht viel – nur 15 Minuten – die nachhaltig das Leben verändern können."

Regina, 42, Oberösterreich: "Ich habe ein Jahr lang nichts geshoppt!"

"2017 fasste ich einen großen Entschluss: 365 Tage lang wollte ich kein Kleidungsstück mehr kaufen! Diese Idee hatte ich jahrelang im Hinterkopf, da ich einen großen Kasten voller schöner Kleidungsstücke besitze. Mode war immer schon mein Hobby und eine große Leidenschaft. Doch ich fragte mich immer wieder, wie lange ich wohl mit meinem Bestand auskommen würde, wenn ich täglich ein anderes Outfit trage? Durch meine Tochter lernte ich Instagram kennen und dann kam mir die konkrete Idee, es mit einem Kaufstopp von einem Jahr zu versuchen. Ich erstellte meinen eigenen Instagram-Account und ließ alle an meinem täglichen Fortschritt und Outfits teilhaben. Dabei hätte ich nie im Leben gedacht, dass es so vielen Frauen gefallen könnte, aber mein Profil wuchs ständig an und immer mehr interessierten sich für mein Vorhaben.

Zwischendurch hatte ich natürlich auch Durchhänger. Und zwar immer dann, wenn es mir nicht gut ging oder ich mich für etwas Besonderes belohnen wollte. Das waren eben so meine Rituale. Ich bin einige Male ausgeflippt und habe dann meine Wutausbrüche auf Instagram ausgelebt. Zu meinem Glück erfuhr ich sehr viel Zuspruch von meiner große 'Community', die mich zum Weitermachen animierte.

Das ganze Jahresprojekt war eine große Herausforderung, doch letztendlich habe ich es geschafft - daher bin ich auch stolz auf mich. Im Nachhinein möchte ich dieses Jahr nicht missen und es hat so einiges in meinem Leben verändert. Ich shoppe jetzt viel weniger, überlegter und nachhaltiger. Und Geld habe ich mit meinem Experiment auch gespart!"
Hier geht's zum Instagram-Account von Regina.

Natascha, 29, Wien: "Jedes Jahr verzichte ich einen Monat lang auf Alkohol."

"Meinen Neujahrsvorsatz ziehe ich jedes Jahr durch: Ein oder zwei Monate im Jahr verzichte ich bewusst auf Alkohol. Denn ich finde, dass man echt viel trinkt: Das Gläschen Wein zur Pasta, der Spritzer mit einer Freundin, der Gin Tonic in der Bar … Daher beginne ich mit meinem Vorsatz gleich im Jänner! Die Reaktionen der Freunde sind immer gleich: Von “Na, bist du schwanger?” bis zu “Bitte? Was ist denn mit dir los?”. Ich bin das aber schon gewohnt und erkläre gerne, warum ich diesen Entschluss gefasst habe. Mittlerweile wissen sie es aber schon und fragen mich, wann es wieder soweit ist.

Natürlich habe ich Momente, in denen ich schwach werde. Zum Beispiel bei einer Geburtstagsfeier, wo alle anstoßen. Dafür habe ich dann doch einen “Cheatday” eingeplant. Auch 2021 werde ich mein Vorhaben durchziehen und ich bin mir sicher, dass es mir im Lockdown noch viel einfacher fallen wird als sonst. Außerdem denke ich mir, dass es ja nur einen Monat lang ist – das hilft mir, die Motivation aufrechtzuerhalten."

Themen: Report, Silvester