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Fürstin und Milliardärin Melinda Esterházy
ist 90: rundes Jubiläum am 24. Mai

Eine Dobostorte bekommt Fürstin Melinda Esterházy (geborene Ottrubay) gewiss geschenkt, wenn sie am 24. Mai ihren 90. Geburtstag begeht. Denn auch wenn sie einmal Primaballerina Assoluta an der Budapester Staatsoper war und bis heute auf ihre zierliche Figur achtet – dieser süßen Versuchung konnte sie noch nie widerstehen.


Fürstin und Milliardärin Melinda Esterházy
ist 90: rundes Jubiläum am 24. Mai
© Robert Jäger/APA-Archiv/picturedesk.com

So wie 1946 nicht, als die Bürgerstochter dem begehrtesten Junggesellen seiner Zeit und letzten Feudalherrn Europas, Fürst Paul Esterházy von Galántha, ihr Ja-Wort hauchte. Doch wer glaubt, dass sich die junge Melinda Ottrubay damals vom Glanz der k.& k.-Monarchie blenden ließ, der irrt gewaltig. Erst mussten Jahre verstreichen, bis sie dem feschen Erbprinzen – dem sie als sorgloser Teenager fast mit dem Fahrrad überfahren und „Küss die Hand, Onkel Fürst!“ zugerufen hatte – ihr Herz schenkte.

Die Karriere als Tänzerin ist ihr wichtiger als Pauls Reichtum. Der Applaus motiviert sie, ihre zur Potenz erhobene Selbstdisziplin und Beherrschtheit noch mehr zu fordern. Aber ihren Ruhm in der Öffentlichkeit goutiert sie kokett als „herzig“. So ist sie eben: Mal lebhaft und gesellig, dann wieder – wie ihre Mutter Rosa zu sagen pflegte „wie eine kleine Duckmaus, die tagelang zu hause sitzt und liest“. Erst als sie mit 24 Primaballerina Assoluta wird, klappt’s auch mit der Liebe. Bei einer Soiree trifft die zarte Frau den stattlichen Fürst wieder. Doch Pauls Werben besitzt die Dynamik eines Kaugummis: gelegentliche Rendezvous in einer Nobel-Konditorei, Spaziergänge, Tennisstunden und Wochenendausflüge wechseln einander ab. Bis er endlich seinen ganzen Mut zusammen nimmt und bei Melindas Vater um ihre Hand anhält. Doch Melinda bittet um „Bedenkzeit“.

Ein kompliziertes Liebespaar, zwei stolze Menschen, die sich in ihrer Angst, eine Zurückweisung zu erfahren, und ihrem Wunsch, um nichts anderes als ihrer selbst Willen angenommen zu werden, ebenbürtig sind. Und ausgerechnet als der Fürst durch die Verstaatlichung nach dem Zweiten Weltkrieg praktisch mittellos ist, beschließt sie seine Braut zu sein! Später wird Melinda sagen: „Wenn Paul nicht so reich gewesen wäre, hätten wir viel früher geheiratet…“ Eine Portemonnaie-Ehe wird man ihr niemals nachsagen können.

Doch das Glück währt nicht lange: Fürst Paul wird vom kommunistischen Ungarn angeklagt, in Isolationshaft gesteckt. Für das ungarische Volk beginnt eines seiner dunkelsten Kapitel seiner Geschichte – und für Melinda ihr persönlicher Kreuzweg. Mit 31 landet sie in einer Nervenheilanstalt. Ist das die Rechnung für ihren Entschluss im geknechteten Ungarn zu bleiben anstatt anderswo in Freiheit zu leben? Bei einer Größe von 1,63 Metern wiegt sie nur mehr erschreckende 43 Kilo. Es sollen Jahre vergehen, bis sich das Fürstenpaar nach all dem Terror und der Gewalt wieder in die Arme schließen kann. Paul wird Ende 50 sein! Fürstin: Melinda: „Ein neuer Anfang war nötig, fast so, als müssten wir uns von neuem kennenlernen. Ich habe einen anderen Mann gekriegt. Einen weisen Mann, mit vielem in sich verschlossen…“

Ob das auch ihre Kinderlosigkeit erklärt, sei dahingestellt. Auch wenn die beiden gerne eine Tochter namens Kristina gehabt hätten – die Fürstin hadert nicht mit dem „Schicksal“. Stattdessen beginnt sie sich immer mehr um die Führung seiner Geschäfte zu kümmern. 1989 kann Paul in Würde und sorglos aus dem Leben scheiden. 1996 übergibt die schwerreiche Alleinerbin (Vermögen wird auf eine Milliarde Euro geschätzt) das kulturell wertvolle Erbe in drei Privatstiftungen, um es für die Nachwelt und Öffentlichkeit zu erhalten. Das Management vertraut sie ihrem Neffen Stefan Ottrubay an.

Melinda Esterházy – immer noch rüstig - hat sich inzwischen komplett aus dem Gesellschaftsleben zurückgezogen und residiert abwechselnd in ihrem Zürcher „Hüsli“ - ein Domizil, das ihr Paul noch zu Lebzeiten als Witwenwohnsitz eingerichtet hatte - und ihrem Stadthaus in Eisenstadt. Dort genießt sie ihre Ruhe (auch vor bösen Gerüchten), schmökert in ihren Büchern und trinkt ein edles Tröpfchen. „Ich bin eine große Weinliebhaberin. Das habe ich von meinem seligen Gatten Paul. Der Esterházy'sche Wein hatte schon am Kaiserhof in Wien einen ganz besonderen Ruf“, so die ehrwürdige Fürstin. „Einmal wurde ein hervorragender Süßwein, ein Ausbruch aus Rust, sogar auf meinen Namen ‚Cuvée Melinda’ getauft. Ich trinke täglich ein Glas Weißwein und ein Glas Rotwein. Das erhält mir die gute Lebenslaune und ist die beste Medizin für ein langes und glückliches Leben!“ - So soll es bleiben! Hoch sollen Sie leben, Eure Durchlaucht!

Redaktion: Petra Klikovits