Er hat blitzende Augen, ein freches Bubengrinsen und ist so erfrischend komisch, dass man mit ihm sogar über amputierte Gliedmaßen und rotierende Prothesen lachen kann. Georg Fraberger wurde ohne Arme und Beine geboren, und war – so sagt er – trotzdem ein ganz normaler Bub und Jugendlicher, mit ganz normalen Problemen. Heute ist er Psychologe auf der Orthopädischen Abteilung des Wiener AKH. Er wiegt 39 Kilo, ist 112 Zentimeter groß, hat eine wunderliebe, schöne Frau, vier gesunde Kinder und einen Schmäh, von dem sich so mancher Mensch mit Armen und Beinen eine Riesenportion abschauen kann. Eben ist sein erstes Buch erschienen. "Ohne Leib mit Seele" ist eine kluge und sanfte Betrachtung über das Leben, eine Anleitung zum Glück. Aber vor allem auch ein nachdenklicher Text darüber, was uns Menschen ausmacht. Wir trafen den Mediziner und seine Frau Susanne daheim in seiner Wiener Wohnung bei Kaffee, Tee und Kuchen. Söhnchen Paul, gerade eineinhalb, klettert auf dem Rollstuhl herum, Baby Gregor wird gestillt. Und mittendrin ein sehr, sehr lebendiger Mann, der sein Leben liebt – obwohl er keinen guten Start hatte.
WOMAN: Bevor ich herkam, habe ich darüber nachgedacht: Wie werde ich Ihnen die Hand schütteln? Werden Sie Ihre Prothese tragen? Wie begrüße ich Sie, wenn nicht? Ich wollte nichts falsch machen ...
Fraberger: Das verstehe ich gut. Aber um diese Unsicherheit zu vermeiden, trage ich ja auch die Prothese. Aber ich glaube, wenn ich Ihnen sicher begegne, dann werden Sie sich auch sicher fühlen. Das hoffe ich jedenfalls.
WOMAN: Sie haben ein Buch über die Seele geschrieben. Wissen Sie denn, wo die sitzt?
Fraberger: (lacht). Nein, das weiß ich nicht. Die Seele ist ja kein Arbeitsspeicher, der seinen fixen Platz hat. Aber inhaltlich weiß ich ziemlich genau, was sich da abspielt.
WOMAN: Und wann oder wo spüren Sie Ihre Seele am besten?
Fraberger: Wenn ich zuhause bin, wenn ich mit meiner Frau bin. Wenn ich Musik höre. Die Seele offenbart sich ja auch in der Rolle, die man im Leben hat. Ob man beispielsweise auch eine Hilfe für andere ist.
WOMAN: Sie sind durch Ihre Behinderung motorisch eingeschränkt. Welche Rolle haben Sie hier zuhause?
Fraberger: (zu seiner Frau): Susanne, bin ich dir eine Hilfe? Auch wenn ich nicht viel machen kann ...
Susanne: Es ist immer besser, wenn du da bist. Es ist eine andere Stimmung. Die Kinder sind viel ausgeglichener.
Fraberger: Das Geben und Nehmen ist anders verteilt. Die Kinder klettern viel auf mir und dem Rollstuhl herum. Ich habe oft darüber nachgedacht, was macht einen guten Ehemann aus. Muss der bügeln können, muss der kochen ...
Susanne: Du schneidest Zucchini.
Fraberger: Ja, wenn man sie mir wäscht.
WOMAN: Wann haben Sie denn als Kind das erste Mal wahrgenommen, dass Ihrem Körperteile fehlen?
Fraberger: Dass ich anders bin, das wusste ich ganz schnell. Die ersten zwei Lebensjahre wurde ich in Wien behandelt. Danach war ich oft in Deutschland, Prothesen wurden angepasst, viele Operationen durchgeführt. Da war ich ja in einem Contergan-Zentrum, wo die Kinder auch behindert waren – ich habe mich ja nie gesehen. Es gab dort zwei Gruppen, die Spastiker und die Contergangruppe. Und wir, die so wie die Contergans ausgesehen haben, haben die Spastiker nachgespielt (lacht). Erst als ich größer wurde, ist mir aufgefallen, dass Menschen ja auch mit ihren Händen sprechen. Ich mache das auch, aber eben so (er bewegt seinen kurzen linken Arm bei der Schulter). Und als ich das erste Mal meine Handprothese gedreht
habe (dreht seine Prothese mehrmals um die eigene Achse), da hat mir das richtig weh getan.
WOMAN: Sorry, das ist wirklich lustig.
Fraberger: Vor ein paar Jahren habe ich einem meiner kleinen Patienten, er war damals elf und hatte eine Armprothese, gezeigt, wie ich die Hand drehen kann. Sein sechsjähriger Bruder sah zu und fragte: Wow! Kannst du das mit dem Kopf auch? Man muss auch über sich lachen können ...
WOMAN: Und wie funktioniert der Trick?
Fraberger: Das geht mit Muskelspannung über den Trizeps und Bizeps.
WOMAN: Ihre Eltern haben Sie sehr gefördert und auch gefordert. Für die beiden muss das eine echte Herausforderung gewesen sein. Woher nimmt man die Kraft und diese Zuversicht?
Fraberger: Meine Eltern sind mutige Menschen. Meine Mutter ist eine extrem offene, sehr liberale Frau, die alles selbstverständlich nimmt, die jeden leben lässt. Sie kann man auch um vier in der Früh anrufen.
WOMAN: Haben Sie das Gefühl, dass sie auch heute noch einen Tick fürsorglicher ist als zu Ihren beiden Brüdern?
Fraberger: Meine Eltern haben uns alle gleich behandelt. Mein Vater hat mit mir genauso geschimpft, wie mit den anderen Kindern. Da war gar kein Unterschied.
WOMAN: Das Thema Behinderung ist in den letzten Jahren auch immer wieder durch Filme oder Bücher sehr präsent gewesen. Erinnern Sie sich an den wunderbar köstlichen Film "Ziemlich beste Freunde" oder auch "Schmetterling und Taucherglocke"?
Fraberger: Seltsamerweise habe ich genau diese beiden nicht gesehen. Aber klar schaue ich und lese ich diese Geschichten. Eines meiner Lieblingsbücher ist "Bevor du liebst". Es handelt von einem blinden und tauben Mann, der sich in eine Reporterin verliebt. Der Autor beschreibt, wie er mit ihr zusammenkommt, und wie wichtig es ist, eine gemeinsame Ebene zu finden. Im Film "Harley Davidson 344" aus den 70er Jahren geht es um zwei Polizisten. Einer von ihnen ist sehr, sehr klein und verliebt sich in eine sehr, sehr große Frau. Irgendwann sagt er zu ihr: "Entweder ich hole jetzt ein Stockerl oder du gräbst ein Loch, damit wir uns endlich küssen können." Letztendlich geht es immer darum, die Ebene zu finden, auf der man einander begegnet. Ich muss nicht im Mondschein händchenhaltend nebeneinander gehen können. Es genügt, wenn ich irgendwo einen Platz finde neben ihr, neben ihm. Und dann ist diese Gemeinsamkeit da. Man muss nur wissen, was man kann und was nicht.
WOMAN: Und wie erkennt man das?
Fraberger: Jeder kann was anderes. Wenn jemand gut tanzen kann, dann wird das Tanzen seine Ebene sein, ein Poet macht das über ein Gedicht ...
WOMAN: Und was können Sie besonders gut?
Fraberger: Ich kann wirklich gut fahren (lacht).
WOMAN: Glauben Sie, dass Sie aufgrund Ihrer Behinderung mehr übers Leben, über die Seele des Menschen nachgedachthaben?
Fraberger: Mit Sicherheit, aber das bringt auch mein Beruf mit sich.
WOMAN: Aber den haben Sie sich ausgesucht.
Fraberger: Ja, aber nicht, weil das mein Traumberuf gewesen wäre. Ich habe ihn ausgewählt, weil ich gewusst habe, was ich nicht werden kann. Man muss etwas machen, was man kann.
WOMAN: Gab es mal den Traumjob?
Fraberger: Jurist oder Geograf, das wären nette Berufe gewesen. Aber Juristen leben sehr vom Auftreten. Ich glaube, ich wäre kein guter Jurist geworden.
WOMAN: Sprechen sie Ihre Patienten auf Ihre Behinderung an?
Fraberger: Manche ja, manche nein. Am Anfang meiner Berufstätigkeit war ich ja in England. Da wird mit Behinderung viel normaler umgegangen als in Österreich. Deshalb habe ich mich auch gefürchtet zurückzukommen.
WOMAN: Woran liegt das?
Fraberger: Ich weiß es nicht, auch in Deutschland ist es selbstverständlicher. Manchmal war da schon eine Hürde, wo ich mir gedacht habe, redet der jetzt nur mit mir, weil er wissen will, welche Behinderung ich habe? Aber dann, etwa nach einem Jahr in Wien, hatte ich eine Kollegin, die sehr hübsch war und die hat mir anvertraut, dass sie sich sehr davor fürchtet, dass manche Patienten nur mit ihr reden wollen, weil sie schön ist. Da wusste ich, letztendlich haben wir das gleiche Problem. Man muss diese Hürde als Psychologe immer nehmen.
WOMAN: Aber Patienten verlieben sich ja oft in ihre Psychologen oder Psychiater oder Psychotherapeuten?
Fraberger: Es gibt hier einen ähnlichen Mechanismus. Wenn man jemanden liebt, fühlt man sich im besten Fall von demjenigen verstanden. Was macht ein Psychologe? Er versteht oder er versucht zu verstehen.
WOMAN: Sind Sie ein gläubiger Mensch?
Fraberger: Ich denke schon.
WOMAN: Wie äußert sich das?
Fraberger: Ich sehe im Spital so viele schwere Schicksale. Da hilft es mir auch, wenn ich glaube, dass das irgendeinen Sinn haben muss. Viele von den Schicksalen würde sich doch niemand aussuchen. Ich habe zumindest nicht das Gefühl, dass ich es mir selbst ausgesucht habe. Dabei möchte ich auch bleiben.
WOMAN: Aber Sie werden doch viel gegrübelt haben? Warum gerade ich?
Fraberger: Als Sue und ich heirateten, erzählte mein Vater folgende Geschichte: Der Vater des Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy war Philosoph. Als er heiraten wollte, schickte er seinen Angestellten zu seiner Angebeteten, um um ihre Hand anzuhalten. Er selbst hatte einen riesigen Buckel. Aber sein Diener kam zurück und berichtete von einer Absage. Sein Herr war verwundert und schickte ihn nochmals, diesmal allerdings solle er fragen, ob denn der Buckel daran schuld sei. Der Diener kam wieder und sagte ja. Dann ging der Philosoph selbst und sagte der jungen Frau: Bevor ich geboren wurde, war ich beim lieben Gott und habe ihn gefragt, wen ich einmal heiraten werde. Der liebe Gott hat mir eine junge, hübsche Frau mit einem riesigen Buckel gezeigt. Da habe ich gesagt: Lieber Gott, das kannst du nicht machen. Das ist meine Frau, gib mir den Buckel. Und daraufhin ist sie ihm um den Hals gefallen – und hat ihn geheiratet. So versuche ich mir eben mein Schicksal zu erklären. Auch in dieser Geschichte spielt der liebe Gott eine Rolle. Er verteilt, wer was kriegt.
WOMAN: In ihrem Buch geht es um den Sinn des Lebens. Wie man seine Seele erkennen kann. Gibt es eine Art Leitfaden, wie man seiner Seele Gutes tun kann?
Fraberger: Wir alle lernen in der Schule: Ich denke, also bin ich. Und jetzt glauben wir, ich bin, was ich denke. Das ist leider nicht so. Denn man ist noch viel mehr oder noch viel weniger. Das Denken ist wichtig, aber es ist nicht das Maß aller Dinge. Fühlen lernen ist wichtig: Aber was ist überhaupt ein Gefühl? Wenn ich ihnen jetzt sage, ich habe das Gefühl, ich muss hier raus, dann kann hinter diesem sogenannten Gefühl meine große Liebe stecken, die auf mich wartet. Oder dass ich dringend auf die Toilette muss. Oder dass ich vor Ihnen Angst habe. Es gibt vieles, das dahinter stecken kann. Aber die wenigsten denken darüber nach. Und dann wundern sie sich plötzlich, wenn sie draufkommen, dass das, was sie machen, völlig inhaltslos ist. Ich arbeite, koche am Abend zu Hause, setze mich vor den Fernseher, gehe schlafen. Und der nächste Tag ist wie der vorhergegangene ... Dem Verstand fällt es vielleicht nicht auf, aber dem Körper und der Seele schon.
WOMAN: Wie war Ihre Jugend – auch im Vergleich zu Ihren beiden Brüdern?
Fraberger: Schon als junger Mann war mir klar, meine Brüder und ich hatten dieselben Probleme. Meistens mit Frauen natürlich, wie lernt man sie kennen, wie baut man eine Beziehung auf, so dass die einen auch mögen, wie kann man überhaupt den Anforderungen, die Frauen so an einen Mann stellen, gerecht werden. Und die hatten dieselben Ängste wie ich. Da war mir ganz klar, mein Körper ist nicht daran schuld, mein Männlichsein ist es auch nicht. Und damals, mit 17, 18 Jahren, dachte ich dann, Frauen müssen die glücklicheren Menschen sein, denn sie kriegen alles, sie werden geliebt und sind begehrt.
WOMAN: Glauben Sie mir, das war ein Irrtum.
Fraberger: Jedenfalls war ich ganz sicher, dass das für die Hübschen gilt. Heute weiß ich, dass die es besonders schwer haben, weil sie immer Angst haben müssen, dass sie nur für ihren Körper, ihre Schönheit gemocht werden und nicht für das, was sie sind. Sich auf seinen Körper, auf seine Schönheit zu verlassen, macht auf Dauer nicht glücklich. Wenn manche Frauen ihre Optik einsetzen – vielleicht ist das ein Anfang, ein erster Schritt, ja – aber es muss dann die Persönlichkeit nachziehen. Und dem auch standhalten. Menschen, die sich nur auf ihr Äußeres verlassen, machen sich austauschbar. Und nehmen sich ihre Individualität.
WOMAN: Sexualität wird in Ihrem Buch sehr offen behandelt. Wie sind Ihnen denn die Frauen begegnet?
Fraberger: Die ersten Frauen haben mich aufgerissen. Die allererste hat mich gefragt: Kannst du Stiegen steigen? Da habe ich gesagt: Na ja, das wird schwierig. Und dann hat sie mich mitgenommen, sie wohnte im dritten Stock ohne Aufzug ...
WOMAN: Wie seid Ihr da raufgekommen?
Fraberger: Das hat lange gedauert (lacht). Es war nicht die große Liebe, ich war als junger Mann wie alle anderen. Und auch ich musste erkennen: Je mehr man sich auf jemanden versteift, desto schwieriger wird es.
WOMAN: Hatten Sie niemals das Gefühl, dass sie eine schlechtere Startposition haben?
Fraberger: Nein, seltsamerweise gar nicht. Im Gegenteil, ich habe gedacht und gefühlt, wie die allermeisten.
WOMAN: Wie lange sind Sie beide schon ein Paar?
Fraberger: Viereinhalb Jahre.
WOMAN: Sie haben sich über eine Singlebörse kennengelernt.
Susanne: Ich bin nach einer gescheiterten Beziehung nach Graz gegangen, da war ich allein und habe mich bei dieser Onlinebörse eingeschrieben. Und am ersten Tag kam eine Nachricht von Georg ...
Fraberger: Ich war frisch geschieden und einer meiner Brüder meinte, ich solle mich doch dort anmelden. Sue
war die erste, die sich gemeldet hat. Wir haben geschrieben und noch am gleichen Tag geskypt.
WOMAN: Und wann hat Ihre Frau erfahren, dass Sie keine Gliedmaßen haben?
Fraberger: Nach einer Stunde skypen bin ich dann mit dem Rollstuhl zurückgefahren, so dass sie mich ganz sehen konnte.
Susanne: Mich hat das nicht geschockt oder verstört. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, was ich gesagt habe.
Fraberger: Ich mich schon, weil ich Angst hatte. Du hast damals gesagt: Das habe ich mir eh gedacht.
Susanne: Stimmt, es hat mich einfach gar nicht überrascht.
Fraberger: Ich hatte mal einen Patienten, der war Bodybuilder, ein wirklich gut aussehender, großer, starker Mann. Eines seiner Beine war amputiert worden. Und er meinte damals, bevor es amputiert wurde, hat er von zehn Frauen sieben haben können, nach der Amputation hat er die drei gekriegt, die er vorher nicht haben konnte.
WOMAN: Sie haben vier gesunde Kinder. War da in den Schwangerschaften nie Angst ...?
Fraberger: Ja, sicher, ich hatte schon Angst. Und wir haben auch überlegt, was wir machen, wenn es ... das spüre ich ja da drinnen.
Susanne: Beim Ultraschall war deine erste Frage: Hat es Arme und Beine? Für mich war das kein Thema, wir wussten ja, dass es nicht genetisch ist.
Fraberger: Schon beim ersten Kind habe ich den Arzt angerufen, der mich als Kind behandelt hat und gefragt, ist das vererbbar?

WOMAN: Es gibt keine Erklärung für Ihre Behinderung?
Fraberger: Die mir angenehmste ist folgende: Meine Mutter war Krankenschwester und hat 1973 auf einer Kinderstation gearbeitet. Da war man mit dem Röntgen nicht so vorsichtig. Damit die Kinder ruhig bleiben, sind die Schwestern oft mitgegangen. Das wäre eine Erklärung.
WOMAN: Mitleid – ist das ein Gefühl, dass Sie mögen? Oder hassen?
Fraberger: Mitleid ist mir unangenehm. Aber die meisten fühlen mit anderen mit. Man muss nicht alles selber erleben, um Leid zu spüren. Mitgefühl ist also okay.
WOMAN: In Ihrem Buch beschreiben Sie Ihre Versuche mit den Öffis zu fahren ...
Fraberger: Einmal bin ich beim Donauinselfest mit der U-Bahn gefahren, da haben sich die Leute aufgeregt, dass ich blöd im Weg stehe. Und dann haben sich ein paar für mich eingesetzt. Ein anderer hat geschimpft und hat laut gesagt: unter dem Hitler hätte es das nicht gegeben und dann war Ruhe. Das habe ich mir gedacht, eigentlich mag ich nicht fahren. Ein anderes Mal wollte ich mit dem Bus 13A in Wien fahren, aber der Busfahrer wollte mich nicht mitnehmen. Dann hat sich ein Mitfahrgast für mich eingesetzt: doch, doch, der kann fahren. Da hat der Busfahrer gesagt: nein, der kann nicht, der ist allein, dann hat der andere gesagt, der ist nicht mehr allein, ich fahr mit ihm; darüber hat sich der Busfahrer furchtbar geärgert. Hat mir aber die Rampe aufgemacht. Zwei Stationen später ist der ausgestiegen, und da wollte der Busfahrer, dass ich auch aussteige und ich habe gesagt, nein, ich fahre zu Endstation. Ich muss ganz hinten raus. Dann hat der furchtbar mit mir geschrien und der Passant hat sich die Nummer aufgeschrieben, hat eine Beschwerde eingereicht. Da ist dann ein Rechtsstreit rausgekommen, dann haben sich die Wiener Linien zwar bei mir offiziell entschuldigt, aber ich habe mir gedacht, ich will mich nicht mehr ärgern.
WOMAN: Und nun fahren Sie nicht mehr mit den Öffis?
Fraberger: Oh ja, wenn mein Auto kaputt ist. Natürlich.
WOMAN: Was macht denn eigentlich einen guten Mann aus?
Fraberger: Stärke, Selbstvertrauen, Aufmerksamkeit und die Sicherheit und Überzeugung, dass das gut ist, was er, was ich, für die Familie und für mich tue.
WOMAN: Wissen Sie, der so viel übers Leben nachdenkt, worum es im Leben wirklich geht?
Fraberger: Um die Liebe. Um die Liebe zu allem, was man tut.
WOMAN: Wenn jetzt die berühmte Fee mit ihren drei Wünschen käme, was würden Sie sich wünschen?
Fraberger: (denkt sehr lange nach). Vermutlich würde ich mir Geld wünschen. Dabei ist mir Geld gar nicht wichtig. Es würde mir nur vieles erleichtern, denn ich könnte mir noch bessere Hilfsmittel für meinen Alltag leisten.
WOMAN: Sorry, aber warum nicht Hände und Beine?
Fraberger: (denkt sehr lange nach). Darüber habe ich oft nachgedacht, aber die wären so weit weg von meinem Körper. Wissen Sie, ich lebe das Leben, das ich leben möchte (überlegt). Okay, ich hätte noch gerne mehr Zeit, um wissenschaftlich zu arbeiten. Und dann nehme ich von der Fee bitte noch einen eigenen Logenplatz in der Oper, damit ich bei den Vorstellungen mit dem Rollstuhl neben meiner Frau sitzen kann.
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