Es ist vorbei. Gemeinsame Pläne und Ziele sind Vergangenheit, die Schmetterlinge im Bauch verflogen. Streit und Konflikte anstatt der großen Liebe. Was für die einen Schmerz und Tränen bedeutet, ist für andere ein lukrativer Geschäftszweig geworden. Unzählige Berufsbilder ranken sich mittlerweile rund um das Ende von Beziehungen: Neben Scheidungsjuristen tummeln sich da Reiseveranstalter für Geschiedene, Special-Interest-Magazine, ja sogar spezielle Trennungsagenturen. Katharina Krammer aus Wien gehört zu den findigen Profiteuren. Die Wienerin (www.diefestmacher.at) organisiert seit zwei Jahren neben Hochzeiten, Firmenevents und Geburtstagsfeiern auch Scheidungspartys. "Eventagenturen gibt es wie Sand am Meer, deshalb habe ich diese neue Art von Veranstaltung in mein Angebot aufgenommen. Entdeckt habe ich die Party bei einem USA-Aufenthalt. Die Menschen haben so die Möglichkeit, sich von ihrem alten Lebensabschnitt zu verabschieden und im Kreise ihrer Freunde die Zukunft zu begrüßen.“ Selbst hat sie das Angebot noch nicht in Anspruch genommen, denn die zweifache Mutter ist seit 15 Jahren verheiratet …
Für immer und ewig? Gilt nicht mehr!
2013 schlossen in Österreich 37.545 Paare den Bund fürs Leben. Gleichzeitig wurden jedoch 17.442 Scheidungen eingereicht. Beinahe die Hälfte aller Eheauflösungen (etwa 49,5 Prozent) erfolgt dabei übrigens innerhalb der ersten zehn Ehejahre. 38,5 Prozent landen nach zehn bis 25 Jahren vor dem Scheidungsrichter. Für Rechtsanwältin Eva Hieblinger-Schütz (www.ra-wien.at) und ihre Kollegin Barbara Glöckner Teil ihres täglichen Geschäfts. "Das Ende einer Ehe ist immer ein persönliches Scheitern. Vor allem für Kinder ist es schwierig, solche Situationen zu verarbeiten. Wenn ich das Gefühl habe, dass jemand eigentlich noch gar nicht bereit ist, sich zu trennen, empfehle ich auch immer eine Paartherapie.“ Zu Vorsicht rät Hieblinger-Schütz, "wenn es um das Thema Fremdgehen oder Seitensprung geht, denn das Beschäftigen von Berufsdetektiven wird immer beliebter.“
Wenn Eifersucht und Misstrauen im Spiel sind, kontaktieren viele Therese Kersten. Sie betreibt seit zwei Jahren eine Treuetestagentur (www.treuetest-wien.at), sprich: Lockvögel testen, ob er oder sie sich verführen lässt. Kerstens Klientel ist hauptsächlich weiblich: "Unsere Erfolgsquote liegt bei 90 Prozent, Männer springen häufig an.“ Mehr als 100 Testerinnen und ein paar Tester arbeiten für die gebürtige Deutsche - stellen für ihre Kunden die Treue ihrer Partner via SMS, E-Mail oder persönliches Treffen auf die Probe. Doch die junge Firmenchefin hält fest: "Wenn es darum geht, Beweismaterial für Scheidungsfälle zu finden, damit der andere besser dasteht, lehne ich die Anfrage ab. Damit will ich nichts zu tun haben.“ Ihr Beruf hat auch Therese Kerstens private Einstellung verändert: "Man stellt sich die Frage, ob es wirklich normal ist, dass die Treue in der heutigen Zeit ausstirbt. Ich glaube zwar an die Liebe, aber nicht an ewige Treue.“

Wer glaubt noch an die Liebe?
Anders Evelyne Huber. Sie ist Chefredakteurin von Österreichs erstem Spezialmagazin, "Scheidung“, und steht hinter der Online-Plattform www.ent-scheidung.at, auch wenn sie für die Ehe spricht: "Durch meine vielen Recherchen bin ich davon überzeugt, dass wir uns heute in einer Zeit mit besseren Beziehungsqualitäten bewegen. Man hinterfragt mehr, geht auch bewusster und achtsamer mit der Liebe um. Die Ehe ist ein Vertrag, der eine sichere Bindung und Vertrauen signalisiert.“ Dennoch: Mit ihrem Magazin widmet sich die ehemalige Gesundheitsjournalistin gemeinsam mit Rechtsanwälten, Mediatoren und Psychotherapeuten den Themen Scheidung, Trennung und Neubeginn.
Wer nicht persönlich unliebsame Trennungsgespräche führen will, kann sich vertreten lassen: Neuerdings gibt es bereits eigene Agenturen, die einem das Adieu-Sagen abnehmen. Kostenlos noch dazu, weil die Plattform durch Werbung finanziert wird. Unter www.machschluss.at übermitteln die Betreiber der Seite das Liebes-Aus per Mail: "Schlechte Nachrichten“, steht da in der Betreff-Zeile. Um dann weiter ins Detail zu gehen: "Achtung, dies ist kein Scherz, wir meinen es wirklich ernst! Warum wir uns jetzt bei dir melden? Leider haben wir heute keine guten Nachrichten für dich. Dein Partner hat uns gerade darum gebeten, in seinem Namen mit dir Schluss zu machen. Folgende Nachrichten sollen wir dir weiterleiten …“ Am Ende der Mail heißt es noch: "In den meisten Fällen möchte dein Expartner, dass du jeden weiteren Kontakt zu ihm vermeidest. Bitte respektiere dies, und halte ab jetzt Abstand von ihm. Es ist ganz offensichtlich, dass er nichts mehr mit dir zu tun haben möchte.“ So schnell kann die Liebe beendet werden.
Neubeginn nach der Trennung
Der anschließende Liebeskummer dauert, so eine Parship-Umfrage, 19 Monate. Jasmin Ruprecht aus Kärnten kittet die gebrochenen Herzen. Mit ihrer Liebeskummerpraxis (www.liebesdoc.com) betreut sie Kunden weltweit. Die Expertin erklärt: "Mein Angebot reicht von aufmunternden SMS, Gesprächen via Skype, dem Schicken von Blumen und Pralinen bis hin zu einem eigens entwickelten 30-Tage-Hilfsplan oder klassischen Coaching-Stunden.“ Zwischen 7,95 und 115 Euro muss man für den speziellen Service berappen.
Auch Tourismusberater Bernhard Wallmann ist ins Trennungs-Biz eingestiegen und organisiert seit zehn Jahren Reisen für Geschiedene (www.geschiedenen.at): "Nach dem Ende meiner Ehe war ich auf Urlaub. Ich habe mich so einsam gefühlt, bin alleine im Eck gesessen. Um mich herum nur glückliche Familien. Bei meinen Trips für Getrennte sind Gleichgesinnte untereinander, die sich gegenseitig verstehen.“ Und so haben einige seiner Kunden bei ihm auch wieder einen neuen Partner gefunden. Statt Trennungsschmerz gibt’s dann wieder verliebte Blicke
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