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36 Morde: Gewalt gegen Frauen laut Kriminalstatistik 2018 gestiegen

Allein in den Weihnachtsfeiertagen wurden wieder zwei Frauen von ihren Partnern ermordet, insgesamt waren es 36 im Jahr 2018. Eine Zahl, die Anlass zur Sorge über die Sicherheit von Frauen gibt.

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36 Morde: Gewalt gegen Frauen laut Kriminalstatistik 2018 gestiegen
© iStock/lofilolo

Österreich ist sicherer geworden. Jedenfalls, wenn man die Kriminalstatistik für das Jahr 2018 anschaut. Es gab weniger Anzeigen bei der Polizei, vor allem bei Einbrüchen und Diebstählen ist ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. In einem Bereich ist die Zahl der Delikte allerdings angestiegen: Bei der Gewalt gegen Frauen. Das zeigt zwar nicht erst die Kriminalstatistik - schon seit Monaten weisen die Vertreterinnen von Frauenhäusern und anderen Opferschutzeinrichtungen auf diesen Umstand hin. Zuletzt hat sogar die Volksanwaltschaft auf die dramatischen Zahlen und den akuten Handlungsbedarf aufmerksam gemacht. 36 Frauen wurden heuer in Österreich durch ihre (Ex-)Partner ermordet, zwei davon in den Weihnachtsfeiertagen, in denen die häusliche Gewalt stets zunimmt. Gewalt, die aus dem häuslichen Umfeld kommt, komme quer durch alle Gesellschaftsschichten vor, sagt der Direktor des Bundeskriminalamts, Franz Lang, dazu im Ö1 Morgenjournal am Freitag.

Kriminalsoziologe Reinhard Kreissl verweist in der Sendung darauf, dass zumindest ein "positiver" Aspekt dieser gestiegenen Zahlen sei, dass offenbar mehr Frauen den Mut finden, die Täter bei der Polizei anzuzeigen und die "sichtbare Spitze des Eisbergs" größer werde. "Es galt lange als 'gutes Recht' des Mannes, seine Frau zu verprügeln, das ändert sich zum Glück", so Kreissl. Für ihn ist vor allem die Zusammenarbeit von Polizei und Opferschutzorganisationen wichtig, denn die Täter anzuzeigen wäre nur der erste Schritt, wichtig sei, was danach komme. "Was hilft den Frauen eine polizeiliche Anzeige, wenn sie danach wieder zurück in das Umfeld müssen, wo sie verprügelt wurden?" Es müssten die Frauenhäuser ausreichend finanziert, aber auch finanzielle Mittel für die Frauen bereit gestellt werden, sich aus diesem Umfeld abzusetzen.

Trennung gefährlichste Zeit

Dabei stimmt er mit den Vertreterinnen von Opferschutzinstitutionen überein, die darauf verweisen, dass gerade die Zeit Trennung die gefährlichste für Frauen sei. "In dieser Zeit dürfen Frauen nicht im Stich gelassen werden", so Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonomer Österreichischer Frauenhäuser (AÖF). Denn häufig würden Frauen dann ermordet, wenn sie den Schritt aus einer gewalttätigen Beziehung wagen. Wenn sie die Scheidung einreichen, wenn sie ihre Kinder schützen wollen, wenn sie die Polizei rufen und ein Frauenhaus flüchten wollen. Hier gelte es, Alarmzeichen ernst zu nehmen, denn die Täter sind meist Wiederholungstäter und in vielen Fällen behördenbekannt. Oft kündigen sie ihre Taten mit gefährlichen Drohungen und sogar Morddrohungen an. Dennoch würden sie oft nicht in Untersuchungshaft genommen, kritisiert die Vertreterin der Frauenhäuser in einer Aussendung.

Gewalt durch Zusammenarbeit stoppen!

Weiters: All dieses Wissen und all diese Warnzeichen sollten aber herangezogen werden um Gewalt zu stoppen und zu verhindern. Polizei, Justiz, MitarbeiterInnen aus Behörden, Kinder- und Jugendhilfe, Einrichtungen, die mit Opfern und Tätern konfrontiert sind und Menschen aus der Umgebung der Betroffenen sollten deutlich hinschauen, Hilfe holen und Zivilcourage üben.

Die Polizei unter der Nummer 133, die Beraterinnen der Frauenhelpline gegen Gewalt unter der Nummer 0800 222 555 und die Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser in ganz Österreich stehen bei Fragen zu Gewalt rund um die Uhr zur Verfügung.

Alle Nummern auf einen Blick:


Polizei: 133
Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800/222555
Frauenhausnotruf Wien: 05/7722
Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie: 01/5853288
Männerberatungsstelle Wien: 01/6032828