"Wir ziehen es dieses Jahr durch" und "Wir heiraten im Juli und haben schon alles fertig geplant" – allesamt Wortmeldungen aus einer österreichischen Hochzeitsgruppe auf Facebook. Die Hoffnung ist offenbar intakt, dass sich 2021 eine romantische Feier ausgehen könnte. Und das sind nur zwei von ungefähr 20 positiven Rückmeldungen auf die Frage, inwiefern sich 2021 überhaupt als Hochzeitsjahr qualifiziert. Erstaunlich, wie optimistisch die Heiratswilligen in die Zukunft blicken, war doch das Jahr 2020 von Verschiebungen, Absagen und Enttäuschungen gekennzeichnet.
The show must go on. Dass ein einziges, hartes Krisen-Jahr das Aus für die Hochzeitsbranche bedeuten soll – daran glauben weder Paare, noch DienstleisterInnen. Allerdings stellt die Pandemie die Anpassungsfähigkeit aller Beteiligten auf die Probe. Sich über Wasser halten zu können, bedeutet heuer, so flexibel wie möglich in die Saison zu starten und, wenn nötig, die Pläne im Laufe der Zeit zu adaptieren.

Bernhard Fichtenbauer betreibt das Hochzeitsportal hochzeits-location.info.
"Für mich ist ein Blick in die Zukunft gleichbedeutend mit einer Analyse der Zugriffszahlen unserer Webseite. Und die zeigen, dass die Brautpaare wieder in den Startlöchern stehen. Nur stellen sie dieses Mal deutlich mehr Anfragen für eine Hochzeit in 12 bis 24 Monaten.
Ich schätze auch, dass die Hochzeitsfeiern in nächster Zeit extravaganter und aufwendiger werden. Zum Beispiel gehen mein Team und ich davon aus, dass Winterhochzeiten Ende des Jahres massiv boomen werden. Deshalb haben wir den Stillstand in der Krise dazu genutzt, um eine eigene Seite für Winterhochzeitslocations aufzubauen. Ebenso populär könnte das Thema "Wolidays" werden. Darunter versteht man eine Mischung aus Hochzeit (Wedding) und Urlaub (Holiday) – also eine mehrtägige Feier, mit der Paare die verpassten Ferien aufholen wollen.
Mein Rat für Brautpaaren, die sich spontan das Ja-Wort geben wollen: Erkundigt euch ruhig auch nach den populären Samstags-Terminen im Sommer! Zwar hatten wir letztes Jahr vermutet, dass 2021 aufgrund der Verschiebungen viele beliebten Locations ausgebucht sein würden. Aber eine Umfrage von November 2020 hat gezeigt, dass selbst Top-Lokalitäten noch Kapazitäten haben. Und so manche Couples haben während des Lockdowns gemerkt, dass sie doch nicht so gut zusammenpassen und die Beziehung aufgelöst." Die Pandemie hat offenbar auch ihre guten Seiten – damit wurden dann Scheidungskosten gespart!

Karin Hausberger ist Inhaberin der Brautmodengeschäfte Atelier 7 und Sposa Vienna.
"Die Pandemie hat zu einer Zeit begonnen, als wir bereits die meisten Hochzeitskleider für 2020 auf Lager hatten und sie nur noch individuell anpassen hätten müssen. Ich rechne heuer mit einigen spontanen Hochzeiten. Vor allem, wenn sich die Situation in den nächsten Monaten wesentlich entspannt.
Viele unserer Kundinnen bestärken uns mit ihrer Zuversicht. Wir haben sehr viele Kleider im Lager und können deshalb mit unserer Auswahl besonders flexibel auf Lockerungen reagieren. Ich hoffe, dass im Sommer die Einkaufsmessen für Brautkleider stattfinden werden, damit wir die neuesten Kollektionen für 2022 aufstocken können.
Weniger Kleider werden wir auf keinen Fall einkaufen, da wir künftigen Kundinnen weiterhin eine große Auswahl an unterschiedlichen Modellen anbieten wollen."

Melanie und Andreas planen seit einem Jahr ihre Traumhochzeit.
"2019 haben wir uns im Skiurlaub verlobt. Da unser zweites Kind im selben Jahr geboren wurde, haben wir mit der Hochzeit noch gewartet. Unser Plan ist – und war es immer – am 5. Juni 2021 mit 150 Gästen zu heiraten.
Trotzdem beschäftigte uns die Krise von Anfang an. Zuerst sagten uns alle: ‘Bis dahin klappt es fix! Da gibt es dann sicher schon eine Impfung …’ Aber im November, als wir begonnen haben, die Einladungen zu gestalten, dachten wir dann plötzlich doch an eine Verschiebung. Mittlerweile sind wir wieder total zuversichtlich! Das warme Wetter im Juni sollte uns in die Karten spielen. Letztes Jahr um die Zeit wäre die Hochzeit möglich gewesen.
Da wir schon länger in der Planungsphase stecken, haben wir einige Veränderungen beobachten können. Einerseits können wir fast keine persönlichen Termine wahrnehmen. Dabei wollten wir schon längst den Anzug kaufen und das Blumenarrangement direkt mit dem Floristen besprechen. Ebenso verzögert sich das Probeessen in der Location.
Andererseits haben viele Hochzeitsausstatter auf Online-Angebote umgestellt. Und das gilt nicht nur für den Handel! Wir belegen zurzeit den Tanzkurs und den katholischen Ehekurs im Internet. Den Eröffnungstanz studieren wir mit Hilfe von Videos und einem ausführlichen Guide ein. Falls wir an einem Punkt nicht weiterkommen sollten, hilft uns die Tanzschule weiter. Und auch der Ehekurs läuft über neun halbstündige Clips ab. In jedem Video spricht ein Paar über ihre Beziehungs-Erfahrungen. Dass man solche Programme so flexibel absolvieren kann, ist super – vor allem, weil wir mit unseren zwei kleinen Kindern einen ausgelasteten Alltag haben."

Seit 2014 betreibt Hochzeits- und Eventmanagerin Linda Hollnbuchner ihre eigene Agentur: "Perfekte Hochzeit".
"Die Stimmung in meinem Team ist natürlich nicht sehr gut, weil alle Angst um ihre berufliche Zukunft haben. Ich arbeite mit fünf Partnerinnen zusammen, die gleichzeitig selbstständig sind. Eine von ihnen musste sogar Ihre Agentur schließen. Ich sitze im Expertengremium der Wirtschaftskammer Österreichs für HochzeitsplanerInnen und wir sind schon seit vielen Monaten im Gespräch, wie wir unsere Branche retten können.
Als Optimistin bin ich trotzdem gut ins neue Jahr gestartet. Ich freue mich gerade besonders über neue Anfragen, mit denen ich zu diesem Zeitpunkt gar nicht gerechnet hatte. Bei den meisten ist das Hochzeitsdatum jedoch noch nicht fixiert. Wir planen sozusagen die gesamte Feier vor und werden dann – sobald es grünes Licht gibt oder sich die Situation entspannt – alles fixieren und buchen. Beispielsweise haben wir das Design, den Text und das Layout der Einladungen und Hochzeitsdrucksorten bereits gestaltet. Das Datum und die Location können Last Minute eingefügt werden.
Brautpaaren rate ich heuer umso mehr, Storno und Verschiebungen im Vertrag zu berücksichtigen und die Rahmenbedingungen ganz genau festzulegen. Ich bin mir trotzdem sicher, dass Hochzeiten in der Sommer-Saison so ‘normal’ wie möglich stattfinden können – auch wenn das wahrscheinlich heißen wird, dass alle Gäste und MitarbeiterInnen Schnelltests machen werden müssen."

Ulrike Kuzaj-Sefelin ist Öffentlichkeitsarbeiterin des Standesamts Wien.
"Es ist schwer, einzuschätzen, ob 2021 überhaupt Hochzeiten unter ‘normalen’ Bedingungen stattfinden können. Das Standesamt muss sich nämlich immer an die aktuellen Verordnungen der österreichischen Regierung halten. Im ersten Lockdown waren deshalb gar keine Hochzeiten an den Ämtern möglich. Nun, im dritten Lockdown, kann zwar wieder geheiratet werden, aber es darf nur das Brautpaar anwesend sein. Außerdem ist eine FFP2-Maske verpflichtend.
Positive Rückmeldung gab es für unser Live-Streaming-Angebot: An zwei Standorten in Wien können die Hochzeitsgäste zumindest per Live-Übertragung an der Trauung teilhaben. Dieses Service bieten wir weiterhin an.
Natürlich ist das nicht für alle Paare die perfekte Lösung. Vor allem, wenn es um die Traumhochzeiten geht – also die standesamtliche Heirat in einer anderen Location. Denn wenn man beispielsweise in den Blumengärten Hirschstetten oder dem Wiener Rathaus heiraten will, rechnet man mit einer großen Anzahl an Gästen. Ich schätze also, dass sich trotz einer Öffnung solcher Lokalitäten, viele Brautpaare trotzdem für einen neuen Termin, vielleicht erst in einem Jahr oder noch später, entscheiden werden."
Eine pauschale Lösung ist derzeit nicht in Sicht
Die Gastronomie bleibt vorerst geschlossen und auch der Tourismus ist massiv eingeschränkt. Aber auch eine Lockerung dieser beiden Bereichen, wird die Hochzeitsbranche neuerlich vor Herausforderungen stellen.