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Herzschwäche: Schwierige Diagnose bei Frauen

Der Irrglaube, dass Herzprobleme ein vorwiegend männliches Phänomen sind, hält sich immer noch hartnäckig. Ein Grund liegt darin, dass Herzprobleme bei Frauen schwieriger zu erkennen sind. Denn die bei Männern recht eindeutigen Schmerzen im Brustbereich fehlen häufig. Viele Frauen erhalten ihre Diagnose daher sehr spät – oder gar nicht.


Herzschwäche: Schwierige Diagnose bei Frauen
© iStock

Bei vielen Frauen sind die Anzeichen oft recht subtil: Unwohlsein im Magen, Kurzatmigkeit, Schmerzen in Nacken, Kiefer oder Rücken. Daher ist es Dr. Diana Bonderman, Expertin für Innere Medizin und Kardiologie, ein besonderes Anliegen, das Bewusstsein für das Thema zu schärfen: „Ich habe mit vielen Frauen mit Herzinsuffizienz gesprochen, die über die Jahre bei verschiedensten Ärzt:innen waren. Niemand hat die Diagnose gestellt.“

Werden die oft recht unspezifischen Symptome, die auf verschiedene Erkrankungen hinweisen können, falsch interpretiert, führt das zu Verzögerungen und Problemen bei der Diagnose und Behandlung. Frauen suchen im Schnitt ohnehin ein bis zwei Stunden später die Notaufnahme auf als Männer – dabei zählt gerade bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems jede Minute. Zu oft werden Beschwerden nicht ernst genommen oder aus falscher Rücksichtnahme verdrängt.

Dazu kommt, dass Frauen in den meisten großen klinischen Studien unterrepräsentiert sind, die über Zulassung und Dosierung von Medikamenten entscheiden. Dabei gibt es oft unterschiedliche Wirkungen und Nebenwirkungen bei Frauen und Männern – in vielen Fällen müssten Frauen anders behandelt werden. Medikamente bleiben bei ihnen länger im Körper, und sie leiden öfter an Nebenwirkungen. Trotzdem werden ihnen häufig die gleichen, und damit zu hoch dosierte, Medikamente verschrieben.

Männliche und weibliche Herzen unterscheiden sich sowohl in der Größe als auch in der Pumpleistung. Frauen haben ein etwas steiferes und kleineres Herz, das sich weniger gut dehnen und mit Blut füllen kann. Ausgeglichen wird das über eine erhöhte Pumpleistung. Bei vielen Frauen treten Herzbeschwerden erst nach der Menopause auf. Davor schützen Östrogene (weibliche Geschlechtshormone) das Herz, und in den Wechseljahren kommt es neben Blutdrucksteigerungen zu einer vermehrten Bildung von Bindegewebe – das Herz verliert an Elastizität. Dazu nimmt mit zunehmendem Alter die Herzgröße ab.

Eine Herzschwäche entsteht meist schleichend – und bleibt daher oft lange unerkannt. Nicht selten werden die Symptome fälschlicherweise als Alterserscheinung abgetan. Bonderman: „Männlichen Patienten ist das Risiko einer Herzinsuffizienz viel eher bekannt als Frauen. Es ist also auch ein Frage des Bewusstseins des Arztes oder der Ärztin, Patient:innen rechtzeitig darauf aufmerksam zu machen. Umgekehrt darf man durchaus auch als Patientin das Thema bei einer Untersuchung ansprechen.“ Werden alltägliche Aktivitäten wie Treppensteigen, Einkaufen oder Radfahren plötzlich anstrengender, kann das ein erstes Alarmzeichen sein. Auch wer unter Atemnot leidet, sollte ärztlich abklären lassen, ob eine Herzschwäche die Ursache sein könnte. Denn je früher eine solches Leiden erkannt wird, umso besser lässt es sich behandeln.


Gemeinsam gegen geschlechtsspezifische Ungleichheiten

Millionen Frauen auf der ganzen Welt sind von Herzinsuffizienz betroffen. Sie erhalten nicht dieselbe Qualität bei Diagnose, Behandlung und Nachsorge wie Männer. Mit Boehringer Ingelheim setzt sich eines der führenden Pharmaunternehmen dafür ein, dass sich das ändert.

Obwohl die Krankheit bei beiden Geschlechtern ähnlich oft vorkommt, gibt es zahlreiche Unterschiede: Bei Frauen dauert es im Schnitt fast sechsmal so lang bis zu einer ersten Diagnose. Frauen erhalten weniger fachärztliche Beratung, die Wahrscheinlichkeit einer Fehldiagnose ist doppelt so hoch. Bei der Behandlung von Patientinnen wird meist ein weniger aggressiver Ansatz verfolgt: Männer erhalten häufiger invasive kardiologische Behandlungen. Frauen, die mit der Krankheit leben, haben eine deutlich schlechtere Lebensqualität als Männer und leiden viel wahrscheinlicher an depressiven Symptomen.

Bei einer internationalen Fortbildungsveranstaltung zum Thema Heart Failure wurden kürzlich die geschlechtsspezifischen Ungleichheiten bei der Behandlung von Herzschwäche beleuchtet. Auch Expert:innen von Boehringer Ingelheim Österreich nahmen teil. Die erarbeiteten Lösungsansätze umfassten Bewusstseinsbildung, Bekämpfung gesundheitlicher Ungleichheiten und die Forderung nach mehr frauenspezifischer Forschung. Speziell Unterschiede in Medikation und Dosierung sollen mehr Beachtung finden.

Birgit Beger, Geschäftsführerin des EHN (European Heart Network), hofft neben mehr gezielter Forschung auch auf Aufklärung: „Frauen sollten einen starken Willen aufrechterhalten, sich nicht vom System unterkriegen zu lassen. Aber es geht auch darum, so früh wie möglich ärztlichen Rat einzuholen. In Studien haben wir gesehen, dass Frauen, obwohl sie diagnostiziert wurden, nur zeitverzögert in die Sprechstunde kommen und Rat suchen.“


Herzinsuffizienz kurz erklärt

  • Herzschwäche (medizinisch: Herzinsuffizienz) ist eine ernste chronische Erkrankung, bei der das Herz nicht mehr genug Blut durch den Körper pumpt. Lebenswichtige Organe werden nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt.
  • Bei einer Herzschwäche mit verminderter Pumpfunktion (systolische Herzinsuffizienz) pumpt das Herz das Blut nicht mehr kräftig genug durch den Körper.
  • Schlägt das Herz noch kräftig, füllt sich aber nicht mehr ausreichend mit Blut (da das Gewebe nicht mehr elastisch genug ist), handelt es sich um eine Herzschwäche mit erhaltener Pumpfunktion (diastolische Herzinsuffizienz).
  • Frauen sind einem Verhältnis von 2:1 überproportional von diastolischer Herzinsuffizienz betroffen, die mit schlechteren Behandlungsergebnissen verbunden ist. Bisher gibt es keine klinisch erprobten Therapien.
  • Weltweit leiden mehr als 60 Millionen Menschen an Herzinsuffizienz. Schätzungen für Österreich gehen von bis zu 250.000 Menschen aus.
  • Am stärksten gefährdet sind dabei Personen über 40, die unwissentlich an einer Erkrankung der Herzgefäße leiden. Weitere Risikofaktoren sind andere Krankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes mellitus, Übergewicht oder Fettstoffwechselstörungen (etwa ein zu hoher Cholesterinwert).

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