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Pia Hierzegger steht auf Familybusiness

„Wilde Maus“-Star Pia Hierzegger hat eine ebenso talentierte Schwester. Gemeinsam mit ihr bringt sie ein witziges Stück über die Polizei auf die Bühne.

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Pia Hierzegger steht auf Familybusiness
© Eva Hofer

Mit Freund Josef Hader spielte Pia Hierzegger, 46, in Kinohits wie „Wilde Maus“, ihr Bühnenfieber lebt sie mit der Off-Truppe Theater im Bahnhof aus – und ihrer Schwester Johanna, 53. Demnächst als Autorin des Stücks „Polizei Graz.Eine ALL-Inclusive-Erfahrung“, das am 14.4. im Grazer Schauspielhaus uraufgeführt wird. Pia & Johanna Hierzegger über „Kieberer“, Kleider, die Leute machen & Schwesternliebe.

In „Polizei Graz. Eine ALL-Inclusive Erfahrung“ machen sechs befreundete Kolleg*innen der Grazer Polizei gemeinsam Urlaub am Meer. Und wenn die Hüllen, sprich Uniformen fallen, beginnt auch der Seelenstrip. Was hat Sie an der Idee gereizt?

Pia: Die Idee war, sich mit den Menschen unter der Uniform zu beschäftigen. Wir haben Interviews geführt und oft gehört, dass sich die Polizei ungeliebt und unverstanden fühlt. Bei uns dürfen sie über ihre Sorgen reden.

Kleider machen Leute – trifft das heute noch zu?

Johanna: Der Ersteindruck wird sicher von der Kleidung, die Menschen tragen, beeinflusst. Tracht? Indischer Schal? Ausschnitt bis zum Nabel? Genagelte Lederschuhe? Die Bilder, die da im Kopf entstehen, sind sofort emotional belegt, je nach Weltanschauung positiv oder negativ.

Pia: Ich denke, dass man vor allem als junger Mensch versucht, über die Kleidung der Welt zu zeigen, wer man ist. Viele tragen aber auch als Erwachsene bestimmte Marken oder Konterfeis, um ein politisches Statement zu machen. Wobei da im Moment gewisse Unschärfen entstehen. Ich hab gehört, dass rechte Gruppen mittlerweile auch T-Shirts mit Che Bildern tragen. Vielleicht fühlen sie sich von seiner homophoben Seite angesprochen.

Apropo Konterfeis: Sie sind ja in vielen Filmen „Die Frau ohne Gesichtsausdruck“. Ist das privat auch so?

Johanna: Nein!

Pia: Noch nicht, aber vielleicht lasse ich mir ja irgendwann Botox spritzen.

Was war Ihr schrägstes Erlebnis mit der Polizei?

Pia: Ein riesiger Neufundländer, der mir vor einem Lokal zugelaufen ist. Weil die nächste Wachstube sehr nah war, hab ich ihn dort hingebracht und er hat versucht, die Polizisten zu beißen. Und erst abgelassen, als ich ihn zurückgerufen habe. Da haben mir die Polizisten nicht mehr geglaubt, dass es nicht mein Hund war.

Johanna: Mit meiner Kollegin Beatrix Brunschko legte ich, wie so oft bei einem TiB-Fest, Platten auf – aus Platzgründen mit den Plattenspielern im Nebenraum. Man sieht zwar in den Raum, in dem getanzt wird, hört aber nicht, wie laut es ist. Die Bitten der tanzenden Gäste, doch ein bisserl leiser zu schalten, damit sie nicht ertauben, quittieren wir mit lautem Gesang. Die Bitte unserer Geschäftsführerin, sofort leise zu schalten, da die Polizei da ist, hören wir zuerst nicht und ignorieren sie deshalb …

Das Image der Polizei wandelt sich ständig, vom Feindbild bei Demos bis zum coolen SOKO-Typ. Wie stehen Sie zu „Kieberern“?

Johanna: Ich mag die Polizei, wenn sie mir hilft, wenn ich bedroht werde. Ich mag die Polizei nicht, wenn sie mir 40 Euro abnimmt, weil ich mit dem Rad durch den Stadtpark fahre. Ich mag die Polizei, wenn sie den Autofahrer, der bei Rot über die Ampel rast, weil er mit SMSen beschäftigt ist, aufhält und bestraft. Ich mag die Polizei nicht, wenn sie ihre Macht gegenüber schwächeren Menschen ausnützt. Ich mag die Polizei, wenn ihre Vertreter*innen uns für unser Stück Interviews geben und wir sie dadurch besser kennenlernen.

Begegnet man der geplanten Aufstockung mit Misstrauen oder findet man sie angesichts der zunehmenden Messerattacken für notwendig?

Pia: Die Polizei leidet an Unterbesetzung, Überarbeitung und Überstunden, das könnte man mit Personalaufstockung ausgleichen. Aber ich glaube nicht, dass man Gewalt mit mehr Polizei und Überwachung in den Griff bekommt. Da muss man präventiv arbeiten. Leute unterstützen, damit sie sich nicht ausgeschlossen fühlen. Soziale Gerechtigkeit herstellen.

Pia, Ihre Schwester ist sechs Jahre älter. War Sie ein Vorbild für Sie?

Pia: Ich bin ihr wahrscheinlich sehr auf die Nerven gegangen, weil ich immer dabei sein wollte. Als Neunjährige findet man die Fünfzehnjährige wahnsinnig spannend, umgekehrt ist das nicht so.

Johanna, haben Sie auf Pia auch ein wenig aufgepasst?

Johanna: Aufpassen müssen.

Wer ist quirliger, wer ruhiger von Ihnen beiden?

Pia: Sie hat viel mehr Gesichtsausdruck!

Sie arbeiten oft zusammen, ist das ein Vorteil, wenn man sich so gut kennt? Oder nerven sich Schwestern auch mal?

Johanna: Ich schätze es, dass wir uns so gut kennen, dass wir eine gemeinsame Sprache haben und ähnlich denken. Den Humor der anderen verstehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich ihr jemals auf die Nerven gehe.

Pia: Bei der Arbeit ist es wurscht, dass wir Schwestern sind. Wir arbeiten gemeinsam, weil wir es gerne tun. Andere vom Theater im Bahnhof kenne ich auch schon 25 Jahre, das fühlt sich manchmal auch schon nach Verwandtschaft an.

Was mögen Sie an Ihrer Schwester besonders?

Pia: Dass sie immer wieder neue Dinge ausprobiert. Dass sie, wenn alles ausweglos scheint, sagt, es ist nur Theater und einen Kaffee aufstellt.

Johanna: Sie ist die Optimalbesetzung für eine Schwester.

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