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Hilfe – plötzlich alleine! Wie kann ich gut mit mir selbst umgehen?

Lebst du alleine? Bist du es gewohnt, normalerweise viel Zeit außer Haus, im Job, mit anderen zu verbringen? Weißt du mit dir alleine wenig anzufangen? Fühlst du dich alleine, auch wenn du mit anderen zusammen bist? Dann bist du hier richtig.

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Hilfe – plötzlich alleine! Wie kann ich gut mit mir selbst umgehen?
© iStock

Aktuell ist vieles, was unser Leben in den letzten Jahren befüllt hat, nicht möglich. Wie geht es, wenn man plötzlich aus allen Hamsterrädern (Achtung, doppelter Sickerwitz), die bisher unseren Tagesablauf vorgegeben haben, rausfällt?

Viele Menschen sind es nicht mehr gewohnt, viel Zeit mit sich alleine zu verbringen, manche wollen bzw. können mit sich selbst wenig anfangen. Ja, es war bisher normal und schön, wenn wir im Job gebraucht sind, wenn wir unsere sozialen und gesellschaftlichen Erlebnisse haben. Wenn wir mehr den Fokus auf die Erwartungen und Wünsche der anderen legen. Wir sind es gewohnt, uns frei bewegen zu können – das werden wir hoffentlich bald wieder.

Klar ist es toll, wenn wir uns mit kulturellen Ereignissen intensiv beschäftigen oder auch regelmäßig ins Fitnesscenter gehen. Wenn wir auf Dating-Plattformen Flirts oder sogar Freunde finden. All das ist aktuell nicht real möglich. Aber vieles andere.

Ein kleines Gedankenspiel

Bevor du jetzt in die Angst wirklich ganz alleine zu sein, hinein kippst, womöglich denkst, dass du völlig isoliert bist – machen wir mal ein Gedankenspiel. Kannst du dich noch erinnern, wie sehr du dich – vielleicht erst vor Kurzem – auf deine nächsten freien Tage gefreut hast? Was wolltest du machen? Ja, vielleicht wolltest du wegfliegen, ein Konzert oder Kabarett besuchen, essen gehen, Freundinnen oder Freunde treffen. Das kommt wieder – wenn wir uns an die tagesaktuellen Maßnahmen halten.

Vieles geht auch jetzt

Was wolltest du sonst tun? Vielleicht ein paar Tage am Stück richtig ausschlafen? Einfach am Sofa liegen und endlich mal nichts tun? In Ruhe fernsehen, die wartenden Bücher lesen, deinen Schrank ausmisten? Deine Hanteln abstauben? Wolltest du endlich mal einen entspannt einen halben Tag im Bad verbringen und dich ausgiebig pflegen? Mit deinen lieben Bekannten endlos lange quatschen? Oder vielleicht dein Rad entwintern, laufen gehen, dich am Frühling freuen – zumindest viel in die Sonne sehen? All das kannst du jetzt machen. Austausch tut gut und – wir haben ja sogar Video-Telefonie!

8 Tipps, die dich unterstützen können, dir Gutes zu tun

„Raus-aus-der-Krise-Bucket-List“

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Sammle möglichst gleich jetzt Ideen, mit denen du dich gerne beschäftigen möchtest – ob auf einem Zettel, auf Pinterest oder auf deiner persönlichen „Raus-aus-der-Krise-Bucket-List“. Immer wenn dir etwas einfällt, wird es festgehalten. Ganz egal, ob du endlich ein bestimmtes Kochrezept ausprobieren möchtest oder du überlegst, wie du nun körperlich fit bleibst, wenn du zu Hause bist, ob du deine Bücher sortieren oder ein Puzzle machen möchtest. Warum aufschreiben? Weil es Tage oder Phasen geben kann, an denen dir nichts mehr einfällt oder die Decke bedenklich runterkommt. Dann hast du vorgesorgt.

Virtueller Gruppenaustausch

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Aktiviere deine Freundinnen und Freunde, vielleicht andere nette Menschen – gründet inspirierende virtuelle Gruppen, tauscht euch aus, was ihr so tut. So siehst du, du bist nicht alleine und bekommst vielleicht neue Inspirationen. Erzählt euch – per Video oder Audio, was ihr so macht, verabredet euch zu virtuellen Café-Treffs. Vielleicht tut es gut, sich dafür aus dem Jogger zu schälen. Wenn du auf der Suche nach Gleichgesinnten bist – es gibt unzählige Austausch-Plattformen, die auch virtuell funktionieren.

Brauchst du einen fixen Tagesablauf?

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Dann gönn dir das. Welcher Rhythmus tut dir persönlich gut? Möchtest du mit Morgensport beginnen oder dich lieber später am Tag bewegen? Mit einem guten Frühstück starten? Wie wäre es, wenn du dich beispielsweise zu bestimmten Zeiten zu virtuellem Austausch mit Bekannten, Familie, KollegInnen verabredest. Vielleicht tut es dir auch gut, dein Fitness-Programm neu zu überdenken? Was geht auch zu Hause? Welche Laufstrecke wolltest du schon immer mal ausprobieren? Bist du auch so diszipliniert und vereinbarst mit dir klare Zeiten, in denen du deinem Körper Gutes tust, ob Bewegung, Pflege und mehr. Oft verhilft auch regelmäßiger Schlaf zu guter Struktur.

Unerledigtes Erledigen

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Was wolltest oder solltest du schon lange einmal zu Hause erledigen? Vielleicht den Tiefkühler oder die Klamotten ausmisten? Wolltest du deine Bücher oder Fotos sortieren? Vielleicht den Frühjahrsputz in Ruhe erledigen? Endlich bügeln? Jetzt wäre wirklich Zeit dazu. Es finden sich ganz sicher auch bei dir Schubladen, Ecken, Fenster, Pflanzen, Keller, virtuelle Ordner, etc. die sich über deine Aufmerksamkeit freuen – und es kann gut sein, das Aufräumen bringt dir sogar Erleichterung. Klarheit außen und innen. Wem könntest du über deine Erfolge berichten? Austausch tut auch hier gut und motiviert.

Wem könntest du hilfreich zur Seite stehen?

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Oft tut es gut, wenn wir das geben, was wir selbst gerne hätten. Was ist das? Gibt es NachbarInnen, für die du den Einkauf mit erledigen kannst? Menschen in deiner Umgebung, deren Hund du mal Gassi führen könntest? Vielleicht könntest du für jemanden ab und zu mitkochen?
Es gibt aktuell ganz viele Möglichkeiten und Initiativen, sei es über Radio, TV, Facebook – und auf vielen anderen Kanälen - zum Austausch und zur Vernetzung von Menschen, die einander Gutes tun können und wollen. Mach dich schlau!

Freude suchen und finden

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Freude stärkt das Immunsystem. Was hat dir bisher Freude gemacht? Was bringt dich zum Lachen? Womit könntest du dich jetzt verwöhnen? Was war bisher da, das du auch alleine genießen kannst und was fällt dir sonst noch ein? Ist es die Sonne, die scheint? Gutes Essen? Ein besonderes Getränk? Musik? Tanzt du gerne? Nütze auch hier virtuelle Möglichkeiten oder auch Freude in der Ruhe und Stille, in der Natur, etc.

Urlaubserinnerungen

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Wusstest du, dass dein Körper bei intensiver Erinnerung nicht mehr unterscheiden kann, ob du real am Strand oder am Berg bist, oder es dir „nur“ vorstellst? Glaubst du nicht? Probiere es mal aus – am besten mit all deinen Sinnen. Gönn dir ca. 10 Minuten, such dir ein schönes Bild, ob real oder in deinen Gedanken und dann nütze deine Sinne – schau dich gedanklich dort genau um – Farben, Licht, Landschaft, …. Wie ist der Boden unter deinen Füssen, die Luft, der Wind? Der Duft? Spür richtig rein. Erinnerst du dich, was du gegessen oder getrunken hast? Was gibt es zu hören? „Beam“ dich quasi gedanklich an einen wunderbaren, entspannten Platz.

Fülle deine persönliche Ressourcen-Schatzkiste

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Wie war dein Tag? Gönn dir vor dem zu Bett gehen noch ein paar Minuten Zeit, den Tag zu überdenken, zu reflektieren. Auch hier rege ich an, sich ein paar Notizen zu machen… und damit deine Ressourcen-Schatzkiste zu befüllen. So kannst du jederzeit nachlesen, und erkennen, was dich stärkt.

  • Überlege, was dich heute besonders herausgefordert hat, was war nicht so einfach?
  • Was hat dir heute gut getan, hat dir Freude gemacht?
  • Wofür bist du dankbar?

Es müssen keine großen Dinge sein, oft ist man einfach dankbar, wenn das Leitungswasser schmeckt!

Wer sich nach körperlicher Nähe sehnt

Abschließend noch 3 Notfalls-Tipps für die, die sich so sehr nach Umarmungen sehnen…
(nein, selbstverständlich ersetzen die Tipps nie echte, wohltuende Körpernähe.)

  • Ein warmes Bad, eine warme Dusche, Sonnenwärme, ein Thermophor, … ein paar Minuten richtige Wärme setzen Wohlfühlhormone frei.
  • Was spürst du gerne an deiner Haut? Samt? Wolle? In welchen Materialien fühlst du dich besonders wohl?
  • Auch nur eine halbe Sache, aber besser als nichts: Umarme dich selbst. Vielleicht gleich morgens, wenn du noch im Bett liegst… Umarme dich so richtig, drück dich und … wenn es gelingt, sag dir, dass du dich lieb hast… leise oder laut. Klingt vielleicht nach Überwindung, tut aber einfach gut. Die Liebeserklärung geht auch vor dem Spiegel.
© Video: VGN

Wer mehr möchte: Nicole Siller arbeitet – nach Vereinbarung - auch per Skype, am Telefon oder per Mail. Wenn du jetzt Unterstützung benötigst, findest du ihre Kontaktdaten hier:lebendich.at

Über die Autorin:

Nicole Siller bietet psychologische Beratung, Sexualberatung und systemisches Coaching an. Sie ist Autorin von „Finde deine Lust!“ - das Praxisbuch für weibliche Sexualität.

Infos zu individueller Beratung, zu ihrem Blog, Podcast sowie Kursen gibt's auf lebendich.at.

Weitere Informationen und Beiträge rund um das Thema Psychologie findest du auf WOMAN.at.

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