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Ist Hypno-Birthing das Geheimnis hinter Herzogin Kates sanften Geburten?

In einem aktuellen Interview verriet Kate Middleton, dass sie es dem Hypnobirthing zu verdanken habe, dass die Geburten ihrer drei Kinder relativ leicht verliefen. Alle, die nun genauso wie wir im ersten Moment dachten, dass Hypnobirthing wie etwas aus einer Episode des Goop-Labors klingt, irren erstaunlicherweise. Denn diese Geburtsmethode gibt es tatsächlich schon lange bevor Gwyneth Paltrow versucht hat, uns dazu zu bringen, Kristalleier in unsere Vagina zu schieben.

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Ist Hypno-Birthing das Geheimnis hinter Herzogin Kates sanften Geburten?
© Chris Jackson/Getty Images

Kaum war das Baby geboren, stand Herzogin Kate schon wieder strahlend entspannt vor den Kameras der Weltpresse. Wie ist so etwas möglich, haben sich daraufhin tausende Mütter gefragt. Angeblich steht Hypno-Birthing hinter der leichten Geburt von Prinz Louis und seiner Geschwister. Aber was steht hinter dieser Möglichkeit einer sanfteren Entbindung?

So groß die Freude auf den neuen Erdenbürger auch ist, eine bange Frage stellt sich fast jede werdende Mutter: Wird es sehr weh tun, wenn es so weit ist? Nein, sagen die Anhängerinnen von Hypnobirthing. Die Geburt kann das glückliche Erlebnis werden, das wir uns wünschen.

Aber was genau ist Hypnobirthing? Genau das hat unsere Kollegin Pia Kruckenhauser genauer recherchiert:

Was ist Hypnobirthing?

"Du sitzt bequem in einem Boot und treibst einen Fluss hinunter. Das Wasser plätschert sanft, aber mit kräftigem Sog dahin. Ab und zu kommt eine Welle, die Bewegungen werden wilder. Doch dann entspannt es sich wieder. Du brauchst keine Angst zu haben, gehe einfach mit dem Sog mit. Du merkst schnell, wenn du dich gegen die Wellen stemmst, das Boot zu steuern versuchst, dass die Fahrt beunruhigender wird, das Boot wackeliger. Lass dich von der Welle tragen. Dir kann nichts geschehen…" Sanft plätschern die Worte ans Ohr, entspannende Musik ertönt. Es ist eine Meditation, mit der Hypnobirthing-Trainerin Lilli Pock ( yogalilli <AT> gmail.com ) Paare auf die Geburt einstimmt. Und tatsächlich: Man spürt, wie wild diese Fahrt teilweise ist, trotzdem fühlt man sich sicher und entspannt.

Ist eine Geburt immer mit Schmerzen verbunden?

Das Gebären eines Kindes ist eines der einschneidendsten Ereignisse im Leben einer Frau. Doch viel zu oft sind damit Horror-Bilder verbunden, wie Schmerzen, Komplikationen, Dammschnitt und mehr.

Hypnobirthing verspricht eine sanftere Geburt

Doch so muss es nicht sein, ist Pock überzeugt: "Hypnobirthing ist für Frauen eine Möglichkeit, die Geburt als sanfte, wunderschöne Sache zu erleben. Sie übernehmen dabei die Verantwortung für den eigenen Körper."

Wie funktioniert Hypnobirthing?

Die Methode kommt aus den USA und wird nach der Begründerin Marie Mongan auch Mongan-Methode genannt. Zertifizierte Kursleiterinnen findet man auf hypnobirthing.ch. "Das Ganze ist sowohl eine Philosophie als auch eine Technik", erklärt die Therapeutin. "Der Glaube, dass Geburt ein völlig natürlicher Vorgang ist, wird verbunden mit jeder Menge praktischem und medizinischem Wissen. Denn, so der Gedanke, je klarer frau sich vorstellen kann, was beim Gebären im Körper passiert, desto besser kann sie dabei mitarbeiten.

Dazu lernen Paare Atem- & Entspannungstechniken, diverse Körperpositionen für die Geburt und wie sie schon im Mutterleib Verbindung zu ihrem Kind aufnehmen können. Und wir können mit bewährten Methoden wie Visualisierungstechniken und positiven Affirmationen eventuell vorhandene negative Assoziationen erfolgreich überspeichern."

Was unsere Vorstellung von Geburten mit der Realität zu tun hat

Dieses Überspeichern ist extrem wichtig, denn: "Viele Frauen haben Videos von Geburten gesehen, da ist alles voller Blut, die Mütter schreien vor Schmerzen. Unter Schwangeren kursieren oft dramatische Geschichten, alles findet im Spital und steril statt. Das macht natürlich enormen Stress. Doch es gibt auch ganz andere Wege wie zum Beispiel die Lotus-Geburt. Da wird die Nabelschnur nicht durchtrennt, sondern das Baby bleibt mit seiner Placenta verbunden, bis sich die Nabelschnur von selber löst."

Alternativen zur klassischen Entbindung

Das hat jetzt nicht unbedingt etwas mit Hypnobirthing zu tun, aber: "Von diesen Alternativen zu wissen, erweitert den Horizont und bricht das Bild auf, wie etwas zu sein hat. Man wird offener für verschiedene Möglichkeiten." Ein 12,5-stündiger Kurs, aufgeteilt auf vier bis fünf Termine, vermittelt das notwendige Wissen. Dazu heißt es: zu Hause üben, üben, und nochmals üben. "Die Techniken müssen ins Unterbewusstsein übergehen. Ist die Geburt einmal im Laufen, hat ja niemand mehr den Nerv, zu überlegen, wie das jetzt noch einmal war mit der Entspannung." Bei Pock kostet das Paket ab € 500,–.

»Je klarer frau sich vorstellen kann, was beim Gebären im Körper passiert, desto besser kann sie dabei mitarbeiten.«

Vierfache Mutter trotz traumatischem Erlebnis beim ersten Mal

Besonders viel Wert legt Pock dabei auf Eigenverantwortung, dass man etwa die Entscheidungen des Arztes oder der Ärztin nicht ohne Hinterfragen hinnimmt. Als vierfache Mutter weiß sie, wovon sie spricht. Ihre erste Geburt war ein Notkaiserschnitt, ein sehr traumatisches Erlebnis. "Ich war sehr unbedarft. Ich dachte, ich bin ja yogaerfahren, was soll da schon passieren. Aber ich habe den Entspannungsteil völlig ausgelassen. Als dann bei der Geburt die Herztöne abfielen, konnte ich nicht entspannen, der Arzt entschied, den Kaiserschnitt zu machen. Und auch wenn ich sehr froh bin, dass es diese Möglichkeit gibt, weiß ich heute, dass es wahrscheinlich nicht nötig gewesen wäre, wenn ich mich besser vorbereitet hätte."

Bei ihrer zweiten Geburt war das schon anders. Die fand auch im Spital statt, aber Pock hatte viel dazugelernt, sich auch eine Wahlhebamme genommen. Und obwohl der Arzt im Vorfeld wieder zu einem Kaiserschnitt drängte, bestand sie auf einer natürlichen Niederkunft. Nummer drei und vier waren Hausgeburten ohne Komplikationen. "Wunderschöne, ganz entspannte Erlebnisse!"

Hypnobirthing kann keine Notfälle vorbeugen

Hypnobirthing bedeutet übrigens nicht, dass die Geburt automatisch entspannt verlaufen muss. Auch einige Frauen, die Pock betreut hat, ließen sich schließlich Schmerzmittel verabreichen oder mussten einen Kaiserschnitt machen lassen. "Es geht darum, sich im Vorfeld mit den verschiedenen Eventualitäten auseinanderzusetzen. Habe ich alle Möglichkeiten durchgedacht und weiß, wie ich selbst mitarbeiten kann, habe ich auch mehr Kraft, meine eigenen Bedürfnisse zu artikulieren.

Viele Frauen haben ja eine ganz klare Vorstellung davon, wie ihre Geburt sein soll. Läuft das dann nicht so ab, entstehen echte Versagensgefühle. Mit etwas Vorbereitung sind sie mit ihrer Entscheidung nachher viel mehr im Reinen", betont Pock. Und auch wenn die Geburt ihres ersten Kindes nicht so selbstbestimmt ablief, wie sie es sich gewünscht hätte, sieht sie Positives darin: "Für mich war das der Türöffner zu einem neuen beruflichen Weg. Ich kann durch meine Erfahrungen anderen Frauen zeigen, wie schön eine Geburt sein kann. In Wirklichkeit ist das ja auch kein Beruf, sondern eine Berufung!"

Entspannungstechniken zur Geburt

Diese vier Wege sorgen dafür, dass du in der Geburtssituation sofort loslassen kannst. Wähle den geeignetsten aus.

1

Progressive Entspannung
Setze dich in einen bequemen Sessel und ordne jedem Körperteil eine Nummer zu. 1 steht für Füße und Unterschenkel, 2 für Oberschenkel, 3 für Becken und unteren Bauchraum, 4 für oberen Bauchraum, Brust, Schultern, 5 für Hals und Kopf. Atme tief ein. Mit der Ausatmung lass die Luft in Bereich 1 fließen und entspanne diesen ganz bewusst komplett. Die nächste Ausatmung geht in Bereich 2 usf. Das übst du regelmäßig. Wenn du dann beim Ausatmen im Kopf von 1 bis 5 durchzählst, wird dein Körper in Sekundenschnelle entspannt sein.

2

Verschwindende Buchstaben
Schließe die Augen, atme tief und kurz ein. Luft kurz halten. Beim langen Ausatmen lass Buchstaben vor deinem inneren Auge vorbeiziehen: AAA–BBB–CCC–D… und sprich diese innerlich schnell mit. Gleichzeitig lass Kopf, Nacken, Schultern, Arme, Beine los und locker herunterhängen. Funktioniert sekundenschnell und ist bei vielen Gelegenheiten praktisch.

3

Berührungsmassage
Durch diese Partnerübung werden Endorphine ausgeschüttet, das fördert die Entspannung. Der Partner platziert die Außenseite der Finger am Steißbein. Diese jetzt ganz sanft entlang der Wirbelsäule in einer leichten V-Form nach oben ziehen. Die Berührung soll so zart sein, dass sich die feinen Härchen wie bei einer Gänsehaut aufstellen. Mehrmals wiederholen und immer etwas weiter hinauf ziehen, bis der Halsansatz erreicht wird. Die Hände dann um den Hals zu den Ohren hinbewegen. Auch der Bereich um die Ellenbogen und die Innenseite der Arme sind sehr empfänglich dafür.

4

Ankern
Das ist ein Signal, durch das sofort tiefe Entspannung ausgelöst wird. Immer beim Üben der entsprechenden Techniken legt der Partner seine Hand mit leichtem Druck auf die Schulter der Mutter. Über die Zeit automatisiert sich das so, dass es tief im Unterbewusstsein abgespeichert wird. Bei der Geburt reicht die Geste, um fürs Relaxen zu sorgen.

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