Das frühere Image des Künstlers: intelligent, arrogant und unbeherrscht. Gabriel Barylli war bekannt für seine Skandale. Mit vier gescheiterten Ehen, zahlreichen Liebschaften und zwei Söhnen von verschiedenen Müttern sorgte er ebenso für Schlagzeilen wie mit den Erfolgen als gefeierter Autor, Schauspieler und Regisseur: Sein Beziehungsdrama „Butterbrot“ wurde in über 150 Inszenierungen im gesamten deutschen Sprachraum aufgeführt. Seine bisher 14 erschienenen Romane, die meist von der Liebe und ihren Rätseln handeln, wurden allesamt Bestseller.
Heute sind die Eklats des Wieners längst vergessen. Weil der 60-Jährige großteils in Amerika lebt – und weil er beim fünften Eheanlauf tatsächlich sein großes Glück gefunden hat. Seit 18 Jahren ist er mit Sylvia Leifheit, ebenfalls Schauspielerin und Autorin, zusammen, seit zehn verheiratet. Und zu seinen Söhnen, die beide in Spanien leben, hat Barylli trotz der Entfernung weiterhin engen Kontakt: "Das ist mir enorm wichtig." Auch beruflich schwimmt das Multitalent weiter auf der Erfolgswelle: Sein neues Beziehungsdrama "Sommerabend" wurde in Deutschland zum Kassenschlager, derzeit arbeitet er an einer großen Romanreihe.
Mit halbstündiger Verspätung kommt Gabriel Barylli zu unserem Termin. "Es tut mir sehr leid, es war so ein Stau", entschuldigt er sich. Schnell noch eine Trinkschokolade bestellt – "bitte mit ganz intensivem Schokogeschmack" – und schon sind wir mitten im Gespräch.
WOMAN: Ganz ehrlich hätte ich erwartet, dass Sie sich über den Stau und Ihre Verspätung aufregen. Aber Sie wirken ganz entspannt. Wie sehr hat sich Ihr Ego verändert?
Barylli: (lacht) Ja, früher war ich ungeduldiger, verständnisloser in jeder Beziehung. Eben auch, dass es so viele Staus gibt. Aber irgendwann fängt man an nachzudenken. Zumindest sollte man das. Ein Stau ist ja zum Beispiel eine Realität. Man kann sich dann aufregen, kämpfen, resignieren. Es gibt so viele Möglichkeiten auf Realitäten zu reagieren. Aber kurz gesagt: Früher hätte ich mich weitaus mehr aufgeregt (lacht).
WOMAN: Wie begegnen Sie Menschen, die Ihnen intellektuell unterlegen sind?
Barylli: Alleine die Frage ist eine Frechheit (lacht). Es gibt nur eine Sache die mich wirklich interessiert. Ist jemand herzlich oder nicht? Das sogenannte Intelligente ist so nebensächlich und uninteressant. Aber im Speziellen wird es schwierig, wenn man gemeinsame Aufgaben zu erfüllen hat. Nehmen wir das Beispiel Theater. Es kommt vor, dass in einem Ensemble jemand durch seine Dummheit blockiert. Dann bemühe ich mich zu sagen: "Kannst du bitte zur Seite gehen und uns, die ein anders Tempo haben, nicht stören." Ich denke, das gelingt mir mittlerweile ganz gut. Derjenige kann ja nichts dafür, wenn es ihn nicht interessiert oder er das nicht begreift. Man muss ja deswegen niemanden beleidigen, nur weil man selbst unter Spannung steht. Das wäre zumindest das Ziel. Wäre, wäre ...
WOMAN: Als Lebensmotto geben Sie an: Liebe … Vergebung … Abstand … Liebe. Wie gelingt es diese Reihenfolge einzuhalten?
Barylli: Es ist eine Frage der inneren Temperatur. Wenn man ganz nah an einer Explosion dran ist, schreit man erst mal auf und schlägt mit unkontrollierten Bewegungen um sich. Je mehr man abkühlt und drauf schaut was da eigentlich los ist, erkennt man sehr sicher, dass das Gegenüber auch große Verwirrungen in sich hat. Es einfach nicht anders konnte. In der Sekunde kann man nur schwer vergeben, das gelingt nur mit einem gewissen Abstand und einer gewissen Zeit. Aber dann kann es funktionieren, weil man den anderen besser verstehen kann, sich in ihn hinein versetzen kann.
WOMAN: Sie sind mit Ihrer Frau Sylvia nun schon seit 18 Jahren zusammen, seit 10 Jahren verheiratet. Haben Sie endlich das perfekte Eherezept gefunden ...
Barylli: Man darf sich ja nicht scheuen große Vorbilder zu erwähnen: Woody Allen hat einmal auf die Frage, was man für eine glückliche Beziehung braucht, geantwortet: Glück. Man erlaubt sich ja eine Zeit lang vieles: dass man fasziniert ist, irritiert, dass man aufeinander reinfällt, dass man glaubt in dem anderen etwas Besonderes zu entdecken, das in diesem einem Ton jedoch nur eine kurze Zeit lang schwingt. Aber irgendwann ist es doch schön der Liebe zu begegnen.
WOMAN: Macht Liebe nicht auch blind?
Barylli: Einer der ganz großen Fehler. Liebe lässt einen die absolute Wahrheit erkennen. Irritation, Verliebtheit, Affektiertheit macht blind. Eine vordergründige Attraktion macht blind, bis man darauf kommt, wer der andere wirklich ist hinter seiner schönen Fassade oder seinem Reichtum. Das macht blind. Aber das ist nicht Liebe. Das geht nicht in die Tiefe.
WOMAN: Woran merkt man, dass es echte Liebe ist?
Barylli: Liebe spürt man, das lässt sich schwer rational erklären. Das ist ein tiefes, wahres Gefühl. Und wenn man dann das erlaubt bekommt, was man Liebe nennt, ist die Pflege das nächste. Immer schauen, immer zuhören, die Veränderungen miteinander liebevoll wollen. Sich auch nicht auf einem Zustand der gerade schön ist, ausruhen. Sondern sich vielmehr fragen: "Vielleicht geht es noch schöner." Dass als Ansporn nehmen. Die Grundtonart muss stimmen. Da muss so viel zusammen passen, das ist wieder Glück. Sonst ist eine Beziehung ein Verhältnis, ein Arrangement aber nicht Liebe. Wahre Liebe ist es einem wert, für deren Erhaltung liebevoll zu kämpfen und das jeden Tag.
WOMAN: Wann sollte man in einer Beziehung sagen: "Nichts geht mehr."
Barylli: Wenn man unglücklich ist. Man muss ganz radikal zu sich selbst ehrlich sein und weil das eine große Herausforderung ist, verweigern das viele. Damit der Status quo erhalten bleibt, sich die Umstände nicht ändern, damit nicht zu viel bezahlt werden muss nach einer Scheidung, die beide irgend wie anstrengt. Ideal ist aus einer nicht oder nicht mehr existierenden Liebe davon zu gehen und sich zuzugestehen: „Geh du deine Wege, ich gehe meine.“ Das ist gesund. Gescheitert sind für mich die, die zusammen bleiben obwohl da keine Zuneigung mehr ist. Die nur darauf warten, dass der andere endlich stirbt. Die Selbstüberprüfung ist wichtig. Einsichtig und liebevoll auseinanderzugehen ist die große Kunst. Sehr schwer, weil so viele Machtansprüche dahinter stehen, dieses: "Ich will aber, dass alles passiert, wie ich es will." Dann werden sie lieber krank in einer falschen Beziehung. Und um das zu lösen geht nur die täglich Frage: "Fühle ich mich wohl?". Mag ich es, wenn der Mensch da ist, sehe ich ihn gerne, höre ich ihn gerne, mag ich, wie er atmet. Man kann ja über Kleinigkeiten reden, die einen stören, den anderen aufmerksam machen. Bewusst – sein darum geht es.
WOMAN: Kommunizieren Sie viel in Ihrer Beziehung?
Barylli: Ununterbrochen. Warum, wieso weshalb. Erfreulich ist das. Das stört mich nicht. Wenn das so selbstverständlich wie Atmen ist, dann ist alles gut. In dem Moment, wenn es anstrengend wird, wäre etwas falsch. Aber solange es Freude macht den anderen zu fragen, wie es ihm geht und sich die Antwort gern anhört, ist alles gut.
WOMAN: Gibt es die bedingungslose Liebe? Nur zu Kindern, nicht zu Partnern. Das würde ja implizieren: "Ich liebe dich, also mach mit mir, was du willst." Das ist ja die Vorstufe zu Masochismus.
Barylli: Ich hätte gerne, dass der andere lieb und freundlich ist, so wie ich es zu dem anderen bin. Daran ist aber nichts bedingungslos.
WOMAN: Würde das sonst auf Kosten des Respekts vor dem Partner?
Barylli: Ja, aber das ist ja wieder eine Form der Verabredung. Es treffen sich ja gerne Masochisten und Sadisten. Es gibt so viele unendliche Möglichkeiten wie etwas funktioniert, aber die Frage ist, ob das Liebe ist. Das sind Äußerungsformen für einen Zustand von Begierde, Leidenschaft, Fadesse. Es gibt ja neurotische Beziehungen, die ihrem Spannungsfeld aufrecht bleiben, weil das gegenseitige Verletzen das einzig Interessante geblieben ist.
WOMAN: Sie haben nach Ihren Trennungen immer sehr um die Liebe Ihrer beiden Söhne bemüht. Ihrem ältesten Sohn Marcello haben Sie sogar ein Buch gewidmet und ihm darin versucht Glück zu erklären. Ein Rat ist: "Du kannst nur glücklich werden, wenn du dich selbst erkennst." Aber der Weg zur Selbsterkenntnis ist steinig ...
Barylli: Es zahlt sich aus, zu sich selbst liebevoll, aber schonungslos zu sein. Das dauert eine Zeit. Wenn man in der Meinung stecken bleiben würde, ich bin ganz toll und alle anderen deppert, wird sich nie etwas entwickeln. Wenn man sich aber schonungslos liebevoll hinterfragt: "Was mag ich, was nicht, wer bist du?" Dann kann man das auch anderen vermitteln. Derjenige weiß dann mit wem er es zu tun hat und bildet sich nicht länger ein jemand bestimmten vor sich zu haben.
WOMAN: Und wie erkennt man sich selbst?
Barylli: Das fängt in den kleinsten Dingen an. Mag ich jetzt Schokolade oder trinke ich um 16 Uhr Tee, weil das passender wäre um diese Zeit? Die Summe dieser vielen kleinen Bausteine macht einen wunderschönen Weg. Diese Summe muss man gehen.
WOMAN: Wie geht es Ihnen mit Ihren Söhnen, die ja bei ihren Müttern in Spanien aufgewachsen sind?
Barylli: Ich habe auch viele Jahre mit ihnen zusammen gelebt. Das war mir extrem wichtig. Dieses Switchen haben auch deren Mütter zugelassen. Marcello ist heute 20, Ricardo wird in Kürze 18. Ich habe es mit großer Radikalität durchgezogen und selbst dann als mich der Beruf und die Trennung aus Spanien weggezogen haben, habe ich mir eine Unerbittlichkeit bewahrt und bin einmal im Monat hingeflogen und habe mich um meine Buben gekümmert. Damit die Verbindung zu ihnen bestehen bleibt. Das war mir ganz wichtig. Ich kann auch ein sturer Kerl sein.
WOMAN: Was ist das Wichtigste, das Sie Ihren Kindern ins Leben mitgeben konnten?
Barylli: Die Fähigkeit den Moment zu genießen. Und wenn sie sitzen und miteinander plaudern, ins Kino gehen oder was auch immer. Aber den Moment zu holen. Und dort zu sein, wo man gerade ist und alles um sich wahrzunehmen. Und es sieht so aus als könnten beide genießen, was schön ist. Natürlich toben im Moment 10.000 Hormone in ihnen. Ich habe aber das Gefühl die beiden leben sehr gerne und können aus diese Haltung heraus auch leicht „Ja“ und „Nein“ zu Dingen sagen. Zum Beispiel "Nein ich will das nicht. Mir geht es jetzt gut." So wird man schwerer verführt zu etwas "Ja" zu sagen, das einem schaden könnte.
WOMAN: Was ist das Wichtigste, das Sie Ihren Kindern ins Leben mitgeben konnten?
Barylli: Die Fähigkeit den Moment zu genießen. Und wenn sie sitzen und miteinander plaudern, ins Kino gehen oder was auch immer. Aber den Moment zu holen. Und dort zu sein, wo man gerade ist und alles um sich wahrzunehmen. Und es sieht so aus als könnten beide genießen, was schön ist. Natürlich toben im Moment 10.000 Hormone in ihnen. Ich habe aber das Gefühl die beiden leben sehr gerne und können aus diese Haltung heraus auch leicht „Ja“ und „Nein“ zu Dingen sagen. Zum Beispiel "Nein ich will das nicht. Mir geht es jetzt gut." So wird man schwerer verführt zu etwas "Ja" zu sagen, das einem schaden könnte.
WOMAN: Haben die beiden Brüder ein gutes Verhältnis zueinander?
Barylli: Ja klar, spätestens seid den ersten Videospielen, wo es darum geht: "Nein lass mich." Sie müssen sich natürlich immer beweisen, wer die Welt besser sieht.
WOMAN: Hätten Sie etwas verpasst, wenn Sie nicht Vater geworden wären?
Barylli: Ja 100.000 schlaflose Nächte, Kinderkrankheiten und Schule ... Nein ehrlich, ich weiß es nicht. Es ist so wie es ist.
WOMAN: Wenn die Beziehung der Eltern am Scheitern ist: Wie viel Wahrheit verträgt ein Kind?
Barylli: Da Kinder ohnehin alles wissen und spüren, sollte man ihnen in erster Linie so viel Liebe geben, wie möglich. Wenn sich eine Situation ändert, muss man so weit wie möglich abfedern und zeigen, dass es nicht das große Paradies zwischen den Eltern ist. Aber lügen wäre das Falscheste. Zu sagen, es ist nicht so wie früher, aber wir lieben dich wie immer. Das muss man ihnen vermitteln. Da muss man als Fels in der Brandung stehen. Dieses Unveränderliche bieten: "Ich bin für dich da". Dann können sie das durchaus gut annehmen. Besser als ständig mitzuerleben, dass Mama und Papa sich gegenseitig verletzen. Sie erleben ja jede Schwingung.
WOMAN: Wie ist Ihre Meinung zu Eltern die stolz darauf sind, der beste Freund ihres Kindes zu sein?
Barylli: Wenn man ein guter Freund seiner Kindern sein möchte, dann ist nicht alles tolerierbar. Das würde ja implizieren: "Ha, wir gehen jetzt zusammen los und hauen aus Spaß Fensterscheiben ein." Als Eltern hat man vielmehr die Aufgabe zu sagen: "Das ist nicht in Ordnung und damit du dich daran erinnerst, wird heute nicht mehr Video gespielt und morgen auch nicht." Man muss sich kurzzeitig entfreunden. Es ist nun mal die Pflicht des Erwachsenen. Aber ich weiß ja, was dahinter steckt. Diese Sehnsucht, es besser zu machen als die ältere Generation, in der man nicht reden durfte, wenn der Papa daneben gesessen ist. Die Kinder wollen sehr gerne liebevoll spüren, wann ist Schluss, was ist erlaubt und was ist nicht erlaubt. Es braucht eine liebevolle Autorität. So lernen sie die Welt begreifen Am besten in einer Zeit, in der sie noch nicht in die Welt hinaus gelassen wurden. Denn später sagt kein Vorgesetzter, Polizist oder wer auch immer liebevoll "Ja" und "Nein".
WOMAN: Wie ist Ihre Meinung zu Eltern die stolz darauf sind, der beste Freund ihres Kindes zu sein?
Barylli: Wenn man ein guter Freund seiner Kindern sein möchte, dann ist nicht alles tolerierbar. Das würde ja implizieren: "Ha, wir gehen jetzt zusammen los und hauen aus Spaß Fensterscheiben ein." Als Eltern hat man vielmehr die Aufgabe zu sagen: "Das ist nicht in Ordnung und damit du dich daran erinnerst, wird heute nicht mehr Video gespielt und morgen auch nicht." Man muss sich kurzzeitig entfreunden. Es ist nun mal die Pflicht des Erwachsenen. Aber ich weiß ja, was dahinter steckt. Diese Sehnsucht, es besser zu machen als die ältere Generation, in der man nicht reden durfte, wenn der Papa daneben gesessen ist. Die Kinder wollen sehr gerne liebevoll spüren, wann ist Schluss, was ist erlaubt und was ist nicht erlaubt. Es braucht eine liebevolle Autorität. So lernen sie die Welt begreifen Am besten in einer Zeit, in der sie noch nicht in die Welt hinaus gelassen wurden. Denn später sagt kein Vorgesetzter, Polizist oder wer auch immer liebevoll "Ja" und "Nein". Dann stehen diese verwöhnten Kinder da und haben ein Autoritätsproblem.
WOMAN: Erleben wir gerade eine neue Definition von Männlichkeit? Eine gewisse Orientierungslosigkeit durch die zunehmende Stärke der Frauen ist spürbar ...
Barylli: Ja, ja die Armen (lacht). Was steckt hinter all dem. Wenn wir uns anschauen, ein paar tausend Kilometer weiter entfernt von uns ist "Mannsein" auf das extremste pervertiert, ähnlich wie es bei uns früher war. Wenn Frau sich nicht sofort den Tjador anzieht, wird sie von der Männerwelt gesteinigt. Das ist die Realität auf diesem Planeten. Wenn man das erkannt, welche grausamen Unterdrückungsmechanismen anderswo herrschen, kommt man als einigermaßen bewusster Mensch nicht mehr mit. In unseren Breiten versucht man einen verzweifelten Gegenstoß an Toleranz zu finden. Frauen können sich natürlich anziehen was sie wollen, tun und lassen was sie wollen. Man will ja nicht so fruchtbar zu sein, wie die Männergeneration vor uns oder eben in einem anderen Erdteil. Dann kann es passieren, dass man nicht mehr weiß, wie "Mannsein" funktioniert. Ich erziehe dann am besten die Kinder nicht mehr, zeige mich übertolerant in Beziehungen. Das ist genauso eine Sackgasse. Der unentschlossene, unsichere, ganz lieb wirkende um sich taumelnde Mann ist ja auch eine Sackgasse. Das führt in den ganz großen Kampf der Kulturen, der auf uns zukommen wird. Dass es einen solchen Teil der Kulturen noch gibt, der unsere Männer und vor allem unsere Frauen verachtet. Darin sieht man welcher Wahnsinn in unserer Welt herrscht, bei uns geherrscht hat, dort immer noch herrscht. Wir versuchen uns uns immer noch zu orientieren. Das ist eine ständige Herausforderung.
WOMAN: Haben Sie je eine Midlife-Crises durchlebt?
Barylli: Nein. Der tollste Moment war mit 30. Da dachte ich: "Was ist jetzt? Ist das erste Drittel jetzt schon um?" Doch ich habe zu der Erkenntnis gefunden, dass das erst das erste Viertel war. Ab diesem Moment ist es mir gut gegangen und das hält noch an (lacht).
WOMAN: Wie gehen Sie mit Kritik um und wer darf Sie uneingeschränkt kritisieren?
Barylli: Ich mag dieses Wort "Kritik" nicht. Es hat immer so etwas leicht Verletzendes. Wenn ein liebevoller Vorschlag kommt, dann finde ich das besser. Da ist der Impuls ein andere. So macht es auch meine Frau. Wenn ich jemanden lange kenne, und wenn ich sehe, derjenige meint mich persönlich, weil er mich gut kennt, dann akzeptiere ich das. Aber wenn jemand meint, mich aus einer Lust oder Laune heraus kritisieren zu können, dann mag ich das nicht. Ich habe gute Witterung, ob es jemand machtgeil oder zynisch meint.
WOMAN: Ist Erfolg nach wie vor sehr wichtig für Sie?
Barylli: Sehr. Es ist eine Resonanz darauf, dass das was man getan hat, auch irgendwo sinnvoll war. Wenn die Spaghetti zu Hause schmecken, dann freut mich das. Wenn mich der Intendant anruft und sagt: "Dein Stück ist ein riesen Erfolg, dann freut mich das." Jede Art von Erfolg. Aber miteinander Erfolg zu haben, ist doch das Schönste.

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