Obszöne Nachrichten, Beschimpfungen, Drohungen: Das Thema "Hass im Netz" wurde zuletzt durch den Prozess gegen Sigi Maurer wieder lauter. Die ehemalige Grünen-Abgeordnete veröffentlichte Screenshots von obszönen Nachrichten, die vom PC eines Craftbeer-Shopbetreibers geschickt wurden. Aufgrund der gesetzlichen Lage in Österreich gab es für Maurer keine Möglichkeit den Täter anzuzeigen. Nun wurde Maurer wegen übler Nachrede verurteilt, will allerdings in volle Berufung gehen. Das Erschreckende: Sigi Maurer ist ein Beispiel dafür, was vielen Frauen widerfährt, denn wie eine aktuelle Studie zeigt, ist in Österreich jede dritte Frau von Hass im Netz betroffen.
Ein Drittel der Frauen betroffen
Für die Studie, die das Bundeskanzleramt in Auftrag gegeben hat, wurden rund 1.000 Mädchen und Frauen befragt. Durchgeführt wurde sie vom Forschungszentrum Menschenrechte der Uni Wien in Zusammenarbeit mit dem WEISSEN RING. Ein Drittel gab an, innerhalb der letzten 12 Monate mindestens einmal Gewalt im Internet erlebt zu haben. 23 Prozent gaben an, beleidigt oder beschimpft worden zu sein. Von sexuell anzüglichen Mitteilungen waren 11 Prozent betroffen. Die meisten kennen die Täter nicht. Meistens handelte es sich aber um Männer.
Wenige wehren sich
Die Untersuchung zeigte, dass sich nur wenige Mädchen und Frauen wehren. Immerhin die Hälfte blockierte die Verfasser der Nachrichten. Aber nur 21 Prozent dokumentierten die Nachrichten. Der WEISSE RING rät den Opfern, zur Polizei zu gehen. Die Nachverfolgung der Täter sei aber nicht leicht. Das Aufsuchen der Verfasser der Nachrichten mittels IP-Adresse ist mit großem technischen Aufwand verbunden und wird meist nur bei sehr schweren Taten betrieben – wenn beispielsweise zu Minderjährigen Kontakt aufgenommen wird.
Das Problem liegt am österreichischen Strafrecht
Wie Dina Nachbaur, Bundesgeschäftsführerin der Opferhilfe-Organisation WEISSER RING dem ORF erklärt, handelt es sich in diesen Fällen rechtlich um eine Nachricht von einem Sender an einen Empfänger: "Im österreichischen Strafrecht handelt es sich erst um eine Beleidigung, wenn es ein Mindestpublikum gibt, wenn andere Leute das wahrnehmen können", so Nachbaur. In Deutschland ist das anders: Wenn die Würde des Menschen verletzt sei, reiche eine Nachricht von einer Person zur anderen, so Nachbaur. Am wichtigsten sei die Prävention. Bereits in der Volksschule sollen Schülerinnen und Schüler sensibilisiert werden. Auch was sie im Internet von sich preisgeben sei ein wichtiges Thema.
Wer durch gewalttätige und obszöne Nachrichten belästigt wird, kann sich gebührenfrei beim Opfer-Notruf des WEISSEN RINGS unter 0800 112 122 melden. Weiters könnt ihr euch bei der Beratungsstelle #GegenHassimNetz melden. Die Anlaufstellen der Stadt Wien findet ihr hier.
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