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Job der Zukunft: Was macht eine Roboterpsychologin?

Laura Moradbakhti arbeitet an der Johannes Kepler Universität in Linz als Roboterpsychologin. Was sie da genau macht? Wir haben nachgefragt.

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Job der Zukunft: Was macht eine Roboterpsychologin?
© Privat

"Im Vergleich zu klinischen PsychologInnen oder EntwicklungspsychologInnen konzentriert sich meine Forschung auf die Interaktion zwischen Mensch und Maschine", fasst Laura Moradbakhti ihren Job zusammen. Das heißt: Ihre KollegInnen und sie beschäftigen sich damit, wie wir in Zukunft am besten mit Maschinen zusammen arbeiten können. Die Forscherin erklärt ihr Aufgabengebiet: "Was muss passieren, damit die Zusammenarbeit reibungslos verläuft? Wie sollen Maschinen und Künstlich Intelligente Systeme (KIs) gestaltet werden, dass wir diese in unserem Alltag akzeptieren und sie gerne nutzen?" Okay, klingt ja alles sehr spannend, fancy, auch ein bissi kompliziert. Wir haben da aber noch mehr Fragen ...

WOMAN: Wie sieht ein gewöhnlicher Arbeitstag in etwa aus?

Moradbakhti: Zu meinem Arbeitsalltag gehört natürlich in erster Linie die Forschung. In unserem Lab (Linz Institute of Technology – Robopsychology Lab an der Johannes Kepler Universität) arbeiten wir zum Beispiel in Kooperation mit Firmen und anderen Forschungsinstituten. Dadurch können wir unsere Hypothesen und Forschungsideen direkt praktisch umsetzten und testen. Hinzu kommen Konferenzen und der ständige Austausch mit anderen WissenschaftlerInnen die ebenfalls in diesem Bereich forschen. Außerdem ist auch die Lehre ein wichtiger Bestandteil des Alltags. Ich unterrichte derzeit sowohl im Bachelor als auch im Master für Künstliche Intelligenz. Die Studierenden haben oft einen sehr technischen Hintergrund und werden die Ingenieure der Zukunft. Daher ist es umso wichtiger, ihnen mitzuteilen, wie Künstliche Intelligenz gestaltet werden soll, damit die psychologischen Bedürfnisse der Menschen nicht vernachlässigt werden. Es macht mir Freude zu wissen, dass wir den Studierenden in dieser Hinsicht neue Ansätze vermitteln und ihnen somit wichtige Werte auf den Weg geben können.

Welche Ausbildung braucht es dafür?

Moradbakhti: Grundsätzlich ist ein Psychologiestudium Voraussetzung für die Tätigkeit als Roboterpsychologin, wie der Name schon sagt. Nichtsdestotrotz, habe ich KollegInnen mit verschiedenen Schwerpunkten: Medienpsychologie, Wirtschaftspsychologie, ich selber habe mich vorher im Bereich Soziale Kognition spezialisiert. Gerade die unterschiedlichen Ansätze und Schwerpunkte bereichern aber die Zusammenarbeit im Team und machen diese interessant. Natürlich arbeiten wir im Alltag auch sehr häufig mit Informatikern zusammen. Das liegt in der Natur unserer Arbeit, da wir wirklich an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine forschen.

Welche Zusatz-Skills sind hilfreich?

Moradbakhti: Da das Feld sehr interdisziplinär ist, ist es wichtig, dass man offen und teamfähig ist. Anders als in einem typischen 9 to 5-Job gibt es in der Forschung natürlich auch keinen typischen Arbeitstag. Ähnlich wie in anderen kreativen Berufen, hat man eigentlich ständig die Augen und Ohren offen. Ich glaube gerade diese Hingabe und das grundlegende Interesse an den Themen sind wirklich die Voraussetzung, um immer auf dem neuesten Stand der Forschung zu bleiben und somit auch erfolgreich zu werden. Darüberhinaus läuft natürlich auch nicht immer alles nach Plan – Studien können länger als geplant dauern, gerade durch die Pandemie haben wir teilweise Studienvorhaben neu gestalten müssen, da wir nicht wie gewohnt Studienteilnehmer in Person befragen konnten. Hier ist Ausdauer, Flexibilität und Kreativität gefragt.

Wie sind Sie eigentlich zu Ihrem Job gekommen?

Moradbakhti: Tatsächlich hatte ich schon während meiner Schulzeit starkes Interesse an der psychologischen Forschung und habe deshalb an meiner Heimat Universität in Bielefeld, Deutschland, mit zirka 16 Jahren mein erstes Forschungspraktikum absolviert. Damals konnte ich mir gar nicht vorstellen, wie vielseitig der Beruf einer psychologischen Wissenschaftlerin eigentlich sein kann. Glücklicherweise, habe ich aber genau in dem Feld der Interaktion Mensch-Maschine mein erstes Praktikum absolviert und bin seitdem meinem Interesse an der Forschung in diesem Bereich treu geblieben.

Werden wir in Zukunft mehr RoboterpsychologInnen brauchen?

Moradbakhti: Das Berufsfeld hat enorme Zukunftschancen, da die Technologie sich ständig weiterentwickelt. Gerade deshalb ist es umso wichtiger, dass Roboterpsychologen die menschlichen Bedürfnisse in den Vordergrund stellen. Ich selber forsche zum Beispiel an den psychologischen Grundbedürfnissen und wie KI-Systeme diese erfüllen können. Als Roboterpsychologinnen können wir also dazu beizutragen, dass die Interaktion und Zusammenarbeit mit Robotern und anderen Künstlich Intelligenten Systemen in Zukunft so verläuft, dass wir als Menschen damit zufrieden sind. Daher appelliere ich an junge Frauen, sich für dieses Forschungsfeld zu begeistern.

Noch mehr spannende Jobs der Zukunft stellen wir euch übrigens im neuen WOMAN – ab 24. Juni im Handel – vor. Schon einmal was von einer Cloud-Architektin gehört? Oder einer Employee Experience Designerin? Es handelt sich dabei um Berufsfelder, die immer mehr im Kommen sind. Wir haben recherchiert, wie man es wird und was man da überhaupt so arbeitet ...