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Karriere trotz Krise: Wie Frauen im Beruf gerade jetzt ihre Chancen nützen können!

Seit Wochen drückt die Wirtschaftskrise auf die Stimmung. WOMAN zeigt, wie Frauen gerade das jetzt als Chance nützen können – und Karriere-Ladys, die’s vormachen.


Karriere trotz Krise: Wie Frauen im Beruf gerade jetzt ihre Chancen nützen können!
© WOMAN/Spiel

Morgens nimmt sie den ersten Flug nach Hamburg, mittags geht es nach Zürich weiter. Abends landet sie mit der Spätmaschine in Wien-Schwechat, zwei Tage später hebt sie ab zum Meeting Richtung USA. Während die Wirtschaft darniederliegt, ist das Geschäft von Antonella Mei-Pochtler, Spitzenberaterin bei der Boston Consulting Group in Wien, am Höhepunkt. „Kaum zuvor hatten wir so viel Austauschbedarf wie jetzt“, sagt die Kosmopolitin. Was kein Wunder ist: „In den Beratungen geht es vor allem darum, wie die Rettungspakete der Banken greifen, wie Manager Veränderungen kommunizieren und wie sie selbst die Unsicherheit meistern.“

Mei-Pochtler hat als Frau gerade jetzt einen großen Vorteil: Schließlich sagt man dem schönen Geschlecht tendenziell ausgeprägte kommunikative Kompetenzen und vernetztes Denken nach. Es ist wissenschaftlich sogar erwiesen, dass diese gehirnphysiologischen Stärken bei Frauen im Vergleich zu Männern stärker ausgeprägt sind. Stärken, die in unsicheren Zeiten eben unbedingt notwendig sind, um flexibel denken und handeln zu können – egal ob als Consulterin oder als Führungskraft.

Generell sind weniger Frauen von der Wirtschaftskrise betroffen als Männer: Typisch weibliche Berufe sind vorwiegend im Sozial- und Dienstleistungsbereich angesiedelt und damit wackelfester als Jobs in der männlich dominierten Industrie: Während sich in der Automobil- und Autozulieferbranche Kündigungswellen und Umstellung auf Kurzarbeit häufen, bleibt die „feminine“ Sparte Gesundheit und Pflege unangefochtene Boombranche Nummer eins – denn Bedarf an Pflege gibt es immer. Auch Bildung, Handel und Tourismus – Bereiche, in denen viele Frauen beschäftigt sind –, sind weitgehend stabil.

Sanierungsprofis hoch im Kurs
Aber auch auf den höheren Sprossen der Karriereleiter kann frau jetzt punkten: Wenn Firmenchefs den Gürtel enger schnallen und interne Kostenfaktoren mit gnadenlosem Blick strengen Prüfungen unterziehen, stehen auch sanierungserprobte Finanzchefs ganz oben auf der Wunschliste. Auch Controller, Key-Account- und Risiko-Manager sowie alle anderen kauf männischen Berufe wie Buchhalter, Lohnverrechner oder Steuerberater haben am wirtschaftlichen Tiefpunkt Hochkonjunktur. „Neben der strengen Kostenkontrolle konzentrieren sich Unternehmen auf das Kerngeschäft. Auf Bereiche, die Ertrag bringen – das sind Kundenberatung und Vertrieb“, gibt Headhunterin Eva Hoffmann von Neumann International zu Protokoll.

Sogenannte „Schönwettermanager“ werden es künftig schwerer haben, denn hochmotivierte Teams in einem stark wachsenden Markt zu führen wirft – provokant gesagt – vergleichsweise wenig Schwierigkeiten auf. Jetzt ist Sanierungskompetenz gefragt: „Von Managern wird erwartet, zu wissen, wie man Tätigkeiten und Kosten kürzen kann“, erklärt Hoffmann. „Wer immer nur Personal eingestellt und Marktanteile gewonnen hat, steht nun oft vor kaum bewältigbaren Herausforderungen – nicht nur fachlich, sondern auch persönlich.“

Um diese verantwortungsvollen Aufgaben zu meistern, sind starke Persönlichkeiten gefragt. Dass Frauen aufgrund ihrer ausgeprägten Belastbarkeit und ihrer meist hohen Sensibilität gern zur Sanierung von Unternehmen herangezogen werden, ist kein Geheimnis. „Die Spreu trennt sich jetzt vom Weizen“, sagt Gundi Wentner von der Unternehmensberatung Deloitte Wentner Havranek, „viele Unternehmen haben zu viele Mitarbeiter. Zugleich wird händeringend nach den besten Köpfen gesucht, manche Führungsriegen werden ausgetauscht. Es ist ein Bremsen und Gasgeben zugleich.“

Jobwechsel mit Kalkül
Die Unsicherheit ist in vielen Branchen spürbar. Manch eine tendiert deshalb zur Flucht nach vorn und springt in einen neuen Job, eine andere liebäugelt vielleicht schon länger mit einem Wechsel ihrer Position. Als gut bezahlte Managerin hat sie womöglich schon ein hoch dotiertes Angebot in der Schublade liegen. Ein Jobwechsel ist derzeit jedoch mit Vorsicht zu genießen: „Hiring Freeze“ heißt das Schreckgespenst, mit dem manche Führungskraft in letzter Zeit Bekanntschaft machte: Aufgrund eines attraktiven Angebots kündigt ein/e qualifi zierte/r Manager/ in in der Firma. Das neue Unternehmen aber gerät in Liquiditätsschwierigkeiten, verhängt in letzter Sekunde einen Aufnahmestopp – den sogenannten Hiring Freeze. Die Situation ist nun fatal, denn nicht nur der alte Job ist weg, sondern auch der neue! Hoffmanns Tipp daher: „Informieren Sie sich im Vorfeld genau über die wirtschaftliche Situation Ihres neuen potenziellen Arbeitgebers.“

Kraft durch Energie
Um ihren Posten braucht sich Evelyn Steinberger, kaufmännische Geschäftsführerin des Österreichischen Klimafonds, trotz der Krise nicht zu sorgen. Die charmante Strategin freut sich über die wirtschaftlich und weltpolitisch bedingte Bereitschaft zum Umdenken und meint weitblickend: „Barack Obamas Politik in den USA zeigt, dass die Märkte der Zukunft die grünen sind. Wenn Firmen das nicht erkennen, werden sie im internationalen Wettbewerb verlieren.“

Mit 150 Millionen Euro jährlich fördert Steinberger Vorzeigeprojekte im Bereich Klimaschutz und erneuerbare Energien. „So werden wir viele Nachahmer finden. Mit der neuen Regierung ist die Förderung für die nächsten fünf Jahre sichergestellt“, sagt die clevere Managerin und verweist auf ein gefördertes Projekt, in dessen Rahmen Tankstellen für Elektroautos in Vorarlberg errichtet worden sind: „Im Westen wollen schon wesentlich mehr Leute Elektroautos kaufen, als es Angebote gibt. Investitionen sind wichtig, um die Entwicklung zu beschleunigen. Neue Technologien schaffen nachweisbar neue Arbeitsplätze in der Industrie.“

Eingekochter Erfolg
Umdenken, notwendiger Grundtenor, um die Krise erfolgreich zu meistern. Kathrin Mayerhofer aus Klosterneuburg ist 26 Jahre jung und hat ausgerechnet im Herbst 2008 ihr eigenes Unternehmen auf die Beine gestellt. „Kochen ist meine Leidenschaft. Nach meiner Ausbildung im Tourismusmanagement und vielen Jobs in der Gastronomie wollte ich meine eigene Chefin sein. Ich habe ein Catering (www.moditional.at) gegründet, weil ich liebend gern koche und das ein Markt der Zukunft ist. Meine Kunden beliefere ich mit ausgefallenen kulinarischen Kreationen, und ich punkte durch Kundennähe.“

Als neue Geschäftsidee bietet die Jungunternehmerin mit ihrer Partnerin seit kurzem sogar Kochkurse für Singles an. „Wir haben zahlreiche Anmeldungen.“ Man sieht: Auch wenn die Wirtschaft brach liegt – „auf Genuss, Freizeit und Liebe will deshalb niemand verzichten“, freut sich Mayerhofer.

Kreativität ist Trumpf
Bei Unternehmerinnen wie Kathrin Mayerhofer plädiert Adelheid Fürntrath-Moretti, Vorsitzende von „Frau in der Wirtschaft“, für Mut, Flexibilität und Beharrlichkeit: „Mit dem unternehmerischen Risiko bleibt den Selbständigen ja trotz Krise ihre Chance. Halten Sie an Ihren Zielen fest, bilden Sie sich weiter, und seien Sie kreativ, um neue Märkte zu erschließen und Kunden zu gewinnen. Investieren Sie in Ihr Netzwerk, und seien Sie aktiv.“

Über 40 Prozent der Neugründungen werden bereits von Frauen getätigt, die Mehrheit davon sind Einpersonenunternehmen oder Firmenchefinnen mit weniger als zehn MitarbeiterInnen. In der
schlanken Struktur liegt auch die Wendigkeit der „Kleinen“: „Wenn Unternehmen jetzt Abteilungen wie Marketing oder Personal aus Kostengründen – Gehälter, Ausgaben für größere Büroräume, Energie – auslagern, sind die Kleinen vorn dabei“, so Fürntrath. Klar. Wie wichtig Weitblick und Offenheit für die ganze Wirtschaft sind, belegt eine Studie der „Jungen Wirtschaft“ von Trendforscher Harry Gatterer: Würde der Grad an Kreativität im Jahr 2008 im Durchschnitt aller Branchen um zehn Prozent angehoben werden, würde sich das Bruttoinlandsprodukt bis zum Jahr 2030 um 80 Milliarden Euro erhöhen, so die Studie. Dabei ist Kreativität im Sinne von Innovation zu verstehen und bezieht sich nicht auf die klassisch schöpferischen Berufe wie Design, Werbung, Kunst oder Musik. Kreativität ist aus wirtschaftlicher Sicht ein Produktionsfaktor, der dazu verwendet wird, um Input in Output zu verwandeln.

Und auf den Output kommt es schließlich an!

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Thema: Karriere