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Was kostet deine Welt? Eine Start-Up-Marketingmanagerin über ihren Kontostand

In unserem Money-Talk verrät uns Start-Up-Marketingmanagerin Astrid, 26, was sie verdient und warum sie sich dafür entschieden hat, sich mehr mit ihren Finanzen auseinanderzusetzen.

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Was kostet deine Welt? Eine Start-Up-Marketingmanagerin über ihren Kontostand
© privat

"Über Geld spricht man nicht" – das gilt besonders in Österreich. Das eigene Gehalt halten die meisten von uns geheim. Dabei sind wir tagtäglich mit unseren Finanzen konfrontiert. Wo ist der 100er im Geldbörsl schon wieder geblieben? Wie schaffen es andere Leute, etwas auf die Seite zu legen? Und wie viel verdienen eigentlich die Kolleg:innen, die mit mir im Büro sitzen? Nicht zuletzt trägt diese Verschwiegenheit in Sachen Einkommen dazu bei, dass Frauen immer noch nicht gleich viel verdienen wie ihre männlichen Kollegen. Wir sagen, über Geld sollten wir dringend sprechen! Deshalb fragen wir im Rahmen dieser Serie Frauen mit den unterschiedlichsten Berufen nach ihrer finanziellen Situation. Im aktuellen Teil unseres Money-Talks haben wir Astrid zum Interview gebeten. Sie ist Marketingmanagerin bei einem Wiener App-Start-Up.

WOMAN: Was arbeitest du genau?

ASTRID: Ich bin Head of Marketing & Community bei einem Wiener App-Start-Up.

Wie kann man sich einen normalen Arbeitstag von dir vorstellen?

ASTRID: Mein Arbeitsalltag ist sehr abwechslungsreich. Ich arbeite entweder von zuhause aus, in unserem Büro im ersten Bezirk oder von anderswo - Hauptsache, es gibt eine stabile Internetverbindung. Bei den täglichen To-Dos ist von Copywriting, Meetings, Newsletter-Erstellung, Konzipierung von neuen Marketing-Initiativen über Content Creation für Social Media, App-Übersetzungen, Entwicklung von Employer Branding-Maßnahmen, PR bis hin zur Kampagnenplanung alles dabei.

Welche Ausbildung(en) hast du gemacht?

ASTRID: Meinen Bachelor habe ich an der Wirtschaftsuniversität Wien mit Abstecher an die University of South Australia absolviert. Seit Herbst 2020 studiere ich berufsbegleitend an der FH Wien der WKW Digitale Kommunikation und Marketing für meinen Masterabschluss. Nebenher nehme ich immer wieder gerne an diversen Kursen und Workshops teil - online und offline. Von Investment und Finanzen über Blumenkronen binden und Töpferkurs ist da alles dabei, was mich interessiert und mir Spaß macht. "Klassische" Abschlüsse sind nicht alles und man lernt nie aus. Am meisten bewundere ich Menschen, die sich selbst Dinge beibringen.

Welchen Stellenwert nimmt dein Job in deinem Leben ein?

ASTRID: Da mein Freund und ich in der gleichen Firma arbeiten, nimmt der Job einen ziemlich großen Stellenwert im Leben ein. Ich arbeite sehr gerne, aber das Leben ist halt auch so viel mehr. Meine Gesundheit und soziale Kontakte sind mir sehr wichtig und kein Job der Welt ist es wert, die körperliche und mentale Gesundheit auf's Spiel zu setzen. Zielstrebigkeit ist mir wichtig, aber Balance is key.


Wie wichtig ist dir Geld?

ASTRID: Bis vor ein paar Monaten habe ich mir über Geld kaum Gedanken gemacht. Entweder ich hatte Geld oder auch nicht. Je älter ich werde, umso mehr realisiere ich aber, dass mir ein gewisser Polster und ein strukturierter Umgang mit Geld Sicherheit gibt und langfristig Freiheiten ermöglicht. Zwei Workshops und drei Bücher später und setze ich mich mittlerweile gerne mit meinen persönlichen Finanzen auseinander.

Hat dich Corona beruflich und finanziell getroffen? Wenn ja, inwiefern?

ASTRID: Zum Glück nicht - außer, dass ich zu viel Zeit zum Online Shoppen hatte. (lacht)

Wie viel verdienst du?

ASTRID: 2.500 Euro netto.

Wie zufrieden bist du mit deinem Gehalt?

ASTRID: Ich bin aktuell sehr zufrieden - natürlich gibt's aber immer Luft nach oben!

Von welchen Einnahmen lebst du derzeit?

ASTRID: Bis vor ein paar Monaten habe ich noch Bildungsteilzeitgeld bezogen, weil ich meine Stunden für das erste Studienjahr reduziert habe. Seit Sommer arbeite ich aber wieder Vollzeit und lebe ausschließlich von meinem eigenen Gehalt. Im Haushalt teilen wir alle Kosten 50:50. Meine Eltern unterstützen mich, indem sie meine Studiengebühren übernehmen - danke Mama und Papa!

Wie hoch sind deine privaten Fixausgaben?

ASTRID: In Summe 900€ für Miete, Strom, Gas, Klimaticket, Handy, Bankgebühren, Versicherungen - also alles, was monatlich automatisch vom Konto abgebucht wird.

Hast du eine private Pensionsvorsorge? Wenn ja, warum und wie viel gibst du monatlich dafür aus

ASTRID: Noch nicht, aber ich habe mir für 2022 fest vorgenommen, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Fühle mich bis dato noch zu jung dazu, aber ich weiß, man sollte lieber zu früh als zu spät damit anfangen.

Wofür gibst du gerne und am meisten Geld aus?

ASTRID: Gerne und am meisten Geld gebe ich für Ausflüge in die Berge, langlebige Mode, Bücher, Reisen, schöne Dinge wie Kerzen oder frische Blumen, Yogastunden in diversen Studios, Geschenke für meine Liebsten, süßes Hundespielzeug, gutes Essen und hochwertige Lebensmittel aus. Ein nicht unwesentlicher Teil ist für's Testen der neuesten Bars, Cafés und Restaurants in der Stadt reserviert.

Sparst du Geld? Wenn ja – wie legst du es an?

ASTRID: Seit einiger Zeit habe ich das Sparen priorisiert und lege 20% meines Nettogehalts zur Seite. Gleich am Monatsanfang 50% auf ein Sparkonto als Notgroschen und 50% investiere ich in ETFs. Meine Sparrate möchte ich in Zukunft weiter erhöhen, um mehr zu investieren und langfristig anlegen zu können!

Wie viel bleibt am Monatsende übrig?

ASTRID: Ganz ehrlich: Ein paar Cent. Aktuell ist jeder Euro eingeplant und erfüllt seinen Zweck - entweder für tägliche Bedürfnisse, Wünsche oder die finanzielle Freiheit.

Was würdest du gerne haben, kannst es dir aber nicht leisten?

ASTRID: Eine abgelegene Berghütte in Kärnten.

Wie gut kannst du mit Geld umgehen? Und wie behältst du deine Finanzen im Blick?

ASTRID: Vor zwei, drei Jahren konnte ich überhaupt nicht gut mit Geld umgehen. Seit ich mich mit meinen persönlichen Finanzen auseinandersetze und mich beim Thema Geld, Investieren und Co. weitergebildet habe funktioniert das aber ganz gut und meine Einstellung dazu hat sich komplett geändert. Dank Statistiken in der Banking App und einem liebevoll kuratiertem Excel-Sheet verliere ich den Überblick nicht mehr so schnell.

Weißt du, wie viel deine Kolleg:innen aus der Branche verdienen?

ASTRID: Ich kenne keine konkreten Zahlen von Kolleg:innen, aber laut Statistiken bei diversen Karriereplattformen steige ich ganz gut aus für meine Branche und mein Alter. Ich würde mir hier aber generell mehr Transparenz und Offenheit wünschen!

Sprichst du mit deinem Freundeskreis über deine Finanzen?

ASTRID: Immer mehr und immer offener. Man beschwert sich ja oft über die Gesellschaft und warum bestimmte Themen immer noch tabu sind, dabei kann man ja einfach mal selbst den ersten Schritt machen. Bisher waren meine Erfahrungen durchwegs positiv und haben zu einem wertvollen Austausch geführt. Besonders gerne spreche ich mit älteren Freundinnen und Freunden über Geld, um von ihnen zu lernen - dann spar ich mir vielleicht den ein oder anderen Fehler.