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Erzherzogin Marie Valérie von Österreich: Lieblingskind, zehnfache Mutter und Wohltäterin

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Erzherzogin Marie Valerie Mathilde Amalie von Österreich

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Sie galt als das Lieblingskind von Kaiserin Sissi: Erzherzogin Marie Valérie von Österreich. Trotz behüteter Kindheit in Ungarn, war ihr späteres Leben nicht immer glücklich und von zahlreichen Schicksalsschlägen geprägt.

Steckbrief: Erzherzogin Marie Valérie Mathilde Amalie von Österreich

  • Name: Erzherzogin Marie Valérie Mathilde Amalie von Österreich

  • Geboren am: 22. April 1868 in Ofen/Buda, Ungarn

  • Gestorben am: 6. September 1924 auf Schloss Wallsee, NÖ

  • Sternzeichen: Stier

  • Eltern: Kaiser Franz Joseph (1830-1916) und Kaiserin Elisabeth in Bayern (1837-1898)

  • Ehemann: Franz Salvator von Österreich-Toskana (1866-1939)

  • Kinder: Elisabeth (*1892), Franz Karl Salvator (*1893), Hubert Salvator (*1894), Hedwig (*1896), Theodor Salvator (*1899), Getrud (*1900), Maria (*1901), Klemens Salvator (*1904), Mathilde (*1906), und Agnes (*†1911)

Als "Geschenk für Ungarn" sah Kaiserin Elisabeth die Geburt ihres vierten Kindes Marie Valérie Mathilde Amalie an, die sie selbst aufzog. Fernab des österreichischen Hofes aufgewachsen, wurde sie zum Lieblingskind ihrer Mutter.

Familienliebe und Verbundenheit mit Österreich zeichneten das Leben der jüngsten Tochter Elisabeths aus, die auch als Wohltäterin bekannt war. Bereits in jungen Jahren begann Marie Tagebuch zu führen. Ihre Tagebuchsammlung liefert uns noch heute Einblicke ins Kaiserhaus.

Ein Geschenk für Ungarn: Geburt und Kindheit von Marie Valérie von Österreich

Marie Valerie Mathilde Amalie wurde am 22. April 1868 im heutigen Budapest geboren. Sie war das vierte Kind des Kaiserpaares Elisabeth und Franz Josef von Österreich. Sie galt als Nachzüglerin, denn sie war tatsächlich zehn Jahre jünger als ihr Bruder Rudolf.

Doch Kaiserin Elisabeth hatte sich ein weiteres Kind gewünscht, auch um es selbst aufziehen zu können. Denn dies war ihr bis dahin durch ihre Schwiegermutter Erzherzogin Sophie verwehrt worden.

Darüber hinaus sah Elisabeth die Geburt von Marie in Ungarn als Geschenk für das Land an, dass sie selbst so sehr zu lieben gelernt hatte. So wuchs Marie Valerie in der Obhut ihrer Mutter vor allem auf Schloss Gödöllö auf und wurde zur Lieblingstochter Elisabeths. Weshalb sie im Umfeld des Kaiserhofes oft als "die Einzige" bezeichnet wurde.

Da sie in ihrer Kindheit vor allem in Ungarn aufwuchs erhielt sie ihre Erziehung in den ersten Jahren ausschließlich in ungarischer Sprache. Darüber hinaus lernte die junge Marie Französisch, Englisch und Italienisch. Das intelligente Mädchen liebte ebenso Musik und Kunst und fing bereits mit acht Jahren an Tagebuch zu führen. Während Ungarn ihre Kindheit sehr prägte, lehnte sie später allerdings alles Ungarische ab.

Die große Liebe: Ehemann Franz Salvator von Österreich-Toskana

Das Jahr 1886 war ein besonderes Jahr für die jüngste Kaisertochter. Denn sie lernte auf einem Ball ihren späteren Ehemann Franz Salvator von Österreich-Toskana kennen. Sie verliebte sich in den Sohn von Karl Salvator von Österreich-Toskana, der ein Cousin 3. Grades von ihr war.

Zwei Jahre später, an Weihnachten 1888 verlobte sich das Paar und heiratete am 31. Juli 1890 in Bad Ischl. Zuvor hat Marie Valerie in der Hermesvilla offiziell auf ihre österreichischen Thronansprüche verzichtet. Das frisch verheiratete Paar zog nach Wels auf Schloss Lichtenberg.

Dort wurde auch die erste Tochter der beiden, Elisabeth Franziska, kurz Ella genannt, geboren. Doch die Ehe mit Franz Salvator, die anfangs sehr harmonisch war, wurde mit der Zeit schlechter, auch weil ihr Ehemann untreu war.

10 Kinder und der Betrug ihres Ehemannes

Allen Schwierigkeiten zum Trotz wurden Marie Valérie und Franz Salvator Eltern von zehn Kindern: Elisabeth (*1892), Franz Karl Salvator (*1893), Hubert Salvator (*1894), Hedwig (*1896), Theodor Salvator (*1899), Getrud (*1900), Maria (*1901), Klemens Salvator (*1904), Mathilde (*1906), und Agnes (*†1911).

Kaiser Franz Josef erfreute sich, vor allem auch nach dem Tod seiner Ehefrau Elisabeth im Jahr 1898, an der Gesellschaft seiner Enkelkinder. So besuchte der Kaiser die Familie des Öfteren auf Schloss Lichtenberg. Doch auch die Enkelkinder verbrachten viel Zeit bei ihrem Großvater in Bad Ischl, wo u. a. einige Bäume im Park an den Geburtstagen der Kinder gepflanzt wurden.

Einige der Bäume stehen heute noch. Während die Beziehung zum Kaiser enger war, wurde die Ehe mit Franz Salvator zunehmend schwierig für Marie Valérie. So ließ er sich mit anderen Frauen ein, so auch mit Prinzessin Stéphanie zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, mit der er einen Sohn bekam. Diesen erkannte er noch zu Lebzeiten Marie Valéries an. Eine Demütigung für die Ehefrau.

Marie Valérie von Österreich: ihre Wohltätigkeitsarbeit

Neben ihrem Leben als Ehefrau und zehnfacher Mutter beschäftigte sich Marie Valérie auch mit Wohltätigkeitsarbeit. Denn sie verfügte über einen großen Wohltätigkeitssinn. So unterstütze sie das Rote Kreuz als Ehrenprotektorin und setzte sich für die Opfer und Angehörigen des Wiener Ringtheaterbrandes von 1881 ein.

Darüber hinaus richtete sie während des 1. Weltkrieges im Wallseer Vorschloss ein Lazarett ein und gründete das "Marie Valerie Armenspital und Altersheim". Ebenso spendete sie große Geldbeträge für gute Zwecke und finanzierte zahlreiche Klöster und Kirchen, darunter das Sacré Coeur in Preßbaum, die Herz-Jesu-Kirche in Amstetten und die Pfarrkirche von Bärnkopf. Sie stiftete Stipendien für Arme und war Protektorin von sieben Wohltätigkeitsvereinen.

Die Erzherzogin verliert ihre Adelstitel

Familiensinn und die Verbundenheit zu Österreich zeichneten das Leben von Marie Valérie aus. Für die heimatverbundene Marie Valérie von Österreich brachten die Jahre 1918/19 einen nachhaltigen Einschnitt mit sich. Denn mit dem Adelsaufhebungsgesetz änderte sich ihr Name auf Marie Valerie Habsburg-Lothringen.

Dabei erkannte sie auch das Habsburgergesetz an und verzichtete nicht nur auf die Mitgliedschaft zum Hause Habsburg und auf alle daraus resultierenden Herrschaftsansprüche. Darüber hinaus bekannte sie sich dazu als getreue Staatsbürgerin der Republik zu leben.

Dadurch verlor sie ihre Adelstitel, konnte aber als Staatsbürgerin in Österreich bleiben. Auch für ihre Familie sorgte sie so vor. Denn nach den Verzichtserklärungen war es für sie und ihre Nachkommen möglich auch ihr habsburgisches Privatvermögen und damit das Schloss Wallsee zu behalten.

Erzherzogin Marie Valérie: ihre Tagebücher und ihr Vermächtnis

Wenige Jahre später, 1924, wurde bei der 56-jährigen Marie Valérie Habsburg Lymphdrüsenkrebs festgestellt. Ihre Ärzte konnten ihr nicht mehr helfen und so verstarb sie im Kreise ihrer geliebten Familie am 6. September 1924. Beigesetzt wurde Marie Valérie in der Habsburgergruft an der Ostseite der Pfarrkirche Sindelburg außerhalb der Chormauer.

Über ihre Geschichte und ihr Schicksal hinaus bleibt die ehemalige Erzherzogin Marie Valérie auch durch die von ihr geführten Tagebücher in Erinnerung. Denn was sie mit acht Jahren begonnen hatte, hat sie Zeit ihres Lebens weitergeführt. Dabei wurden ihre Tagebücher zu einer Quelle für die Geschichte des österreichischen Kaiserhauses in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Doch von den Tagebüchern sind nur noch Abschriften aus dem Nachlass des Schriftstellers und Archivars Richard Sexau vorhanden. Wo sich die Tagebücher im Original befinden und ob diese überhaupt noch erhalten sind, ist nicht bekannt.

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