Ein neues Wort hat es ins Dating-Lexikon geschafft, um all die kleinen Wege zu beschreiben, mit denen man untreu sein kann. Der von der australischen Paartherapeutin und Coachin Melanie Schilling ins Leben gerufene Begriff Micro-Cheating bedeutet so viel wie "Mini-Betrügen". Es handelt sich um eine Grauzone, in der man sich einreden kann, das eigene Verhalten sei ja gar nicht problematisch.
Wie erkennt man Micro-Cheating?
Es geht um eine Reihe von scheinbar kleinen Handlungen, die darauf hindeuten, dass eine Person emotional oder auch physisch auf jemanden außerhalb der Beziehung fokussiert ist. "Man kann Micro-Cheating betreiben, indem man sich heimlich mit einer anderen Person in den sozialen Medien austauscht, wenn man die Ernsthaftigkeit seiner Beziehung herunterspielt oder wenn man eine Person unter einem anderen Namen in sein Handy einspeichert", erklärt Schilling der australischen Daily Mail. "Das alles sind Anzeichen dafür, einen geheimen Flirt zu führen."
Es geht also nicht um Küssen, Sex oder Dating. Das alles ist klassisches Fremdgehen, je nachdem, was man in einer monogamen Partnerschaft als solches definiert. Beim Micro-Cheating hingegen handelt es sich oft um Aktionen, die im ersten Moment gar nicht als Betrug wahrgenommen werden, weil ja "eigentlich" nichts passiert ist. Es wurde ja nicht "wirklich" fremdgegangen. Trotzdem kann so ein Verhalten, wenn es ans Licht kommt, die Beziehung nachhaltig schädigen oder sogar zerstören. Vertrauen ist ein hohes Gut. Sich in einer Partnerschaft sicher fühlen zu können, ist unglaublich wichtig.
Konkrete Beispiele fürs Mini-Betrügen:
- Einer Person, mit der man nicht befreundet ist, Instagram- oder Facebook-Nachrichten schreiben in der Hoffnung auf Kontakt
- Immer wieder auf die Instagram-Storys einer bestimmten Person antworten
- Das Nutzen von Dating-Apps - nur "aus Spaß", um sich "mal ein bisschen umzuschauen"
- Chats löschen oder auf stumm schalten, damit der oder die PartnerIn ahnungslos bleibt
- Den Flirt unter einem falschen, harmlosen Namen abspeichern. Aus "Johanna von Tinder" wird plötzlich "Bernd aus der Buchhaltung" ...
- Im Club, im Park oder im Supermarkt mit jemandem flirten und die Person nach dem Instagram-Profil fragen, um in Kontakt bleiben zu können
- Den Beziehungsstatus verschweigen oder runterspielen ("Ich bin zwar vergeben, aber es läuft schon lange nicht mehr gut bei uns ...")

Man wird doch wohl noch flirten dürfen?
Naja - eh. Doch es existiert ein Unterschied zwischen einem harmlosen Flirt und dem absichtlichen Hintergehen seiner Partnerin oder seines Partners. Es geht nicht darum, dass man keine anderen Frauen oder Männer mehr anziehend finden darf. "Natürlich wird man sich noch von anderen Menschen angezogen fühlen. Du bist verheiratet und nicht tot!", formulierte es die Beziehungstherapeutin und Autorin Dr. Tammy Nelson einmal so treffend. Es geht auch nicht darum, seine Partnerin oder seinen Partner zu kontrollieren und ständig das Handy der anderen Person nach Anzeichen von Betrügereien zu durchforsten. Es geht um Vertrauen, Kommunikation und Respekt - und warum jemand überhaupt Dinge verheimlicht. "Wenn du das Gefühl hast, etwas verheimlichen zu müssen - frag dich warum", sagt Melanie Schilling.