In viel zu vielen Bereichen des Lebens zähle ich mich zur man-müsste-Fraktion: Man müsse mehr Sport treiben, gesünder essen, weniger Alkohol trinken, sich gegen die Ausländerpolitik und die Justizministerin dieser Regierung engagieren, den Kasten ausmisten,
Macht man aber alles letztendlich doch nicht, oder bestenfalls halbherzig. Aber, es gibt auch Sachen, die muss man einfach doch machen, weil das Fleisch zwar noch so schwach sein mag, ein williger Geist einem aber gar keine andere Wahl lässt. Eine von diesen Sachen war für mich meiner Abneigung gegen Atomkraft (und Kohlestrom) Konsequenzen folgen zu lassen und einen Ökostromanbieter zu wählen. Klar, aus meiner Steckdose kommt jetzt auch weiterhin irgendwelcher Strom, der irgendwie (also auch mittels Kohle- und Atomkraft) irgendwo in Europa erzeugt und ins Netz gespeist wurde. Aber, wenn ich will, dass man künftig ganz ohne diese Art von Strom auskommt, dann muss ich eben jetzt schon einen Anbieter unterstützen, der alternative Energien fördert und einfordert. So einfach ist das manchmal im Leben und da helfen auch keine wenn-und-aber-Argumentationen zur Beruhigung des schlechten Umweltgewissens! Apropos einfach: für mein Anti-Atomkraft-Statement musste ich mich weder an ein Kraftwerk ketten, noch vor einen Castor-Transporter werfen oder (noch schlimmer) einen hässlichen Nein-danke!-Button tragen. Alles, was ich dafür machen musste, war im Internet ein Formular ausfüllen, abschicken und seitdem eine Handvoll Euro mehr für meinen Strom im Jahr bezahlen. Ich finde, dass müsste eigentlich jeder machen, der sich im Windschatten von Temelin, Mochovce & Co. nicht wohl fühlt!
Jörg Bertram, WOMAN-Chefredaktion