In diesem Jahr wurden hierzulande bislang 21 Femizide und 23 Mordversuche an Frauen verübt. Hochgerechnet bedeutet das einen Mord alle zwei Wochen. Den Höchststand gab es im Jahr 2018: 41 Frauen wurden von ihren (Ex-)Partnern oder Familienmitgliedern ermordet.
Jede 5. Frau erlebt ab ihrem 15. Lebensjahr psychische und/oder sexuelle Gewalt. Die autonomen Frauenhäuser haben im vergangenen Jahr 580 Frauen und 567 Kinder betreut.
Die Frauenhelpline erhielt im selben Zeitraum 10.571 Anrufe. Bei 329 Anrufen musste wegen akuter Gewalt beziehungsweise Gefährdung bei der Polizei oder bei Behörden wie dem Amt für Kinder- und Jugendhilfe mit Zustimmung der Anruferinnen interveniert werden.
Die Zahlen sind erschütternd. Vor allem, wenn man bedenkt, wie hoch die Dunkelziffer jener Frauen ist, die von häuslicher Gewalt betroffen sind.
Wir haben im Mai ein großes Zeichen gegen Gewalt an Frauen gesetzt: In einer landesweiten Aktion haben wir betroffenen Frauen eine Stimme gegeben, um Bewusstsein zu schaffen für die oft stillen Qualen, die Frauen viel zu lange erdulden. Die Briefe kannst du hier nachlesen.
Auch das österreichische Unternehmen NÖM engagiert sich für mehr Sicherheit von Frauen, die sich in Gewaltspiralen befinden. Ab Mitte September werden auf jeder 1 Liter Vollmilchpackung zwei SOS-Nummern abgedruckt sein.

"Es gibt viele, sehr professionelle Anlaufstellen für Frauen, die Hilfe suchen. Leider fehlt oft der Zugang zu den entsprechenden Kontakten beziehungsweise ist es leider notwendig, diese Daten subtil zu vermitteln – wie eben etwa auf einer Milchpackung. Daher haben wir uns entschieden, diese wichtige Information darauf zu platzieren. Ein kleiner Beitrag, der aber vielleicht im Einzelfall hilfreich sein kann", erklärt NÖM-Marketingleiterin Veronika Breyer und setzt nach: "Wir müssen als Gesellschaft achtsam sein,
dürfen keine Rückschritte auf unserem Weg zur Gleichstellung hinnehmen und aktiv an einem gewaltfreien Umgang miteinander arbeiten – und das beginnt bei jedem Einzelnen."

Viele Positiv-Beispiele für geheime Codes für Frauen in Notsituationen
Vor zwei Jahren startete das deutsche Unternehmen Edeka eine ähnliche Kampagne: Auf Eigenmarken platzierten sie Informationen für Betroffene und ihr Umfeld.
Auch Apotheken in Deutschland, Frankreich und Spanien überlegten sich eine Strategie, um Opfer von häuslicher Gewalt zu unterschützen, nachdem durch die Ausnahme-Situation aufgrund von Corona ein Anstieg der Fälle befürchtet wurde. Mit dem Codewort "Maske 19" bekommt man umgehend Hilfe.
In den USA wiederum stehen in manchen Bars und Lokalen "Angel Shots" auf der Karte. Wer den bestellt, signalisiert dem Personal: "Ich brauche Hilfe". Ein Kellner begleitet einen daraufhin hinaus aus dem Lokal. Wer den Drink mit Eis ordert, bekommt zusätzlich ein Taxi organisiert. Die Polizeit wird gerufen, wenn jemand Zitrone dazu haben möchte. Die genaue Handlungsanweisungen sehen Frauen auf einem Plakat am Damen-WC.
Für wen das Netz die einzige Möglichkeit zu Kontakt nach draußen ist, kann mit dem #SignalForHelp auf sich aufmerksam machen:
Notwendige Schritte für Veränderungen
Die Gesellschaft und Politik muss endlich umdenken. Alte, patriachale Strukturen müssen aufbrechen und neue etabiliert werden – alles im Sinne der Gleichberechtigung. So sieht es auch Marketingleiterin Breyer: "Ich denke, dass Berufstätigkeit ein Schlüssel ist. Eine Frau kann sich nur emanzipieren, wenn sie auch über ihr eigenes Geld verfügt. Ich erwarte mir hier von Gesellschaft und Politik die bestmögliche Unterstützung, dass Frauen sich zum Beispiel nicht aufgrund von Familiengründung in finanzielle Abhängigkeiten begeben müssen."
Hier bekommst du Hilfe
Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800 222 555 / Beratung rund um die Uhr, anonym und kostenlos, 365 Tage im Jahr.
Zusammenschluss Österreichische Frauenhäuser:
Ziel des Vereins ist es, die Unterstützung von gewaltbetroffenen Frauen und deren Kindern österreichweit voranzutreiben. Mitglieder des Vereins ZÖF sind die Frauenhäuser Wien (4 Frauenhäuser), Graz, Kapfenberg, Klagenfurt, Lavanttal, Spittal, St. Pölten und Villach.
Frauenhäuser Wien:
Der Verein Wiener Frauenhäuser bietet misshandelten und bedrohten Frauen und ihren Kindern Schutz und Hilfe. Insgesamt stehen rund 175 Plätze für Frauen und Kinder zur Verfügung. Neben den Frauenhäusern betreibt der Verein auch eine ambulante Beratungsstelle. Die Beratungen sind anonym und kostenlos.
Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie:
kostenlose und Vertrauliche Hilfe bei Gewalt an Frauen, familiärer Gewalt und Stalking
Rat auf Draht:
Telefonnummer 147- die österreichische Notrufnummer für Kinder und Jugendliche.