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Österreichs Bürgermeisterinnen zu Gast in der Hofburg

Immerhin: Es gibt mittlerweile mehr Bürgermeisterinnen in Österreich als Bürgermeister, die Josef heißen. Knapp. Und viele davon waren zu Gast in der Hofburg.

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Österreichs Bürgermeisterinnen zu Gast in der Hofburg
© Peter Lechner/HBF

Noch vor einigen Jahren galt die Feststellung: Es gibt in Österreich weniger Bürgermeisterinnen als Bürgermeister, die Josef heißen. Das ist mittlerweile zum Glück überholt, aber dennoch sind Frauen noch immer stark unterrepräsentiert in der Kommunalpolitik: Derzeit gibt es 177 Ortschefinnen - bei 2.096 Gemeinden. Und 134 Josefs in dieser Position.

Von der ersten Gruppe erschienen rund Hundert am Mittwoch, den 11.12. in der Hofburg: Doris Schmidauer und ihr Ehemann Bundespräsident Alexander Van der Bellen luden sämtliche Bürgermeisterinnen aus ganz Österreich ein.

Im Rahmen einer Diskussionsrunde teilten drei Bürgermeisterinnen ihre Erfahrungen, Schwierigkeiten aber auch Erfolge und Vorschläge, wie man den Frauenanteil erhöhen könnte. Sie sprachen sich unter anderem für Reißverschlusssysteme bei der Erstellung der Wahllisten, für gendergerechte Sprache sowie für geänderte Rahmenbedingungen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie, Zivilberuf und dem Amt aus.

Denn beispielsweise in Frankreich gibt es etwa doppelt so viele Frauen in der Regionalpolitik. Hier setzt man auf allen Ebenen auf das Reißverschlusssystem, andernfalls drohen sogar hohe Strafen. Die Zahl der Gemeinderätinnen sowie der Bürgermeisterinnen hat sich dadurch in kurzer Zeit verdoppelt.

Kerstin Suchan-Mayr (SPÖ), Bürgermeisterin von St. Valentin, führte zudem an, dass es in ihrer Position keine Karenzzeit gibt. Aber es brauche eine Regelung, die zumindest ein paar Wochen Zeit verschaffe. Zudem dürften Frauen nicht als Rabenmütter hingestellt werden, wenn sie ihre Kinder woanders betreuen lassen, kommentiert Brigitte Ribisch, Bürgermeisterin von Laa an der Thaya. Dafür brauche es dringend mehr Vorbilder und ein Umdenken in der Gesellschaft: "Wir müssen es vorleben, es muss immer wieder thematisiert werden", so Sonja Ottenbacher (ÖVP), Bürgermeisterin von Stuhlfelden, die regelmäßige Treffen der Bürgermeisterinnen initiiert hat.

Die Pionierin auf diesem Gebiet ist Zenzi Hölzl (SPÖ), die 1948 die erste Bürgermeisterin in niederösterreichischen Gloggnitz wurde und 10 Jahre blieb. Die erste Bürgermeisterin in Salzburg wurde hingegen erst im Jahr 2004 im Pinzgau angelobt. Aktuell gibt es im Bürgermeisteramt einen Frauenanteil von acht Prozent.

Die Zahl der Bürgermeisterinnen hat sich in den vergangenen 20 Jahren zwar fast vervierfacht, der Frauenanteil unter den Gemeinde- und Stadtvorsteherinnen liegt aber immer noch unter zehn Prozent. Niederösterreich hat die meisten Bürgermeisterinnen, Kärnten, Salzburg und Vorarlberg die wenigsten. Und in den Gemeinderäten liegt der Frauenanteil bei 23 Prozent, 19 Prozent sind Vizebürgermeisterinnen. Damit liegt Österreich deutlich unter dem europäischen Durchschnitt.

"Kopf hoch, es tut sich schon etwas", merkte Van der Bellen bei dem Treffen an, dass Österreich zumindest erstmals von einer Bundeskanzlerin regiert wird, die EU-Kommission aktuell eine Präsidentin hat und es auch in der Wirtschaft ein Umdenken gäbe. Mit dem Nachsatz: "Wir wissen alle, dass noch viel zu tun ist." Das bekräftigte auch Schmidauer: "Es ist noch Luft nach oben, ich glaube, da sind wir uns einig."

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