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Was kann man gegen Müdigkeit & Abgeschlagenheit während der Periode tun?

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Was kann man gegen Müdigkeit & Abgeschlagenheit während der Periode tun?

Ich glaube, wir alle kennen das Gefühl!

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Vor der Periode oder sogar während der Menstruation leiden viele Frauen an extremer Müdigkeit. Wir haben Ärztin Dr.in Mirijam Hall der Klinik Ottakring in Wien gefragt, was gegen die Abgeschlagenheit helfen könnte.

Schmerzen und Krämpfe sind die wohl schwerwiegendsten Symptome vieler Frauen während ihrer Menstruation. Aber auch extreme Abgeschlagenheit sowie Müdigkeit können als unangenehme Begleiterscheinung auftreten und beeinträchtigt viele Personen in ihrem täglichen Ablauf. Plötzlich lässt die Leistungsfähigkeit im Job nach, die Augen brennen und man kann eigentlich nur noch ans Bett denken.

Für fünf bis sechs Tage wird dies plötzlich zum Dauerzustand ... Wir haben die Ärztin Dr.in Mirijam Hall gefragt, was gegen die extreme Müdigkeit während der Periode helfen könnte und was man schon vor Einsetzen der Menstruation dagegen tun kann. Dr.in Mirijam Hall hat an der Meduni Wien Humanmedizin studiert und ist Assistenzärztin im Wiener Gesundheitsverbund in der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe der Klinik Ottakring.

Warum fühlen sich Frauen während und vor der Menstruation müde?

WOMAN: Warum sind viele während der Periode extrem abgeschlagen und müde?
Dr. Hall: Regelschmerzen und Müdigkeit werden von bis zu 70 Prozent der Frauen beschrieben. Viele Frauen denken noch immer, das hänge mit dem Blutverlust während der Periode zusammen. Die Gründe liegen aber meist ganz woanders und sind multifaktoriell - und darüber hinaus noch nicht restlos geklärt.

WOMAN: Wo könnten die mögliche Ursachen liegen?
Dr. Hall: Durch den Abfall der Hormone Östrogen und Progesteron kurz vor Einsetzen der Blutung - dieser Hormonabfall löst die Blutung ja erst aus - schaltet der Körper von "hormoneller Alarmbereitschaft" auf "Ruhepause"; dieser Hormonabfall wirkt sich auch stark auf andere Regelkreise im Körper aus und kann auch zu Müdigkeit führen.

Tipp: Erfahre in folgendem Artikel mehr über die weiblichen Hormone und den Zyklus der Frau.

Viele Frauen haben während der Periode - mitunter sehr starke - Schmerzen. Das führt dann oft auch zu qualitativ schlechtem Schlaf beziehungsweise richtigen Schlafstörungen und damit zu Müdigkeit tagsüber.

Ernährung sowie Lebensstil spielen eine große Rolle - und weil die Natur manchmal richtig gemein ist, haben viele Frauen gerade um die Periode große Lust, ihr Selbstbelohnungssystem mit ungesundem Essen und Naschereien zu füttern. Alkohol und Nikotin, gerade in den Tagen vor der Menstruation, können Beschwerden zusätzlich verstärken. Wenig und unregelmäßige Bewegung schließen den Reigen der kontraproduktiven Verhaltensmuster ab.

Was kannst du gegen Müdigkeit und Abgeschlagenheit vor der Periode tun?

WOMAN: Wie können betroffene Frauen entgegenwirken?
Dr. Hall: Ein regelmäßiger Schlafrhythmus, gesunde und regelmäßige Ernährung und regelmäßige Bewegung helfen. Wer von Schmerzen geplagt ist, sollte sich nicht davor scheuen, Schmerzmittel und Krampflöser zu nehmen. Gut funktioniert da zum Beispiel die nicht verschreibungspflichtige Kombination von Ibuprofen und Buscopan. Sind die Schmerzen weg, schläft es sich auch besser und man ist am nächsten Tag gleich viel ausgeruhter.

WOMAN: Wie könnte man die Hormone beeinflussen?
Dr. Hall: Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, den eigenen Zyklus mittels hormoneller Verhütung zu beeinflussen. Dabei ist aber wichtig, das Ziel und damit die Wahl der Methode mit einem:einer Gynäkolog:in zu besprechen. Mittels einer Hormonspirale gelingt es vielen Frauen, komplette Blutungs- und damit auch Beschwerdefreiheit zu erreichen. Auch eine Pille - mit oder ohne Pillenpause - kann Frauen Erleichterung bringen. Mögliche Nebenwirkungen einer Hormoneinnahme sollten im Vorhinein gut besprochen und dann Nutzen sowie Risiko gegeneinander abgewogen werden.

WOMAN: Können Nahrungsergänzungsmittel helfen?
Dr. Hall:Bei Nahrungsergänzungsmitteln ist die Studienlage mäßig aufschlussreich. Das eine Wundermittel wurde leider noch nicht gefunden. Auch Nahrungsergänzungsmittel sollten nicht uninformiert einfach eingenommen werden, denn sie können überdosiert werden und zu Nebenwirkungen führen. Hier eine kleine Auswahl an Mitteln, die gerne verwendet werden: Vitamin B-Komplexe werden zur Behandlung von PMDS- und PMS-Symptomen, zu dem auch die Müdigkeit zählt, eingesetzt. Manche schwören hingegen auf Mönchspfeffer. Magnesium lindert Krampfbeschwerden. Eisen sollte nur bei diagnostiziertem Eisenmangel substituiert werden.

WOMAN: Was kann ich die Tage davor dafür tun? Kann man sich vielleicht besser vorbereiten?
Dr. Hall: Prinzipiell hilft es in den Tagen vor der Menstruation auf Alkohol und Nikotin - auch, wenn das für regelmäßige Raucher:innen wahrscheinlich in der Praxis nicht gut umsetzbar ist - zu verzichten. Sofern es steuerbar ist, sollten die anstrengendsten Termine und Tätigkeiten nicht unbedingt auf die Tage kurz vor und während der Menstruation gelegt werden.

Frauen, die das Gefühl haben, die Müdigkeit ist plötzlich viel schlimmer als sonst - oder zumindest so stark, dass sie sich Sorgen machen - sollten sich untersuchen lassen, um etwaige andere Gründe für ihre Beschwerden ausschließen zu lassen. Eine Störung im Hormonhaushalt der Schilddrüse kann zum Beispiel starke Müdigkeit auslösen. Der in Österreich weit verbreitete Vitamin D-Mangel ist ebenfalls mit Müdigkeit assoziiert. Mittels Blutbild kann eine Anämie - zum Beispiel ausgelöst durch einen Eisenmangel - ausgeschlossen werden. Auch psychische Erkrankungen wie Depressionen können das Gefühl der Erschöpfung auslösen.

WOMAN: Oft wird einem zu Sport geraten. Viele haben aber während der Periode keine Lust auf Sport – was kann man alternativ tun?
Dr. Hall: Die Sache mit dem Sport ist die: Es ist völlig egal, ob ich während der Periode Sport mache, wenn ich mich den restlichen Monat nie bewege. Der Schlüssel ist die Regelmäßigkeit der Bewegung – und dann macht es auch nichts, wenn man für drei, vier Tage mal keine Lust auf Sport hat. Statisches-passives Yoga wie zum Beispiel Yin-Yoga oder Meditation kann positiven Einfluss auf Schmerzen und Abgeschlagenheit bei verschiedenen Erkrankungen haben. Es muss also nicht immer angestrengtes Schwitzen sein.

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