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Plazentaablösung: Wenn der Mutterkuchen frühzeitig abgestoßen wird

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14 min
Plazentaablösung

©Elke Mayr
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Die Plazenta versorgt das ungeborene Kind mit Sauerstoff und Nährstoffen. In sehr seltenen Fällen kann sich diese aber vorzeitig von der Gebärmutterschleimhaut lösen: ein medizinischer Notfall.

Was ist die Plazenta?

Der Mutterkuchen, auch Plazenta genannt, bildet sich bereits in der 8. Schwangerschaftswoche aus dem Dottersack und stellt das Bindeglied zwischen mütterlichem und kindlichem Blutkreislauf dar. Über die Plazenta wird der Fötus mit allen wichtigen Vitalstoffen und Sauerstoff versorgt.

Gleichzeitig fungiert der Mutterkuchen aber auch als Filter, denn in ihm bleiben "Giftstoffe" wie Bakterien, Medikamente oder Antikörper vonseiten der Mutter hängen, sodass sie das ungeborene Kind nicht schädigen können. Bis zum Ende der Schwangerschaft wächst die Plazenta mit und stellt so die Entwicklung sicher. Erst nach der Entbindung des Säuglings sorgen verschiedene Botenstoffe dafür, dass sich die Gebärmutter zusammenzieht und die Plazenta als sogenannte Nachgeburt abstößt.

Doch in wenigen Fällen kommt es vorzeitig zu einer sogenannten Plazentaablösung – teilweise oder gänzlich. Infolgedessen ist die Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr des ungeborenen Kindes beeinträchtigt. Darüber hinaus führt die Ablösung des Mutterkuchens vor Beendigung der Schwangerschaft zu starken Blutungen bei der werdenden Mutter. Deshalb ist eine vorzeitige Plazentaablösung eine Gefahr für beide, so die Gesundheitswebsite cochrane.org.

Was ist eine vorzeitige Plazentaablösung?

Bei der vorzeitigen Plazentaablösung (Abruptio placentae) wird der Mutterkuchen von der Gebärmutterschleimhaut abgetrennt, noch bevor das Kind entbunden wurde. Die Ablösung kann nur wenige Millimeter betragen oder bis hin zu einer vollständigen Trennung reichen.

Am häufigsten ist diese Art der Schwangerschaftskomplikation zwischen der 20. und 26. Schwangerschaftswoche zu verzeichnen. Statistisch gesehen liegt das Risiko einer vorzeitigen Plazentaablösung jedoch nur zwischen 0,4 und 1,5 Prozent, also etwa bei 1 Schwangerschaft von 100.

In dieser Berechnung sind jedoch alle Fälle von vorzeitiger Plazentaablösung erfasst: Minimale Ablösungen, welche erst Tage später bei einer Routineuntersuchung bemerkt wurden und auch große Ablösungen, die einen sofortigen Kaiserschnitt notwendig machten. Die realistische Wahrscheinlichkeit einer vorzeitigen Plazentaablösung, welche eine ernste Gefahr für Mutter und Kind bedeutet, liegt demnach bei 0,002 Prozent, also etwa 1 Schwangerschaft von 50.000.

Ursachen und Risikofaktoren

Bisher gibt es keine eindeutigen Zusammenhänge, welche als ursächlich zu sehen sind. Dennoch erhöhen einige Faktoren die Wahrscheinlichkeit einer vorzeitigen Plazentaablösung deutlich. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Plazenta praevia (Plazenta wächst vor dem Muttermund) und vorzeitige Wehen

  • Stürze, Unfälle oder stumpfe Gewalteinwirkungen auf den Bauch

  • mütterlicher Abusus von Nikotin, Alkohol oder Drogen während der Schwangerschaft

  • Schwangerschafts-Erkrankungen wie Gestationsdiabetes, HELLP, etc.

  • Gefäßerkrankungen der Mutter

  • vorzeitiger Blasensprung

  • kurze Nabelschnur und damit hoher Zug auf die Plazenta

  • vorzeitige Plazentaablösungen bei früheren Schwangerschaften

  • höheres Alter der Mutter

  • Myome in der Gebärmutter oder andere Anomalien

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© Elke Mayr

Wie äußert sich eine Abruptio placentae?

Die Art der Symptomatik richtet sich nach der Größe und der Art der Ablösung.

  • Minimale Ablösung
    Sollte sich die Plazenta nur wenige Millimeter von der Gebärmutterschleimhaut lösen, dann bleibt das oft unbemerkt. Weder Schmerzen noch Blutungen zeugen von der Trennung. In der Regel wird erst ein:e Mediziner:in bei der Vorsorgeuntersuchung darauf aufmerksam werden.

  • Teilweise Ablösung im Randbereich
    Wenn sich die Plazenta teilweise am Rand löst, dann reagiert der Körper mit einer Abstoßungsreaktion, weil er vermutet, der Mutterkuchen werde nicht mehr gebraucht. Das Zusammenziehen der Unterleibsmuskeln soll dazu führen, dass auch der Rest der Plazenta von der Gebärmutterschleimhaut abgetrennt wird. Dies verursacht sehr starke Schmerzen. Darüber hinaus blutet die Gebärmutterschleimhaut an der Ablösungsstelle, was sich als vaginale Blutung zeigt. Bei einem zu hohen Blutverlust kann es zu Kreislaufschwäche, Übelkeit, Herzrasen und Bewusstlosigkeit kommen.

  • Teilweise Ablösung in der Mitte der Plazenta
    Löst sich die Plazenta von der Mitte her, kann das Blut, welches von der Gebärmutter-Anhaftstelle abgesondert wird, nicht abfließen. Es sammelt sich im Inneren, was zu starken Bauchschmerzen und gegebenenfalls auch zu vorzeitigen Wehen führt. In einigen Fällen bildet sich zwischen Gebärmutter und Plazenta ein großes Hämatom. Infolgedessen stellt der Körper der werdenden Mutter viele Gerinnungssubstanzen zur Verfügung, welche aber dann anderweitig fehlen. So kommt es zu einer erhöhten Blutungsneigung.

  • Vollständige Ablösung der Plazenta
    Die vollständige Trennung des Mutterkuchens von der Gebärmutterschleimhaut selbst ist schmerzlos. Im Anschluss folgen jedoch heftige Schmerzen, die in der Intensität nicht nachlassen. Hinzu kommen starke vaginale Blutungen. Der Blutverlust geht mit einem Volumenmangelschock einher, was sich in Herzrasen, Bewusstlosigkeit und Atemstörung zeigt., so die Medizinwebsite msdmanuals.com

Verdacht auf eine vorzeitige Plazentaablösung – was tun?

Wenn Schwangere heftige Schmerzen im Unterleib, plötzlich einsetzende vaginale Blutungen, Schwindel, Unwohlsein, Benommenheit oder Herzrasen und Angst verspüren, sollten sie sich umgehend hinlegen und einen Arzt oder eine Ärztin verständigen. Auch ein brettharter und sehr druckempfindlicher Bauch können Hinweise auf eine Plazentaablösung sein.

Eine vorzeitige Plazentaablösung, ungeachtet welchen Ausmaßes, ist immer ein medizinischer Notfall!

Welche Folgen hat es, wenn sich der Mutterkuchen vorzeitig löst?

Abhängig von der Größe und Art der Plazentaablösung sind die Folgen für die werdende Mutter und das ungeborene Kind sehr unterschiedlich. Bei einer minimalen Ablösung oder einer Trennung von weniger als 20 Prozent kann die körpereigene Abstoßungsreaktion durch Medikamente unterbrochen werden. So ist es möglich, dass der Rest des Mutterkuchens bis zum Ende der Schwangerschaft haften bleibt und das ungeborene Kind noch ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Oftmals ist es jedoch wichtig, dass die werdende Mutter strenge Bettruhe einhält und gegebenenfalls auch kontinuierlich ärztlich überwacht wird.

Sollten sich mehr als 30 Prozent der Plazenta lösen oder sie gar gänzlich von der Gebärmutterschleimhaut getrennt werden, so kann es für die Mutter wie auch für das Kind lebensbedrohlich werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Schwangerschaftskomplikationen ist die vorzeitige Plazentaablösung zwar selten, sie weist jedoch die höchste Sterblichkeitsrate auf. Denn die Unterversorgung des ungeborenen Kindes wie auch der starke Blutverlust können innerhalb kürzester Zeit zum Tod führen.

Aus diesem Grund kann bei einer großflächigen oder gänzlichen Plazentaablösung vor Ende der Schwangerschaft oftmals nur ein Notkaiserschnitt helfen, um Kind und Mutter zu retten. Je nach Schwangerschaftswoche, Entwicklung und Gewicht liegt die Überlebensrate der Neugeborenen dann zwischen 40 und 90 Prozent, bei den Müttern zwischen 95 und 99 Prozent.

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© Elke Mayr

Behandlung nach einer vorzeitigen Ablösung der Plazenta

Unabhängig vom Ausmaß müssen alle Frauen mit Verdacht auf eine vorzeitige Plazentaablösung sofort in eine Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe eingewiesen werden. Denn im Fall der Fälle zählt jede Sekunde. Nach erfolgter Anamnese und Untersuchung sowie einem Ultraschall entscheidet Mediziner:innen, welche Schritte als nächstes eingeleitet werden.

Wenn sich der Mutterkuchen nur geringfügig gelöst hat und der Zustand der werdenden Mutter wie auch des ungeborenen Kindes stabil sind, genügt eine stationäre Aufnahme zur Überwachung. Unter strenger Bettruhe wird beobachtet, wie sich das ungeborene Kind im Mutterleib weiter entwickelt.

Darüber hinaus erhält die werdende Mutter auch Medikamente gegen die Gebärmutterkontraktionen zur Vermeidung von Wehen. Ebenso wichtig ist die Gabe von Kortison zur Ausreifung der Lunge des ungeborenen Kindes. Mithilfe dieser Maßnahmen versuchen Ärzt:innen, die Schwangerschaft so lange wie möglich aufrecht zu erhalten und gleichzeitig im Falle einer Frühgeburt das Risiko einer Lungenfunktionsstörung zu verringern.

Ist die 35. Schwangerschaftswoche, und damit auch die kindliche Lungenreife, abgeschlossen oder hat sich die Plazenta vollständig gelöst, führen Ärzt:innen einen Notkaiserschnitt durch. Je nachdem, wie lange das ungeborene Kind mit Sauerstoff und Nährstoffen unterversorgt war, kann es eventuell bleibende Schäden davontragen oder auch manchmal sterben, so cochrane.org.

Kann man dagegen vorbeugen?

Der Konsum von Nikotin, Alkohol oder anderen berauschenden Substanzen, welche als fötusschädigend gelten, sollte während der Schwangerschaft unbedingt unterbleiben. Ebenso ist es wichtig, bereits bestehende Erkrankungen richtig zu behandeln. So lässt sich das Risiko einer vorzeitigen Plazentaablösung merklich reduzieren.

Grundsätzlich hat ein gesunder Lebensstil mit abwechslungsreicher Ernährung, ausreichend Schlaf, moderater Bewegung und einem adäquaten Stressmanagement auch während der Schwangerschaft positive Auswirkungen – auf die Mutter wie auch auf das Kind.

Fazit - was hat es mit einer vorzeitigen Plazentaablösung auf sich?

Die Plazenta, auch Mutterkuchen genannt, ist ein Bindeglied zwischen mütterlichem und fetalem Blutkreislauf und besteht während der gesamten Schwangerschaft. Über die Plazenta werden dem ungeborenen Kind Nährstoffe und Sauerstoff zugeführt, gleichermaßen schützt der Mutterkuchen dank der geringen Durchlässigkeit vor schädigenden Substanzen vonseiten der Mutter. Im Regelfall wird die Plazenta erst vom Körper abgestoßen und ausgetrieben, wenn das Baby auf der Welt ist – als sogenannte Nachgeburt. Doch in sehr wenigen Fällen löst sich der Mutterkuchen teilweise oder gänzlich vor Ende der Schwangerschaft.

Die vorzeitige Plazentaablösung gilt als "Schreckgespenst" aller werdenden Mütter. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Schwangerschaftskomplikationen ist diese Erkrankung relativ selten. Und selbst wenn sie eintrifft, bedeutet das nicht zwangsläufig den Tod von Mutter und Kind. Dennoch sollten Frauen Symptome wie starke Unterleibsschmerzen, vaginale Blutungen, eine brettharte Bauchdecke oder Kreislaufversagen nicht auf die leichte Schulter nehmen, sondern sofort den Notruf alarmieren. Denn im Falle einer vorzeitigen Plazentaablösung zählt jede Minute.

Mit der raschen Einleitung der richtigen Therapie ist es in den meisten Fällen möglich, die Schwangerschaft auch nach einer vorzeitigen Plazentaablösung unter intensiver Beobachtung noch so lange aufrecht zu erhalten, bis ein geplanter Kaiserschnitt sicher durchführbar ist. Andernfalls kann ein rasch eingeleiteter Notkaiserschnitt das Leben des ungeborenen Kindes und der Mutter retten, so msdmanuals.com.

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