Womit sich Männer vermutlich noch nie beschäftigt haben, ist für viele Frauen Alltag: Von der Wahl des Nachhausewegs bis zur Frage, welcher Platz in den Öffis der sicherste ist – Frauen müssen immer wieder solche Entscheidungen aus Angst fällen. Wie selbstverständlich treffen wir täglich Vorsichtsmaßnahmen, wenn wir abends oder alleine vor die Türe gehen. Und das, obwohl wir in Österreich in einem sehr sicheren Land leben.
Um nur einige Beispiele zu nennen:
- Kopfhörer tragen, aber ohne Musik
- genaue Zeitangaben bei Treffen
- Eingangstür des Wohnhauses immer aktiv zudrücken
- Auf Anrede eher abweisend reagieren
- Resting Bitch Face
- flache Schuhe
- Blickfeld nicht durch große Schals einschränken
- immer nach dem nächsten Lokal schauen, in das man flüchten könnte
- Wechseln der Straßenseite bei größeren Männergruppen
- (Fake)-Telefonieren
- Pfefferspray
Aber eine der bei weitem beliebtesten Selbstverteidigungsmethoden? Der Wohnungsschlüssel, der zwischen die Finger gesteckt wird. Man selbst fühlt sich damit zwar möglicherweise besser bewaffnet und gefährlich, aber leider nicht für einen potenziellen Angreifer.
Die Schlüssel zwischen die Finger zu stecken, ist keine gute Selbstverteidigung
Sollte es nämlich tatsächlich zu einem Überfall oder Angriff kommen und du deine Wolverine-Hand tatsächlich benutzen könntest, ist der Angreifer schon näher als du es willst. Auch das Potenzial, dich selbst zu verletzen, ist recht groß, überhaupt hast du mit den Schlüsseln vielleicht gar keinen guten Grip. Solltest du sie beim Angriff verlieren, kannst du nicht einmal weglaufen, weil du ja deine Schlüssel brauchst.
Wer sich mit Schlüsselbund in der Hand sicherer fühlt, sollte die Schlüssel wie eine Stichwaffe aus der Faust unten rausschauen lassen, das erlaubt im Zweifel eine natürlichere Schlagbewegung. Oder aber du befestigst sie an einer Schlüsselkette oder einem langem Stab, einem sogenanntem Kubotan. So kannst du deine Schlüssel als Schwungwaffe benutzen und dir Angreifer vom Leib halten.
Was rät der Experte?
Wir haben außerdem bei Wing-Tsun-Experte Matthias Gold nachgefragt, wie man bei drohender Gefahr reagieren sollte: "Sei laut, sei unbequem!", rät er: "Der Ad hoc-Täter auf der Straße geht immer den Weg des geringsten Widerstandes. Ein ängstliches, durch Körpersprache unsicher wirkendes 'Opfer' ist ihm da natürlich lieb." Gut so. Unser Resting Bitch Face haben wir mittlerweile eh perfektioniert...
Es ist ein Wahnsinn, im Jahr 2020 überhaupt dieses Thema besprechen zu müssen. Es ist traurig, dass wir das absolut berechtigte Gefühl haben, uns jederzeit verteidigen können zu müssen. Was die immerwährende Debatte aber auch zeigt: Du bist nicht allein. Es ist nicht hysterisch, beim Heimweg extra laut zu telefonieren, es ist nicht paranoid, seinen jeweiligen Weg nach Fluchtmöglichkeiten abzugrasen. Du bist nicht allein.
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