Wir sprechen etwa 16.000 Wörter am Tag. Das hat man an der amerikanischen Universität von Arizona in Tucson ermittelt. Vieles davon sagen wir, ohne groß darüber nachzudenken. Sollten wir aber! Denn unsere Sprache beeinflusst uns weit mehr, als uns oft bewusst ist. Worte, die wir wählen, prägen uns, unser Denken und in weiterer Folge auch den Verlauf unseres Lebens. Studien haben mittlerweile längst erwiesen, dass sich negative Formulierungen körperlich und mental leistungsmindernd auswirken. Grund genug, die folgenden neun Sätze endgültig aus deinem Sprachrepertoire zu streichen. Drei Expertinnen sagen, wie's gelingt!
"Das schaff ich schon noch!"
Sich nicht stressen. Was diese Aussage bewirkt? "Sie kann antreiben und helfen, Ziele zu erreichen. Sie kann aber auch für Überforderung sorgen. Es kommt auf die richtige Dosis an", so Autonomie-Coach Christine Edenstrasser (christineedenstrasser.com). Daher immer wieder innehalten und sich sagen: Ich muss nicht immer stark sein, sondern schaue freundlich und klug auf mich!
"Dafür habe ich leider keine Zeit!"
Traue dich. Warum schiebst du diese eine Sache ständig auf? Hast du Angst, es könnte schiefgehen? Liegt es außerhalb deiner Komfortzone? Psychologin Aliny Bittner (praxis-bittner.at) spricht sich für ein positives Gedankenspiel aus: "Fragen Sie sich vor allem: Was würde es mit Ihnen machen, würde Ihnen Ihr Vorhaben gelingen? Fühlen Sie sich in die neue Realität ein und schaffen Sie dafür passende, positive Glaubenssätze."
"Meine Freundin führt ein besseres Leben als ich."
Großzügig denken. Achtung! Sich mit anderen zu vergleichen, macht unglücklich. "Neid kann zwar ein Motivator und Motor sein. Wenn es aber zu extrem wird, kippen Sie schnell in die Unzufriedenheitsfalle", weiß Psychologin Michaela Forstik (relationshipwith.me). Die Lösung: "Versuchen Sie, andere für das, was Sie an ihnen bewundern, zu loben. Komplimente zu machen, ist souverän und sympathisch." Plus: Schreibe abends vor dem Einschlafen täglich drei Dinge auf, wofür du in deinem Leben dankbar bist. Das lässt dich in deiner Mitte ankommen.
"Das hätte ich damals nicht tun sollen."
Nicht resignieren. Bittner: "Die Anhaftung an die Vergangenheit lässt uns leben, als würden wir versuchen, mit angezogener Handbremse zu fahren." Das macht traurig und hilflos. "Menschen machen Fehler, alle. Immer wieder. Wichtig ist, daraus zu lernen, Altes loszulassen und in der Gegenwart anzukommen. Gibt es eine Handlung, die Sie setzen können, damit innerlicher Friede einkehrt?! Dann nichts wie los!"
"Ich darf mich nicht auf meinem Erfolg ausruhen."
Nicht komplett verausgaben. Gedanken wie diese sind weder der körperlichen noch der emotionalmentalen Gesundheit zuträglich. "Bei großen Vorhaben, die mehrere Jahre Umsetzung in Anspruch nehmen, kann es Phasen geben, in denen Weitermachen angesagt ist. Was man aber nie aus den Augen verlieren darf: sich auf dem Weg zum Ziel nicht total fertigzumachen", analysiert Edenstrasser. Daher empfiehlt die Expertin: "Finden Sie ein neues Credo, wie etwa: Spass ist ein Erfolgsfaktor!"
"Darauf muss ich verzichten!"
Lieb zu sich selbst sein. Was du machst, wenn du das sagst? Sie treibst dich selbst in die Enge. Forstik: "Das Wort ,muss' ist sehr mächtig und baut unnötigen Druck auf. Sprache beeinflusst uns mehr, als uns oft bewusst ist. Deshalb probieren Sie doch, es wegzulassen: ,Darauf verzichte ich jetzt einfach!' Na, klingt doch gleich viel stressfreier. Oder?"
"Das muss ich unbedingt haben."
Auf sich selbst hören. "Passen Sie auf, dabei in keine infantile Haltung zu rutschen. Nur weil andere zum Beispiel dieses oder jenes besitzen, heißt das noch lange nicht, dass Sie es auch brauchen. Fragen Sie sich: Macht es mich glücklich? Und was ist der Preis dafür?", rät Edenstrasser. Ihr Tipp: "Nehmen Sie sich bewusst zurück und vertagen Sie das Ganze, bevor Sie tatsächlich eine Entscheidung treffen."
"Der Familie zuliebe ..."
Gesunde Balance finden. Die gute Nachricht vorweg: Du bist nicht allein mit dem Glauben, deinen Liebsten etwas zu schulden und dich für sie aufopfern zu müssen. Bittner: "Natürlich ist es wichtig, auf die Bedürfnisse seiner Familie zu achten, aber es sollte auch nicht sein, dass Sie dafür dauernd Ihre eigenen Grenzen überschreiten und ständig zurückstecken müssen. Überlegen Sie sich: Was wird von mir verlangt? Was glaube ich, dass von mir erwartet wird? Übernehme ich vielleicht eine Verantwortung, die gar nicht meine ist, weil ich denke, dass sie der andere nicht tragen kann!? Versuchen Sie, ein ausgewogenes Nähe-Distanz-Verhältnis zu schaffen, indem Sie sich immer wieder -ganz ohne schlechtes Gewissen -selbst in den Mittelpunkt stellen. Sie dürfen das!"
"Heute ist nicht mein Tag."
Positiv denken. Okay, manchmal laufen die Dinge einfach nicht so, wie wir es uns vorstellen - und das nervt. Forstik plädiert dennoch für mehr Optimismus: "Unsere Lebenszeit ist zu kostbar, um zu lange in der Negativschleife stecken zu bleiben. Machen Sie sich keinesfalls zum Opfer, denn so eine Haltung macht auf Dauer antriebslos und unglücklich." Was man stattdessen tun sollte? Trainiere deine positive Lebenseinstellung, indem du lösungsorientiert denkst, den miesen Tag als Chance siehst und nach etwas suchst, das deine Laune wieder hebt.
Kommentare