Etwa tausend Jahre lang war es in China üblich, Mädchen im Alter von fünf bis acht Jahren die Zehen zu brechen, diese unter die Fußsohle zu biegen sowie den gesamten Fuß so eng zu bandagieren, dass dieser am Wachstum gehindert wurde und sich zu einem Klumpfuß verformte. Und nein, das geschah nicht als perfide Foltermethode, sondern die eigenen Mütter oder Großmütter taten dies Generation für Generation ihren Töchtern an, um sie nach einem damals üblichen Schönheitsideal zu verformen.

Lotusfüße nannte man die so schließlich kleinen, schmalen und spitz zulaufenden Füße, die lebenslange Schmerzen, Entzündungen sowie Bewegungsunfähigkeit nach sich zogen. Aber je kleiner - als ideale Fußlänge wurden 10 Zentimeter angesehen, was heute der Schuhgröße 17 entspräche - der Fuß, desto attraktiver galt die zugehörige Frau. Das Gesicht war beinahe schon Nebensache bei der Brautschau.

Mit der Industrialisierung jedoch stieg der Bedarf an Arbeitskräften - auch weiblichen, die natürlich gehen und stehen mussten. Darüber hinaus gab es gesellschaftliche Bewegungen, die das Füßebinden und die damit verbundene Abhängigkeit der Frauen ablehnten. 1949 wurde die Tradition schließlich verboten und heutzutage gibt es nur mehr einige ältere Damen, deren gequälte Füße Zeugnis für einen überaus abstrusen Brauch sowie Vorstellung von Schönheit ablegen.

Aber sind unsere heutigen Schönheitsideale wirklich so viel besser? Haben wir uns wirklich einen Schritt weiterentwickelt? Erinnert euch dieses Bild mit den Bandagen eventuell an etwas?

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