An allen öffentlichen Orten wie Jugendclubs, Schulen, Apotheken oder Gemeindezentren soll es in Zukunft in Schottland kostenlose Tampons und Binden geben. Diesen Gesetzesentwurf hat das schottische Parlament gerade verabschiedet. Darin heißt es: „Alle in Schottland, die Perioden-Produkte brauchen, haben mit diesem Paragrafen das Recht, sie kostenlos zu erhalten.“
Für dieses neue Gesetz stimmten alle 112 Abgeordnete, einer enthielt sich. Damit soll das Tabuthema Menstruation mehr in der Öffentlichkeit gebracht sowie die sogenannte Perioden-Armut bekämpft werden. Denn jede vierte Frau in Schottland hat nicht genügend Geld für Produkte, die sie während ihrer Periode benötigt.

Hier in Österreich kämpfen wir ja schon lange gegen die Tampon-Steuer: Wie die Onlineplattform Erdbeerwoche errechnet hat, bekommt eine Frau im Schnitt 500 Mal in ihrem Leben die Periode - und verbringt damit um die 3.000 Tage menstruierend - und das hat seinen Preis. Zwischen 2.500 und 4.500 Euro gibt eine Frau auf ihr ganzes Leben gerechnet für rund 16.800 Binden und Tampons aus. Kosten für Schmerzmittel, die etwa Regelschmerzen lindern, sind hier noch nicht eingerechnet. Ein ganzer Batzen Geld, den sich viele Frauen - auch in Österreich - nur schwer leisten können. Trotzdem werden in Österreich (und vielen anderen Teilen der Welt) Tampons und Binden nach wie vor wie Luxusartikel a là Champagner, und damit mit 20 Prozent, besteuert.
Sanitärprodukte sind eine Notwendigkeit, keine Entscheidung
2018 wurde Schottland das erste Land der Welt, dass den ersten großen Schritt in die richtige Richtung macht: Zum neuen Schuljahr gab es an allen öffentlichen Schulen und Universitäten in Schottland kostenlos Binden und Tampons. Wie eine Studie der Organisation "Young Scot" herausfand, kämpfen rund 25 Prozent der Schottinnen damit, für ihre Hygieneprodukte aufzukommen. In einem Erste-Welt-Land. Die sogenannten Period-Poverty existiert also auch bei uns. Die Resultate? Geschwänzte Schulstunden und andere Probleme in der Schule.
"In einem Land, das so reich ist wie Schottland, ist es inakzeptabel, dass irgendjemand Mühe hat, sich grundlegende Sanitärprodukte zu kaufen", sagte die Pressesprecherin Aileen Campbell so zum Beispiel gegenüber dem Guardian. "Ich bin stolz darauf, dass Schottland diese weltweit führende Maßnahme zur Bekämpfung der Period Poverty ergreift."
In Österreich hat neben der Erdbeerwoche auch die Bundesjugendvertretung eine Senkung der Tampon-Steuer gefordert. Martina Tiwald, Vorsitzende der BJV dazu: "Eine Frau kann sich nicht aussuchen, ob sie ihre Regel hat oder nicht. Das ist eine biologische Tatsache. Aktuell werden Tampons und Binden mit 20 Prozent besteuert, wie auch Luxusgüter. Wichtige Produkte des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel, aber auch Bücher, werden hingegen mit dem ermäßigten Satz von 10 Prozent besteuert. Das passt für uns einfach nicht zusammen." Wir könnten dem nicht mehr zustimmen und hoffen, dass bald mehr Länder diesem Beispiel folgen.
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