Ressort
Du befindest dich hier:

Häusliche Gewalt: Steirische Frauenhäuser fordern Täterarbeit

Die Kriminalstatistik 2018 ist erschreckend: 36 Frauen wurden im letzten Jahr ermordet. Die steirischen Frauenhäuser fordern eine verpflichtende Täterarbeit.

von

Häusliche Gewalt: Steirische Frauenhäuser fordern Täterarbeit
© istock

Allein in den Weihnachtsfeiertagen wurden wieder zwei Frauen von ihren Partnern ermordet, insgesamt waren es 36 im Jahr 2018. Eine besorgniserregende Zahl: Insgesamt wurden in den vergangenen beiden Jahren 70 Frauen ermordet. Damit liegt Österreich im internationalen Spitzenfeld. Die Gewalt gegen Frauen ist massiv angestiegen. Seit Monaten machen die VertreterInnen der Frauenhäuser und anderen Opferschutzeinrichtungen, sowie die Volksanwaltschaft auf den akuten Handlungsbedarf aufmerksam. In einem Interview mit der APA kündigte Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) an, sich 2019 verstärkt um den Gewaltschutz einzusetzen. Die Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings, Claudia Frieben fordert diesbezüglich das Budget für den Gewaltschutz anzuheben. Wir haben darüber berichtet.

Verpflichtende Täterarbeit notwendig

Die Chefin der steirischen Frauenhäuser Michaela Gosch fordert verpflichtende Täterarbeit. Bei einer Wegweisung sollen Männer zu einem Anti-Gewalt-Training verpflichtet werden, erklärt sie gegenüber dem ORF . "Täter sollten nach Vorfällen familiärer Gewalt auf jeden Fall mit einer Täterarbeitsorganisation oder Männerberatungsstelle in Kontakt treten müssen und diese Tat auch anerkennen. Das ist das Wichtigste, weil viele Täter dadurch, dass es nie zu einer Anzeige kommt, auch sagen: 'Das war ja nichts.‘"

Ferner habe die Gewalt gegen Frauen etwas mit Gesellschafts- und Bildungsschichten zu tun. Laut Gosch kommen sowohl Opfer als auch Täter aus allen Gesellschaftsschichten. Die psychosoziale Beratung für Gewalttäter wird schon lange gefordert. Besonders nach der Amokfahrt eines Grazers im Jahr 2015 wurde verpflichtende Täterarbeit zum großen Thema, da nach einer Wegweisung Täter sich selbst überlassen werden.

Was wird gefordert?

Für derartige Maßnahmen müssen entsprechende finanzielle Mittel aufgebracht werden. Diese sollten laut Gosch vom Bund kommen. Der Zusammenschluss der Österreichischen Frauenhäuser fordert außerdem eine Kommission, die sich mit den Fällen beschäftigt. Die Regierung plant bis zum Jahr 2022 100 neue Betreuungsplätze für Gewaltopfer zu schaffen. Die Schaffung von Plätzen in Frauenhäusern ist allerdings Ländersache. Bogner-Strauß hat angekündigt, sich für übergreifende Maßnahmen für die Bundesländer einzusetzen.

Ein rasches Handeln sei auch laut Claudia Frieben (Frauenring) dringend notwendig: "Wir haben im vergangenen Jahr die Regierung immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass sich die Lage für Frauen in vielerlei Hinsicht verschärft. Bisher wurden aber nur Task Forces eingerichtet, Evaluierungen in die Wege geleitet, Arbeitsgruppen installiert und die Mittel von Fraueneinrichtungen gekürzt." Ob Bogner-Strauß die Ankündigungen in diesem Jahr umsetzen wird, bleibt abzuwarten.

Die Polizei steht unter der Nummer 133 zur Verfügung. Die Beraterinnen der Frauenhelpline gegen Gewalt unter der Nummer 0800 222 555. Die Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser stehen in ganz Österreich bei Fragen zu Gewalt rund um die Uhr zur Verfügung.

Alle Nummern auf einen Blick:

Polizei: 133
Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800/222555
Frauenhausnotruf Wien: 05/7722
Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie: 01/5853288
Männerberatungsstelle Wien: 01/6032828