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Keiner hat sie zuvor gesehen - trotzdem ist sie jetzt Model!

Melanie ist Stuntfrau, Mutter & eine der 18 Frauen der neuen Dove-Kampagne. Ausgewählt wurde sie dafür nur aufgrund ihrer ganz persönlichen Story. Wir haben mit ihr gesprochen!

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Keiner hat sie zuvor gesehen - trotzdem ist sie jetzt Model!

Wer steckt hinter Melanie?

© Photo by Christian Gertenbach on Unsplash

Die Pflegemarke Dove hat Frauen in Deutschland und Großbritannien hat für ihre neueste Kampagne dazu aufgerufen, eine Geschichte aus ihrem Leben zu teilen, die sie maßgeblich geprägt hat, aber auf ihre Äußeres reduziert nicht sofort erkennbar ist. Die neue Body-Lotion-Kampagne soll so eine Hommage an die Dove Mission sein und will einmal mehr verdeutlichen, dass wahre Schönheit unter der Oberfläche liegt. Um diese Vision Realität werden zu lassen, hat Dove den gängigen Castingprozess auf den Kopf gestellt: Bis zum ersten Klick der Kamera am Tag des Shootings war das Aussehen der 18 Frauen ein gut gehütetes Geheimnis. Ausgewählt würden sie aufgrund ihrer ganz persönlichen Geschichten und starken Storys. Wir baten eine der Frauen zum Interview.

Melanie ist Stuntfrau und Mutter, und kommt aus Berlin. Auf der Suche nach ihrem persönlichen Glück hat sie sich nach ihrem Studium der Geisteswissenschaften für den unkonventionellen Weg entschieden und ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Als Stuntfrau lebt sie ihren Traum und blüht erst da richtig auf, wo andere lieber die Reißleine ziehen.

WOMAN: Wie fühlt sich das an, für die Kampagne ausgewählt worden zu sein?
Melanie:
Abgefahren! Es fühlt sich ganz surreal für mich an. Ich hatte gar nicht mehr damit gerechnet, dass ich überhaupt einen Anruf bekomme. Ich wurde von einem Stuntkoordinator vorgeschlagen und habe den Bewerbungsbogen ausgefüllt. Dann hat sich den ersten Tag keiner gemeldet und den zweiten Tag auch nicht. Und dann war das Ganze schon wieder aus meinem Kopf verschwunden. Dann habe ich aber doch eine Mail bekommen, dass ich noch einen weiteren Zettel ausfüllen soll und hab dann am Abend direkt nach dem Umzug diesen Bogen ausgefüllt. Ich habe dann noch mit meinem Sohn darüber geredet, dass ich eh nicht daran glaube...

Als ich dann gehört habe, dass ich ausgewählt worden bin, war ich absolut sprachlos – und das kommt sehr selten bei mir vor! Ich konnte das erst gar nicht glauben, das war wie in einer Parallelwelt für mich. Ich wurde gefragt, ob ich noch Fragen hätte, aber mir ist gar nichts eingefallen, weil ich so verblüfft war.

Was sagen Sie dazu, dass für die Hautpflegekampagne Teilnehmerinnen nur aufgrund ihrer Geschichte und nicht aufgrund ihres Aussehens ausgesucht wurden?
Melanie:
Ich konnte es nicht glauben, dass Dove mich für die Kampagne ausgewählt hat ohne ein Foto von mir gesehen zu haben. Ich habe das auch erst an dem Tag erfahren als mir Bescheid gesagt wurde, dass ich dabei bin. Vorher hatte ich gedacht, dass mein Lebenslauf mit Bild gesehen wurde. Dann zu hören, dass keiner ein Foto von mir gesehen hat, war für mich unglaublich.

»Es geht darum, dass man an sich glaubt, sich wohlfühlt im eigenen Körper und man sein Leben auf eine schöne Art und Weise lebt und sich auch deshalb im eigenen Körper wohlfühlt.«

Eine innovative Idee also?
Melanie:
Großartig, absolut großartig! Ich fand die Kampagne "Keine Models, aber straffe Kurven " von Dove vor vielen Jahren schon großartig, deswegen habe ich mich auch sofort bereit erklärt, mitzumachen. Der Grundgedanke hinter ihren Kampagnen ist wunderschön!

Kommen wir mal auf den Grundgedanken zu sprechen: Wie würden Sie diesen formulieren? Was spricht Sie dabei so an?
Melanie
: Ich glaube, dass der Grundgedanke hinter der Kampagne das Wohlfühlen in der eigenen Haut als Ursprung hat. Es geht darum, dass man an sich glaubt, sich wohlfühlt im eigenen Körper und man sein Leben auf eine schöne Art und Weise lebt und sich auch deshalb im eigenen Körper wohlfühlt.

Wie finden Sie es, dass auch "unter die Haut" geschaut wird?
Melanie:
Ich finde es super erfrischend, dass Dove nicht nur das Äußerliche sieht und aufbauend auf diesem Gedanken seine Kampagnen kreiert. Das ist meiner Meinung nach erfrischend, bewundernswert und mutig.

Warum mutig?
Melanie:
Ich finde es mutig, weil es letztendlich für alle Firmen ja immer um Verkauf geht und Dove daran glaubt, dass es auf die inneren Werte ankommt. Ansonsten würden sie keine Kampagne mit so viel Geld starten und ein so hohes Risiko eingehen. Das heißt, sie glauben daran und stehen hinter dem, was sie nach außen tragen.

Wie vereinbaren Sie es mit sich selbst, einen sehr, sehr anstrengenden Job haben? Wie schaffen sie es, nicht nur auf ihren Körper, sondern auch auf ihr Inneres zu achten? Wie setzen Sie das Prinzip der Selbstpflege um?
Melanie:
Selbstpflege setze ich für mich in meinem Alltag dadurch um, dass ich seit längerer Zeit jeden Morgen Yoga praktiziere und danach meditiere. Das hat mir sehr dabei geholfen, mich nicht in diesem sehr anstrengenden Beruf – vor allem während großer Produktionen, die 7 Tage die Woche vollen Einsatz verlangen – selbst zu verlieren. Dieses Ritual hilft mir auch dabei, fokussiert und positiv an die Arbeit heranzugehen und nicht total gestresst zu sein. Außerdem gönne ich mir hin und wieder auch Wellnesstage. Das halte ich neben dem beruflichen und dem familiären Stress nämlich für sehr wichtig, dass man sich auch ab und zu Zeit für sich selbst nehmen kann zum Beispiel für Wellness oder Sport.

Wie sind Sie überhaupt dazu gekommen, Stuntfrau zu werden?
Melanie:
Stuntfrau geworden bin ich eigentlich per Zufall. Während des Studiums habe ich bereits viel im Extremsportbereich gearbeitet und war an einem Punkt, an dem mir zum einen alles etwas langweilig wurde und zum anderen das Studium nicht so wirklich viel Spaß gebracht hat. Eine Freundin hat mich dann eines Tages gefragt, ob ich mit nach Dänemark zu einem Stuntworkshop kommen möchte. Die Idee fand ich auf Anhieb cool und wollte gerne etwas Neues erleben. Wir sind dann nach Dänemark geflogen. Zu dem Zeitpunkt war das jedoch noch überhaupt keine Berufsperspektive für mich, sondern einfach Spaß. Ich wollte mein Studium der Islam- und Politikwissenschaften weiterverfolgen und Journalistin werden. Nach der Zeit in Dänemark habe ich dann allerdings schon erste Drehanfragen bekommen und das hat sich innerhalb von zwei Jahren zu meinem Hauptjob entwickelt.

Welche Voraussetzungen braucht man für Ihren Beruf?
Melanie:
Gute Voraussetzungen, um Stuntfrau zu werden, sind Sportlichkeit, Eigeninitiative und Selbstdisziplin. Die charakterlichen Voraussetzungen sind meiner Meinung nach allerdings noch weitaus wichtiger. Man muss spontan sein, Ruhe bewahren können, kreativ sein und auch mal um die Ecke denken können.

Making Of der Dove-Kampagne

Viele denken ja, dass man als Stuntfrau unglaublich mutig sein muss. Man darf keine Angst haben. Wo ist ihre Quelle der inneren Sicherheit?
Melanie:
Es ist ganz wichtig, dass man keine Angst hat, allerdings darf man nicht sorglos mit der Arbeit umgehen. Man muss – und das ist wirklich ein Muss – Respekt vor der Arbeit haben. Man begibt sich in viele gefährliche Situationen, in denen man nicht sorglos handeln darf. Man muss sich der Gefahr stets bewusst sein und sich auf die trainierten Abläufe fokussieren.

Wie reagieren andere Menschen auf Sie, wenn sie von Ihrem Beruf erfahren?
Melanie:
Wenn Leute von meinem Beruf erfahren, bekomme ich zwiegespaltene Reaktionen. Einige sagen: "Wow, das wollte ich auch unbedingt schon einmal werden!“ und andere gucken mich eher schräg an und können nicht verstehen, warum man so etwas macht.

Wie erklären Sie sich diese unterschiedlichen Reaktionen?
Melanie:
Diese Reaktionen erklären sich für mich dadurch, dass der Beruf zwei Sachen mit sich bringt: Auf der einen Seite haben die Leute die Vorstellung, dass man im Rampenlicht steht – was nicht der Fall ist. Auf der anderen Seite haben viele Leute jedoch Angst vor Schockmomenten und gefährlichen Situationen.

Was sagt ihr Sohn zu Ihrem Beruf?
Melanie:
Mein Sohn findet meinen Beruf ziemlich spannend. Er ist oft bei Workshops mit dabei und spielt auch mit der Idee, den Job eventuell auszuüben. Er trainiert viel mit mir und merkt dabei auch, dass es eine für den Körper sehr anstrengende Arbeit ist und man eben nicht im Rampenlicht steht. Vor ein paar Monaten war er mal mit am Set als ich vom Auto angefahren wurde und da wurde mir das erste Mal bewusst, dass das keine gute Idee ist. Ich wurde dadurch unkonzentrierter und würde das nicht nochmal machen. Er fand es cool, aber gleichzeitig war er auch etwas nervös. Mein Sohn ist stolz auf mich und weiß, dass ich nur das mache, was ich mir zutraue. Ich lehne auch Arbeiten ab, wenn sie mir zu heikel sind.

Ihr Beruf strapaziert Ihre Haut ja sicherlich sehr. Welche Aspekte in Ihrem Beruf sind besonders schwierig für Ihre Haut?
Melanie:
Schwierige Aspekte meines Berufs in Bezug auf meine Haut sind auf jeden Fall blaue Flecken und Abschürfungen. Wenn ich Schauspielerinnen double ist dies meistens leicht bekleidet und mit nur wenig Schützern. So bekommt man natürlich auch mehr Narben und blaue Flecken sowieso. Da heißt es dann wirklich die Haut nach einem Drehtag gut zu pflegen.

Und wie machen Sie das?
Melanie:
Ich pflege meine Haut hauptsächlich, indem ich abends erstmal in die Badewanne gehe, um meine Muskeln zu entspannen. Danach wird die Haut mit ordentlich viel Creme versorgt.

Auf welchen Stunt in Ihrer Karriere sind Sie am meisten stolz?
Melanie:
Ein Stunt, auf den ich besonders stolz bin, war ein Motorradunfall. Der Stunt an sich war gar nicht so außergewöhnlich, aber der Regisseur war so charmant und toll und wollte einen witzigen Motorradsturz. Ich mag Comedy super gerne und fand einen witzigen Motorradstunt so cool, dass ich die Zusammenarbeit sehr genossen habe.