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Was machen die Travelblogger eigentlich während der Pandemie?

Sie unterhalten ihre Follower mit atemberaubenden Fotos und wertvollen Reisetipps. Travelblogger sind momentan aber eher arbeitslos. Wir haben mit ihnen über ihren neuen Alltag gesprochen.

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Was machen die Travelblogger eigentlich während der Pandemie?

Julia von @chicchoolee auf Mauritius

© Chicchoolee

Wir alle sehnen uns nach Urlaub, Reisen und einer Auszeit außerhalb der eigenen vier Wände. In der Vergangenheit holten uns die Instagram-Accounts der Reiseblogger immer wieder in die Ferne. Seit Ausbruch der Pandemie mussten wir aber großteils darauf verzichten: Während sie früher von Thailand nach New York pilgerten und zehntausende Follower mit Fotos aus aller Welt versorgten, sind viele Travelblogger "nur" noch in Österreich unterwegs.

Manche von ihnen wagen es dann doch, sie steigen ins Flugzeug und jetten trotz Pandemie durch die Welt. Meist hagelt es dann Kritik: Unter dem Wort "Travelshaming" versteht man die Mini-Shitstorms und negativen Bemerkungen, die in den Kommentarspalten derjenigen landen, die Urlaub machten, während der Rest der Welt im Lockdown festsitzt. Wir haben uns das Ganze mal genauer angesehen und bei drei Bloggern nachgefragt, wie sie mit den Reisebeschränkungen umgehen.

Julia @chicchoolee: "Seit der Pandemie war ich nicht mehr auf Reisen"

Hat sich dein Instagram-Account verändert? Oder warst du trotz Pandemie unterwegs?
Julia: Seit Beginn der Corona-Krise war ich nicht mehr auf Reisen – auch nicht im Sommer. Für mich hat es sich einfach falsch angefühlt und deshalb habe ich auch keine Aufträge angenommen. Für dieses Jahr ist noch nichts Konkretes geplant. Viele Reisen wurden auf 2021 verschoben, aber meine Kooperationspartner und ich warten noch bis März, um dann gemeinsam zu entscheiden, was sich umsetzen lässt. Mein Content hat sich auf jeden Fall seit der Pandemie verändert, aber auch schon vorher gab es einen Umbruch: Ich habe einen Account (@house.no22) angelegt, um den Bau unseres Hauses zu dokumentieren. Das kam ganz gut an und heute bespiele ich diesen Kanal täglich – so ein Haus ist ja nie fertig. Auf meiner regluären Instagram-Seite poste ich aber mindestens zweimal wöchentlich alte Reiseerinnerungen, zeige nicht veröffentliche Bilder und gebe zusätzlich Tipps für den Urlaub in der Heimat.

Stichwort "Travelshaming": Was sagst du zu Bloggern, die gerade um die Welt reisen?
Julia: Meiner Meinung nach kommt es stark darauf an, wo man hinfährt und wie die Reise aussieht. Ich fand es nicht gut, dass viele nach Dubai geflogen sind, nur weil dort die Corona-Maßnahmen lange nicht existent waren und man sich quasi "frei" bewegen konnte. Zu fliegen ist generell schwierig, aber wenn das Urlaubsziel auf die Maßnahmen achtet, ist das okay, finde ich. Pauschal lässt sich diese Frage schwer beantworten. Man wird sehen wie sich die gesamte Reiseindustrie mit der Impfung verändern wird.

Carmen @carmenhuter: "Ich bin von Neuseeland zurück nach Österreich gezogen"

Warst du seit dem Ausbruch der Pandemie auf Reisen?
Carmen: Zu Beginn der Pandemie bin ich von Neuseeland zurück in die Heimat gezogen. Jeder einzelne Job wurde verschoben und schlussendlich abgesagt. Im letzten Jahr hab ich mich viel mehr auf regionale Kunden fokussiert und es dadurch geschafft, trotzdem weiter meinen Job auszuüben. Es war hart, aber es war auch etwas, das ich so oder so vorhatte, da sich die vielen Reisen auf meine Gesundheit ausgewirkt haben und ich mehr auf die Umwelt achten wollte. Mein Lebensstil wurde auf den Kopf gestellt. Es hat eine Weile gedauert, bis ich diese Veränderung zu lieben gelernt habe. Natürlich vermisse ich das Reisen und meine Freunde im Ausland sehr, aber das Ganze brachte auch viel Gutes mit sich.

Bist du seither verreist?
Carmen: Ja, ich war im Sommer in Island und Griechenland. Ich hatte aber auch die Ehre, für einen Auftrag auf die Malediven zu fliegen. Nun stehen viele Wanderungen und Klettertouren in der Heimat an, sobald der Sommer da ist.

Hat sich dein Content verändert?
Carmen: Ich poste natürlich weniger internationalen Reisecontent und bin dadurch auch nicht mehr ganz so aktiv auf meinem Kanal. Das ist auch völlig okay für mich, da Instagram nur ein Standbein meines Unternehmens ist. Meine aktuellen Inhalte fokussieren sich sehr auf regionale Gebiete. Ich hatte aber auch schon in den Jahren davor andere Themen wie zum Beispiel Politik oder Mindfulness angesprochen.

Marion @Ladyvenom: "Ich war vor zwei Wochen in Kenia!"

Du bist Reisefotografin: Wie geht es dir mit den Aufträgen?
Marion: Viele Aufträge wurden verschoben und Reisepläne verändert. Im Sommer letzten Jahres hab ich mich dann mehr auf Österreich-Reisen fokussiert und viel recherchiert und getestet. Ich hatte so auch "daheim" sehr viele besondere Reise-Erlebnisse und das Feedback war extrem positiv! Seit November steht der österreichische Tourismus still und ich musste mir überlegen, wie ich weitermache. Zum Glück ist der Reiseblog nicht mein einziges Standbein: Mit meinem Team führe ich außerdem eine Social Media-Agentur, die vieles abfedert, was sonst weggefallen ist seit der Pandemie.

Warst du in letzter Zeit unterwegs?
Marion: Ja, ich war tatsächlich vor zwei Wochen auf meiner ersten Reise seit Anfang 2020 - und zwar relativ spontan in Kenia. Natürlich unter Berücksichtigung aller Vorsichtsmaßnahmen - ich habe mich sogar zusätzlich vor der Reise in freiwillige Selbstisolation begeben, um das Risiko so minimal wie möglich zu halten. Das Tolle an Safari-Reisen: Man hat grundsätzlich sehr wenig Kontakt mit anderen Menschen und ist stattdessen von viel Natur umgeben. Diese Art von Reisen halte ich für die ungefährlichsten und sie haben zusätzlich einen großen Nutzen vor Ort.

Was hältst du vom derzeit allgegenwärtigen Travelshaming?
Marion: Dazu kann ich nur sagen, dass ich nicht sehr glücklich darüber bin, wie im Netz derzeit kommuniziert wird. Es wird zu viel geurteilt und schwarz-weiß gemalt. Schwarze Schafe gibt es überall – in Österreich wie auf Reisen. Verantwortungsbewusstes Handeln aber auch – das legt man nicht an der Grenze ab. Was außer Acht gelassen wird, ist, dass in vielen Ländern Menschen, die ihre Tourismus-Jobs verloren haben, keine staatlichen Auffangnetze haben. Hier sind Existenzen bedroht und in Afrika beispielsweise damit auch der Erhalt von Naturschutzgebieten, der Wildtierschutz und alles was dazugehört.

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Sollte man mit der Buchung warten? Das sagt der Konsumentenschutz:

Wer gerade Lust auf eine Reise bekommen hat, muss sich noch ein wenig gedulden. Ob der Urlaub im Sommer 2021 wirklich stattfinden wird, ist derzeit noch unklar. Wer trotzdem buchen möchte, sollte die Stornobedingungen genau unter die Lupe nehmen, meint Gabriele Zgubic-Engleder vom Konsumentenschutz: "Bei einer Stornoversicherung muss man in den Vertragsbedingungen auf Ausschlüsse achten. Oft sind Fälle von Pandemie von einer Stornoversicherung nicht erfasst." Bei einer Fluggbuchung sind vertraglich gesehen, die Bestimmung vor Ort in der Regel nicht relevant: "Vertragsgegenstand ist nur der Transport von A nach B. Es kann aber ein 'Wegfall der Geschäftsgrundlage' vorliegen, wenn etwa ein Einreiseverbot am Ankunftsort besteht", so die Expertin. Das wäre im Einzelfall zu überprüfen.

Es lohne sich jedenfalls zuzuwarten und eher kurzfristig zu buchen. "Auch deshalb, weil es im Falle der Insolvenz einer Fluglinie keine gesetzlich verpflichtende Absicherung gibt und man ein bereits bezahltes Ticketpreis nicht mehr zurückbekommt", erklärt die Konsumentenschützerin.

Themen: Reise,